#OTRAllye2019

Tag 1: Die erste Etappe nach Ljubljana

von Robert 21. Juli 2019 0 Kommentare
Burg über dem See Bled, Slowenien

Mit der Anreise, Vorbereitung und Vorstellung der Teams sowie ihrer Fahrzeuge befassen wir uns in diesem Artikel.

Rallyestart: Ab geht die wilde Fahrt ...

Für die 10 Teilnehmer sowie Orga Willy hieß es also an Himmelfahrt, 11:19 Uhr, "ab auf die Bahn".  Genauer gesagt hieß es das in erster Linie zunächst für das Team GETCHARLIE.de, da wir 2019 zum ersten Mal einen versetzten Start hatten. Im Minigame - einem Schätzquiz - wurde fair die Startreihenfolge ermittelt und die Teilnehmer starteten im Abstand von je 30 Sekunden zueinander. Auf Matze und Michi im G-Power 3er folgten die Teams AllgäuRacing, Strohut, A und schließlich das Team DREIst + Orga. Der letzte Startplatz für die DREIsten war zumindest logistisch günstig, gab er uns doch noch Gelegenheit, den Start sauber filmen zu können :D.

Teilnehmerfeld OTRAllye2019 kurz vor StartNacheinander verlassen also alle auf sekundengenaues Zeichen von Robert den Startplatz unterhalb des Towers am Nürnberger Flughafen gen Südosten. Dank des versetzten Starts ging auch zu Beginn alles fair und gesittet zu - ein Modell, das wir wohl beibehalten werden. Nichtsdestoweniger werden die Rallyefahrzeuge von allen Teams, jedes einzelne hochmotiviert, energisch der Ausfahrt des Flughafengeländes entgegen bewegt. Auch als Orga ein leicht erhebender Moment. Die Anreise und Vorbereitung haben funktioniert, die kritischsten Teile der Organisation sind erfolgreich erledigt und nach gut 2 Jahren ist tatsächlich wieder ein Rallye-Tross on the road again.

Alpen von der Autobahn aus gesehenDie Teams haben dabei das Tagesziel Ljubljana fest im Blick, wenn auch manche nur mittelbar. Welche Route werden die einzelnen Teams wählen? Wer entscheidet sich für welche Strategie? Welche Fotochallenges werden von wem angefahren? All diese Fragen werden auf den nächsten 600 Kilometer (oder mehr) zu klären sein.

Feiertagsverkehr: Fluch und Segen gleichermaßen

Der klassische Weg von Nürnberg in die slowenische Hauptstadt führt - wenig überraschend - über die A9. Eine hervorragend ausgebaute Autobahn, die einen in Windeseile nach München bringen kann ... nachts und ohne Baustellen. An Christi Himmelfahrt allerdings, dem ersten Tag eines langen Wochenendes, sah das Richtung Süden etwas anders aus. Die mit ausreichend Baustellen gespickte Piste musste mit erwartungsgemäß mit erheblichem Reiseverkehr klarkommen, so dass der erste Stau nicht lange auf sich warten ließ. Die erste Frage war also: Durch- oder umfahren?

Feiertagsverkehr auf der A8Irrelevant ist diese Frage zunächst für Team AllgäuRacing, welches sich entscheidet, direkt die Fotochallenge am RedBull-Ring anzufahren und folglich über Regensburg in die Steiermark unterwegs ist. Alle anderen Teams jedoch nehmen die Route gen München. Während sich die Strohhüte und das Team GETCHARLIE.de unter erheblichem Zeitverlust durch den Stau quälen, setzen das A-Team und DREIst auf Umfahrungen und die Landstraße. Andrea und Alex im signalfarbenen TT haben die Autobahn bei Ingolstadt verlassen, um die erste Challenge anzufahren - das Audiforum in Ingolstadt - welche nach genauerer Prüfung nachträglich auch erteilt werden konnte.

