Vor einiger Zeit hatten wir in diesem ausführlichen Artikel eines unserer Hobbys beleuchtet - das Urban Exploring. Der Bann des Verfallenen beschränkt sich dabei nicht nur auf heimische Gefilde. Tatsächlich findet das Erkunden verlassener Orte auch auf unseren Reisen immer wieder etwas Platz. So war das Thema auch auf unserem letzten großen Amerika-Roadtrip #OTRAmerika22 sehr präsent. Warum auch nicht? Gerade die USA sind aufgrund ihrer unglaublichen Dimensionen und der dichten Geschichte in den letzten 250 Jahren prädestiniert für Urbex-Ausflüge.
Von verfallenen Industrieanlagen im sogenannten "Rust Belt" über endlose Minen in den Rocky Mountains bis hin zu ganzen Geisterstädten quillen die Vereinigten Staaten geradezu über von faszinierenden Lost Places, welche teils hochspannende Geschichten erzählen. Der Reiz des Fremden steigert die ohnehin vorhandene Anziehungskraft verlassener Orte nochmals. Für uns Grund genug, uns nicht nur in das eine oder andere Abenteuer zu stürzen, sondern auch unsere Erfahrungen in diesem Artikel zu teilen.
Andere Länder, andere Hütten - Mögliche Ziele
Tja und da sind wir schnell wieder bei den vielzitierten "unbegrenzten Möglichkeiten". Aber was soll man sagen - es stimmt. Sobald man erstmal anfängt, sich mit den Optionen zu befassen, ist man förmlich erschlagen von deren Anzahl und Vielschichtigkeit. Sollte man schon eine vorgefertigte Reiseroute haben, empfiehlt es sich, nach Zielen zu schauen, die keine großen Umwege erfordern. Falls man aber eine reine Urbex-Reise plant, ist es schon schwer, erstmal überhaupt einen Überblick zu bekommen.
Dies liegt zum einen an der schieren Größe des Landes. Mit fast 10 Millionen Quadratkilometern sind die USA eines der größten Länder der Erde. Sie beheimaten etliche Klima-, Vegetations- und Zeitzonen, in denen es unterschiedlichste Anforderungen an Gebäude und Anlagen gibt. Zudem tragen die dichte Geschichte, das starke Wachstum und die ethnisch-kulturelle Vielfalt in den USA zur großen Bandbreite an Lost Places bei. Wirtschaftskrisen und politische Richtungswechsel haben ihr Übriges zum Facettenreichtum des Verfalls beigetragen. Beste Bedingungen für Explorer, zumindest sofern man sich auf ein Konzept festlegen kann.
Sinnvoll kann es auch sein, sich auf ein bestimmtes Thema (z. B. Freizeitparks, Malls o. ä.) zu konzentrieren und darüber Ziele zu finden. Alternativ kann auch der Fokus auf eine gewisse Region helfen. Hier gibt es themenspezifische Hotspots, die einen Blick lohnen. Wer sich für Industriegeschichte interessiert, der sollte z. B. einen Blick auf den Großraum Detroit (bzw. den "Rust Belt" allgemein) werfen, wo immer noch ganze Stadtteile aus verfallenen Autofabriken bestehen. Die stummen Zeugen der Glanzzeit amerikanischer Fahrzeugindustrie warten auf neues Leben oder Abriss - aber bis dahin darauf, erkundet zu werden.
Einer anderen, ehemals sehr bedeutsamen Industrie kann man z. B. in Colorado nachspüren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat dort der große Goldrausch und später der Silverboom eingesetzt. Die Folge waren hunderte Bergbauoperationen mit entsprechenden Anlagen und auch ganzen Minenstädten. Einige von ihnen, etwa Ouray oder Silverton, sind heute beliebte Ferien- und Wintersportorte. Viele andere sind jedoch Geisterstädte und relativ frei zu erkunden. "Ghost Towns" gibt es in etlichen Gegenden. Ihre Ursprünge haben sie noch weiter zurück in der Geschichte - zu Zeiten des "Wilden Westens". Auch im Südwesten und besonders in Kalifornien ist die Dichte an interessanten Stätten daher sehr hoch.