Auf dem darauffolgenden Stück bis zur Grenze hatte Team DREIst die Führung inne, musste diese aber beim Vignettenkauf wieder knapp an das inzwischen aufgerückte Team GETCHARLIE.de abgeben. Auch die Strohhüte waren kurz vor Österreich nicht mehr weit hinter den ersten beiden Teams. Das A-Team, ebenfalls nicht weit zurück, entscheidet sich jedoch, in Richtung Kufstein statt Salzburg weiterzufahren - ein klarer Indikator für die nächste Challenge, Heiligenblut am Großglockner, welche die TT-Piloten auch konkurrenzlos erobern können.

Von recht zähflüssigem Verkehr auf einer allgemein recht vollen Bahn abgesehen, sind alle Teams recht gut an den Südrand der Republik gelangt. Rund 4 Stunden nach Beginn der Etappe haben alle Rallyefahrer Deutschland verlassen. Aber wie war das jetzt eigentlich mit der Vmax-Challenge, mit der die Teams das Tagesmotto "Need for Speed" erfüllen und möglicherweise kriegsentscheidende 8 Punkte abstauben wollen? Haben der dichte Verkehr und die Staus überhaupt sichere Höchstgeschwindigkeitsversuche zugelassen? Da alle Teams die gleichen Verkehrsbedingungen hatten, ist schwer davon auszugehen, dass das drehmomentstärkste Fahrzeug, welches folglich die geringste Strecke zum Beschleunigen braucht, auch die Challenge abräumt.

Das dürfte zweifelsfrei der hektisch zurechtgetunte G-Power 335d von Matze und Michi sein, vorausgesetzt, er fliegt beim Versuch nicht auseinander :D. Das ist auch allen Teams klar, von denen ohnehin fast nur das TT Cabrio mit 245 PS noch Chancen auf die Mottopunkte hat. Dementsprechend entscheiden sich auch die meisten Teams dafür, die Versuche zugunsten von Verkehrssicherheit und Eco-Punkten minimal zu halten oder direkt ganz zu unterlassen.

Die Fotojagd: Für (fast) jeden was dabei

Noch bevor alle im Ausland waren, hatten sich mit den gewählten Routen auch Strategien hinsichtlich der anzufahrenden Fotochallenges manifestiert, allerdings waren die Infos für die jeweils anderen Teams noch spärlich. Aufgrund einer genaueren Orga-Prüfung wurde die Ingolstadt-Challenge erst abends an das A-Team gegeben, so dass das erste Lebenszeichen der Post von den Allgäuern am RedBull-Ring in Spielberg an der slowenischen Grenze war. Mit Team A in Heiligenblut ergibt sich das spannende Bild, dass kurz vor 16 Uhr alle Teams auf fast exakt derselben Höhe liegen, nur auf völlig unterschiedlichen Routen, je ca. 80 km voneinander entfernt.

AllgäuRacing am RedBull-RingDamit sind nicht nur alle etwa gleichweit vom Ziel entfernt, sondern auch von den weiteren Challenges - eine Situation, die einen Run auf die verbleibenden Drei ausgelöst hat. Im Fokus ist dabei zunächst der sogenannte Pyramidenkogel, ein sehr künstlerisch designter Aussichtsturm am Wörthersee in Kärnten. Der Plan von Philipp und Matthias im Fiesta ST, auf dem "Rückweg" vom RedBull-Ring auf die Hauptroute noch den Kogel mitzunehmen, wurde von GETCHARLIE.de vereitelt, allerdings abermals unter erheblichem Zeitverlust. Grund dafür ist, dass sich nicht nur der Aussichtsturm am Wörthersee befindet, sondern dieses Wochenende dort auch das weltberühmte GTI-Treffen stattfindet, verbunden mit heftigem Verkehrsaufkommen allerlei tiefergelegter Showcars, die leider nicht die Schnellsten sind :D.

Das zwischenzeitlich führende Team DREIst hat diesen zeitlichen Vorsprung - wenn auch unbewusst - ausgenutzt, um die beiden slowenischen Challenges anzufahren. Sowohl Karol als auch Robert konnten in der Region auf einige Ortskenntnisse zurückgreifen und wussten, dass sich die Challenges Burg von Bled und See Bohinj relativ gut verbinden lassen. Großer Nachteil bei der ganzen Aktion: Die Straße endet in einem Alpental und muss komplett wieder zurückgefahren werden. Daher holt die Superb-Crew beide Fotochallenges, auch wenn sie damit auf den vierten Platz zurückgefallen ist.