Aller Anfang ... muss nicht schwer sein - Offizielle Besuche
Erkundungen müssen dabei weder zwingend illegal noch gefährlich sein. Es gibt hunderte Möglichkeiten, außer Dienst gestellte Anlagen ganz offiziell zu erkunden. Ein Beispiel dafür ist die "Vorzeige-Geisterstadt" Bodie in Kalifornien, östlich der Sierra Nevada. Diese wird als California State Park betrieben und kann gegen Eintritt frei besichtigt werden. Im Gegenzug kümmert sich der Park Service darum, dass die Anlage authentisch erhalten bleibt und stellt Informationen und Kontext zur Verfügung. Staatlich betriebene Parks sollten daher keinesfalls pauschal außen vor gelassen werden, nur weil "das ja jeder machen kann". Im Gegenteil - sie können eine sehr sinnvolle Ergänzung zum "inoffiziellen" Programm sein!
Zudem gibt es etliche Anlagen, etwa industriellen oder militärischen Ursprungs, welche inzwischen zum Museum umfunktioniert wurden. Privatleute oder Stiftungen machen Orte zugänglich, die früher für Normalsterbliche unerreichbar gewesen wären. Extrem beeindruckt hat uns in diesem Bereich das USS Midway Museum in San Diego - ein im Original erhaltener Flugzeugträger aus dem Golfkrieg. Ebenfalls hochspannend und sehr bewegend war das Titan II Missile Museum in Arizona. In dem Raketensilo war im Kalten Krieg eine ballistische Interkontinentalrakete mit Atomsprengkopf und unvorstellbarer Zerstörungskraft stationiert.
Im zivilen Bereich gibt es ebenfalls interessante Objekte, die als Museum zwar nicht im eigentlichen Sinne "Lost" sind, aber trotzdem einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit erlauben. Als kleines Beispiel sei hier der Leuchtturm von Key West in Florida genannt. Noch deutlich prägnanter ist das unweit gelegene Hemingway Home, wo der Literaturnobelpreisträger die 1930er Jahre verbracht hat. Hier hat man die seltene Gelegenheit, einen authentischen Eindruck von gehobenen Wohnverhältnissen vor 100 Jahren zu bekommen.
Nicht nur ist das ebenfalls im weiteren Sinne "Exploring", es ermöglicht auch einen einfachen und sicheren Zugang zur Geschichte der Gegend. Zudem hat man so auch die Möglichkeit, in oft sehr spannenden Gesprächen mit Kuratoren, Guides oder Rangern weitere Informationen über spannende Objekte in der Gegend (und ggf. deren Zugänglichkeit) zu bekommen. Legale Formen der Exploration sollten daher keinesfalls belächelt oder ignoriert, sondern eher als leichte Einstiegsmöglichkeit betrachtet werden.
"Eindringlinge werden erschossen" - Besonderheiten und Sicherheit
Aber auch die Optionen für "selbstgeführte Touren" sind mehr als mannigfaltig. Im Vergleich zu "Lost Place"-Ausflügen in Deutschland sind hier aber nicht nur die möglichen Orte vielfältiger, sondern auch die Gefahren. Zunächst ist es relativ schwer zu ermitteln, wie verlassen ein "Abandoned Place", wie sie in den USA genannt werden, wirklich ist. Die Besitzverhältnisse sind oft unklar und damit ist die Frage, "wie legal" man sie jeweils erkunden darf, schwer zu beantworten.
Zudem werden Besitztümer in den USA von vermeintlichen oder tatsächlichen Eigentümern auch oft vehement verteidigt. Es empfiehlt sich daher keinesfalls, Schilder wie das berühmte "Trespassers will be shot" zu ignorieren, denn diese werden hier oft sehr wörtlich genommen. Das gilt im Übrigen auch für Strafverfolgungsbehörden, bei denen der Finger am Abzug auch lockerer sitzt, wenn man z. B. für einen Einbrecher oder allgemein für bedrohlich gehalten wird. Sollte man es mit Polizei oder Security zu tun bekommen, empfiehlt es sich daher dringend, nicht zu fliehen, allen Anweisungen unmittelbar zu folgen und respektvoll klarzumachen, dass man keine kriminellen Absichten hat, sondern nur friedlich dokumentiert.
Außerhalb von großen Städten interessieren sich Behörden oftmals wenig für Bausicherung oder Gefahrenbeseitigung. Ebenfalls gelten oftmals deutlich geringere Standards für die Entsorgung von Industrieabfällen, Kampfstoffen und ähnlichem. Sollte tatsächlich etwas passieren, muss man bedenken, dass Notfalldienste gerade in entlegeneren Gegenden eventuell schlecht erreichbar sind und dann lange brauchen. Schon deswegen ist erhöhte Vorsicht geboten. Sich im "Land der Freiheit" zu bewegen, bedeutet eben nicht nur, mehr Möglichkeiten zu haben, sondern damit auch mehr Verantwortung.
Ein zusätzliches Problem besteht eventuell darin, dass Rechtsstreitigkeiten und medizinische Behandlungen in den USA oft exorbitant teuer sind und schnell mit Kosten im sechsstelligen Bereich einhergehen, sofern man keine entsprechenden Versicherungen hat. Beides sollte man also (auch mit Versicherung) von vornherein vermeiden. Darüber hinaus gelten - wie überall auf der Welt - die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen für Urbex-Ausflüge. Ausreichende Vorrecherche und Vorbereitung, feste Kleidung und Schuhwerk sowie ein respektvoller Umgang mit dem Objekt sollten selbstverständlich sein. An dieser Stelle sei nochmals auf das Kapitel "Und ist das nicht auch gefährlich?! - Tipps zur Sicherheit" im ersten Urbex-Artikel verwiesen.
Here we go! - Exploring in der Praxis
Nun haben wir uns natürlich nicht mit all der Theorie beschäftigt, um dann die ganzen Möglichkeiten, die so ein epischer Trip wie #OTRAmerika22 bietet, völlig links liegen zu lassen. Im Gegenteil, sobald wir den Charger übernommen hatten, war das erste Ziel tatsächlich auch der erste Lost Place - und weitere sollten folgen.
Zu diesen Objekten sind Fotoreportagen entstanden, die wir auf imgur bzw. reddit veröffentlicht haben. Alle drei haben einiges an Aufmerksamkeit und vor allem viele interessierte Kommentare bekommen. Da es sich um sehr spannende, teils einzigartige Orte handelt, möchten wir diese hier stellvertretend für die "unbegrenzten Möglichkeiten" vorstellen, verlassene Anlagen in den USA zu erkunden:
George Air Force Base, Victorville (CA)
Unmittelbar auf unserem Weg von San Diego nach Lone Pine, westlich des Death Valley, liegt die ehemalige George Air Force Base. Wie der Name verrät, handelt es sich um einen Luftwaffenstützpunkt der US Air Force. Dieser bestand aus einem großen Flugfeld und dem dazugehörigen Kasernengelände, welches de facto eine kleine Stadt am Rande der Mojave-Wüste ist. Die Base wurde 1992 von der Clinton-Regierung geschlossen und verfällt seitdem weitgehend ungenutzt vor sich hin. Wir machen einen kurzen Abstecher und passieren das weitgeöffnete Tor ungehindert. Die endlosen Straßen verbinden Häuser von unterschiedlicher Größe und Restsubstanz.
Tausende Leute haben hier gleichzeitig gewohnt und ihren Dienst verrichtet. Die gespenstische Ruhe, die nach inzwischen mehr als 30 Jahren Verfall über dem Ort liegt, steht dazu in heftigem Kontrast. Der allgemeine "Mad Max"-Vibe vermittelt einen guten Eindruck davon, wie die Erde nach ein paar Jahrzehnten aussehen würde, wenn die Gesellschaft kollabiert. Die frühere militärische Nutzung macht allerdings eine Erkundung nicht nur spannend, sondern auch gefährlich. Auf der Base sind etliche toxische Stoffe vergraben, teils wohl sogar radioaktiv, die hochgradig gesundheitsgefährdend sind. Asbest ist in den Gebäuden ebenfalls breitflächig verbaut.