Thomas und Uwe mit den Strohhüten haben sich als einziges Team dazu entschieden, sämtliche Challenges links liegen zu lassen und stattdessen straight zum Ziel durch zu fahren. Spätestens auf den zweiten Blick eine valide Strategie - sie dürften damit Punkte für das zeitigste Eintreffen am Ziel und die kürzeste Strecke bekommen - zusätzlich zu den Punkten für den geringsten Verbrauch, die den beiden mit dem kleinen 1.6er TDI quasi sicher sind.

Strohhut am Ljubljana CastleAn dieser Reihenfolge ändert sich auch nach Einreichung aller Foto-Challenges nichts mehr, so dass die Strohhüte im A3 als Erste das Ziel erreichen, um ca. 17:45 Uhr. In je ca. viertelstündigen Abständen folgen knapp aufeinander das Team AllgäuRacing, GETCHARLIE.de, die DREIsten und das A-Team. Für eine so lange Etappe und vor allem die sehr diverse Routenwahl ein doch recht dicht gedrängtes Feld.

Die Auswertung: Lassen wir die Zahlen sprechen

Da waren wir nun, rund 7 Stunden und eine lange, konzentriert gefahrene Strecke durch 3 Länder später. Zeit, erstmal inne zu halten, den Stress ein wenig abfallen zu lassen und die Location zu genießen. Ziel der ersten Etappe war die wunderschöne und liebevoll restaurierte Burg von Ljubljana. Malerisch und leicht versteckt auf einem Hügel gelegen, bietet sie nicht nur einen bezaubernden Blick auf die slowenische Hauptstadt, sondern auch auf den Südostrand der Alpen - beim gerade beginnenden Sonnenuntergang ein traumhaftes Bild und die richtige Kulisse, um etwas zu relaxen.

Ljubljana Panorama von der Burg aus gesehenZu sehr sollten die Teilnehmer jedoch noch nicht entspannen, denn die Tagesauswertung wird ja mit Spannung erwartet. Eine Aufgabe, der sich die Orgas William und Robert umgehend im Hotel widmen. Leider sind sie dabei nur zu zweit, denn die Buchung eines weiteren Betts für Karol wurde gepflegt vom Hotel übersehen und war auch kurzfristig nicht mehr zu realisieren. Glücklicherweise haben sich Matze und Michi solidarisch erklärt und Karol für die Nacht aufgenommen - vielen Dank :D.

Bei der Tagesauswertung ergeben sich zunächst nur wenige Überraschungen. Mit dem ersten Platz UND dem geringsten Verbrauch gehen je 3 Punkte an das Team Strohhut, zusätzlich zur kürzesten Strecke und dem Bonus für das Ankommen vor der Zielzeit, an diesem Tag 18:19 Uhr. Letzteres gelingt den beiden  als einzigem Team und sie kommen so insgesamt auf 8 Punkte. Mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit sowie dem zweiten Platz in Bezug auf die Ankunft und dem dritten in Bezug auf den Spritverbrauch konnte AllgäuRacing punkten und in Kombination mit der RedBull-Ring-Challenge ebenfalls 8 Punkte erreichen.

Die Teams A und DREIst konnten über die Fotochallenges (und der Supberb zudem noch über den zweitniedrigsten Verbrauch) je 7 Punkte erringen. GETCHARLIE.de holt zunächst in erster Linie die 4 Punkte vom Wörthersee sowie einen Punkt für den dritten Platz in Bezug auf die Ankunftszeit. Allerdings katapultiert ihr G-Power-Bolide Matze und Michi mit noch überschaubaren 259,6 km/h auf Platz 1 der Mottochallenge. Zusammen mit diesen 8 Punkten erreichen sie 13 Punkte und sind damit klarer Tagessieger.