Kein Wunder, dass das alte Krankenhaus das Herzstück der Basis ist. Das Gebäude ist noch recht gut erhalten, obwohl fast alles von Interesse schon vor Jahren entfernt wurde. Dennoch erahnt man in einigen Räumen noch den ursprünglichen Zweck als Behandlungszimmer o. ä. Im Keller ist wohl auch noch die Leichenhalle zu besichtigen. Bevor wir so weit kommen, erspäht die Security allerdings unseren knallroten Charger - nicht das unauffälligste Fahrzeug, zugegeben - und bittet uns freundlich, das Gelände zu verlassen. Die diversen "No Trespassing"-Schilder auf dem Weg zum Hospital müssen wir wohl übersehen haben ... kann ja den Besten mal passieren =).
» imgur.com: I explored the abandoned George Air Force Base in Victorville, California (OC)
» reddit.com: I explored the abandoned George Air Force Base in Victorville, California (OC)
Lake Dolores Waterpark, Mojave-Wüste (CA)
Das gibt uns allerdings die Möglichkeit, (gerade so) noch vor Sonnenuntergang ein anderes, spannendes Ziel anzusteuern. Etwa 50 Meilen nordöstlich von Victorville befindet sich der seinerzeit erste Outdoor-Wasserpark der Welt. Am zunächst privat angelegten "Lake Dolores" hat ein Unternehmer 1962 einen öffentlichen Wasserpark eröffnet - mitten in der Mojave-Wüste, ohne nennenswerte Zivilisation in der Nähe. Allerdings profitiert die Lage von der unmittelbaren Nähe zur Interstate 15, welche Las Vegas mit Bakersfield verbindet und ihn mit einem kontinuierlichen Strom an Besuchern versorgt hat.
Nach einer Reihe von Übernahmen musste der Park 2004 letzten Endes schließen, nachdem ein Mitarbeiter einen schweren Unfall hatte und Millionen an Schadensersatz zugesprochen bekommen hat. Obwohl der Park nun seit über 20 Jahren verfällt, ist vieles noch gut erkennbar, wie der Ticket-Kiosk, der Lazy River oder der Rutschenhügel. Man kann sich hervorragend vorstellen, wie sich Teenager hier an einem heißen Tag in der Wüste nach Abkühlung und Spaß gesehnt haben. Auch einige Filter- und Pumpenanlagen sowie Teile von Rutschen des Parks sind noch zu bestaunen. Der eigentliche See hingegen ist schon lange ausgetrocknet.
Eine besonders magische Atmosphäre breitet sich durch den Sonnenuntergang aus. Während die Sonne langsam hinter den Hügelketten im Westen verschwindet, taucht sie die Ruinen in ein warmes, milchig-goldenes Licht. Auch wenn dies zu dokumentarischen Zwecken nicht optimal ist, gibt es den Fotos eine sehr spannende Ästhetik. Vor allem aber der spannende Kontrast zwischen dem Kinderlachen vergangener Tage und der ohrenbetäubenden Stille heute macht die Atmosphäre einzigartig. Zudem ist das Gelände mehr oder weniger frei zugänglich, frei von Security und wenn man halbwegs aufpasst, wo man hintritt, nicht übermäßig gefährlich zu erkunden.
» imgur.com: I explored the abandoned Lake Dolores Waterpark in the Mojave Desert (OC)
» reddit.com: I explored the abandoned Lake Dolores Waterpark in the Mojave Desert (OC)
Bombay Beach, Salton Sea (CA)
Etwas südlich der Mojave-Wüste stoßen wir noch auf einen anderen Ort, an dem Wasserspaß einstmals eine große Rolle gespielt hat. Wir begeben uns ans Ufer des "Salton Sea", dem größten Binnengewässer Kaliforniens. Seine Geschichte ist so wechselhaft wie faszinierend. Anfang des 20. Jahrhunderts ist ein Damm gebrochen, dessen Reparatur mehrere Jahre in Anspruch genommen hat. In der Zwischenzeit haben die Wassermassen das Salton Basin geflutet und den gleichnamigen See geschaffen. Da dieser auch Jahrzehnte später, entgegen aller Annahmen, nicht einfach verdunstet ist, haben sich in den 50ern findige Immobilienentwickler dem Ufer angenommen. Entstanden sind diverse Ferienresorts und kleine Siedlungen wie eben Bombay Beach.
Klingt idyllisch - ein riesiger See, südlich des heiß-trockenen Coachella-Valleys, und so sieht er auf den ersten Blick auch aus. Leider hat das exzessive Einleiten von Abwässern umliegender Farmen in den 70ern zu einer riesigen, ökologischen Katastrophe geführt. Das Wasser ist in den toxischen Bereich gekippt, hat alle Fische vergiftet und mit ihnen die Vögel, die sie gefressen haben. Die komplette Gegend ist hochgradig verseucht und lebensfeindlich, so dass nur noch sehr wenige Menschen in dem einst prosperierenden Ferienort wohnen. Das kann man ihnen nicht verdenken, denn es stinkt im Sommer gnadenlos nach Klärwerk und Fischfabrik und der "Sand" besteht zu großen Teilen aus Knochenmehl. Einladend ist anders.
Die eigentliche Stadt Bombay Beach ist eine Mischung aus Trailerpark mit entsprechenden Wohnwagen und teils relativ großzügigen, festen Anbauten. Manche sind dabei noch recht original erhalten, andere schon sehr zerfallen. Die einzigartige Atmosphäre hat sich über die Jahre herumgesprochen. So findet regelmäßig mit der "Bombay Beach Biennale" ein Kunstfestival statt, welches mit teils sehr spannenden Installationen glänzt. Bei manchem ist man sich nicht mehr so sicher, ob es Kunstwerk oder original erhalten ist - die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit verschwimmt. Auch bei einem anderen Kunstwerk hat die Stadt für Inspiration gesorgt. Bombay Beach ist die Vorlage für "Sandy Shores" in GTA V. Schon allein deswegen hat sich ein Blick gelohnt, aber der kleine Ort ist auf vielen Ebenen spannend und ein Besuch für Explorer in jedem Fall empfehlenswert!
» imgur.com: I explored the semi-abandoned town of Bombay Beach at the Salton Sea, CA (OC)
» reddit.com: I explored the semi-abandoned town of Bombay Beach at the Salton Sea, CA (OC)
Große Freiheit, große Verantwortung - Fazit
Zugegeben, es ist einfach, mit der Urbex-Brille nach Nordamerika zu blicken und einen großen Spielplatz mit "unbegrenzten Möglichkeiten" zu sehen. So viele spannende Orte, die im Laufe der Geschichte verlorengegangen sind und nun im Dornröschenschlaf versuchen, dem Zahn der Zeit zu trotzen. Dennoch gibt es gute Gründe, dem Drang, einfach mit dem Mietwagen in die Wüste zu fahren und die nächstbeste Militärbasis zu erkunden, etwas zu widerstehen. Stattdessen empfiehlt sich hier zunächst ein gesundes Maß an Vorbereitung und dann vor allem auch Vorsicht, denn "Eigenverantwortung" wird im "Land of the Free" ganz groß geschrieben.
Das bedeutet im Zweifel aber auch, dass man auf sich allein gestellt ist, wenn man sich irgendwo in einer abgelegenen Mine ohne Empfang und Zugang zu Rettungsdiensten den Fuß bricht. Das sollte man stets im Hinterkopf behalten, genau wie die finanziellen und rechtlichen Konsequenzen, die in den USA oftmals deutlich gravierender ausfallen als in Deutschland. Ohne Krankenversicherung oder mit Schadensersatzforderungen am Hals landet man sonst schnell in der Insolvenz. Letztlich sind auch, je nach Gegend, Gewalt und Schusswaffeneinsatz ein Thema, mit dem man nicht zu leichtherzig umgehen sollte.
Falls man sich mit all dem jedoch anfreunden kann und sich mit dem nötigen Augenmaß bewegt, wird man als Urban Explorer in Nordamerika großen Spaß haben. Wie bei fast jeder anderen Aktivität auch, ist beim Urbexen in den USA für jeden etwas dabei und die Möglichkeiten so reichhaltig, dass es einen geradezu erschlägt. Auch wenn man den vollen Umfang nur schwer bewältigen kann - nichts hält einen davon ab, am Wegesrand nach ein paar Ruinen Ausschau zu halten. So bekommt der US-Roadtrip eine weitere, spannende Dimension und das Urbex-Herz springt zwei Takte höher. Safe exploring!