Challengeübersicht Etappe 1 OTRAllye2019Die eigentliche Auswertung gestaltet sich in diesem Jahr komfortabler denn je - wurde das Rallye Management System doch vor der Rallye um Live-Tracking erweitert, so dass direkt sämtliche Informationen zu den Streckenverläufen der einzelnen Teams zur Verfügung standen und verglichen werden können. Das bedeutet aber auch, die Orgas sehen genau, wer wann wo wie schnell gefahren ist und sanktionieren Verstöße - die Rallye soll schließlich durch cleveres Taktieren und nicht durch möglichst rücksichtslose Fahrweise gewonnen werden. Nach einem internen Schema werden für die Teams DREIst und Strohhut je ein Strafpunkt vergeben, an das Team GETCHARLIE.de sogar deren 3. Ein leistungsstarkes Fahrzeug erfordert eben auch einen kontrollierten Gasfuß ;).

335d xDrive Touring zu schnell

Das Fazit: Dieses war der erste Streich

Sie ist gut gelaufen, die erste Etappe. Alle sind wohlbehalten und im geplanten Zeitfenster angekommen, keiner hat nennenswerte Probleme gehabt und der Spaßfaktor war hoch. Bei der Punktevergabe gab es auf den ersten Blick keine großen Überraschungen. Das stärkste Auto hat Vmax geholt und das sparsamste die Eco-Punkte. Soweit, so Rallye. Allerdings dürfte es wohl ein Novum darstellen, dass ALLE Fotochallenges des Tages angefahren wurden, was im Regelfall auf ein sehr motiviertes Teilnehmerfeld schließen lässt. Bis auf das Team Strohhut im A3 hat jeder mindestens eine Foto-Challenge gemacht, manche sogar zwei. Dieser Umstand sorgt auch beim Abendessen für ausreichend Gesprächsstoff.

Dass beide Strategien gleichermaßen erfolgreich waren, zeigt der Abstand von nur einem Punkt zwischen den Teams mit 2 Fotochallenges (DREIst, A) und den Teams mit einer oder keiner, aber mehr Fahrleistungspunkten (AllgäuRacing und Strohhut). Ebenfalls bemerkenswert ist das Ergebnis der Strohhüte. Normalerweise gehen wir davon aus, dass jemand zuerst ankommt ODER den geringsten Verbrauch hat. Dass auf ein Team beides zutrifft, ist bisher relativ selten vorgekommen. Jetzt stellt sich allerdings die Frage: War es eine bewusste Strategie oder sind Uwe und Thomas ohne die nötigen Pferdchen einfach nicht schnell genug zu den Fotochallenges gekommen?

Team Strohhut bei der VorbereitungGenau diese Frage für sich zu beantworten, wird die Strategie der anderen Teams für die kommenden Tage prägen, denn zu wissen, dass ein Team sicher durchfährt, bedeutet doppleten Stress auf der Fotochallenge-Jagd. Speed- UND Eco-Fahrleistungspunkte eines anderen Teams wieder aufzuholen erfordert mindestens 2 Fotochallenges und dabei darf nichts schief gehen. Damit lagen auch die Karten für den nächsten Tag auf dem Tisch. GETCHARLIE.de liegt zwar in Führung, aber inklusive der Strafpunkte gerade einmal 2 - 3 Punkte vor dem gesamten restlichen Feld. Mit anderen Worten: Der weitere Rallye-Verlauf ist komplett offen und es kann noch alles passieren. Nicht nur aus Orga-Sicht sind das quasi optimale Ausgangsbedingungen, denn es könnte kaum spannender sein - unterschiedlichste Strategien und alle haben zum Erfolg geführt ...

Nachdem die Auswertung soweit geklärt war, haben wir noch ein wenig den Abend in Ljubljana genossen. Für mehr hat leider auch die Zeit nicht gereicht, denn am nächsten Morgen klingelt der Wecker sehr zeitig, es wollen schließlich alle pünktlich zur Startzeit um 9:30 Uhr vor Ort sein, um keine Strafpunkte zu kassieren :D. Zudem ist es ja doch wünschenswert, zumindest einigermaßen fit zur Etappe 2 anzutreten - es sind schließlich wieder ein ganz paar Kilometer bis nach Budapest ;).

Burghof in Ljubljana

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