Bye bye, Dalmatien - Hallo Istrien!
Die Woche an unserem Hauptziel Drvenik an der dalmatinischen Küste, oder genauer der "Makarska Riviera", ist heute, und damit natürlich viel zu schnell, vorbei gegangen. Nach einem kleinen Frühstück mit kroatischen Käsespezialitäten haben wir aus unserer Ferienvilla ausgecheckt und ein letztes Mal die fantastische Küstenstraße befahren.
Wir begeben uns also langsam wieder in Richtung Heimat. Die Betonung liegt auf langsam. Schon alleine, damit wir nach den hiesigen 25° nicht im heimischen Herbst einem Temperaturschock verfallen, haben wir die Rückreise in Etappen eingeteilt. Die erste führt uns nach Istrien, der größten Halbinsel der nördlichen Adria, an der Grenze zu Italien.
Die Gründe dafür sind schnell erzählt. Zum einen wollen wir noch, solange es geht, ein wenig der Küste folgen und am Meer verweilen. Zum anderen ist Istrien bekannt für hervorragende Küche und eines der wichtigsten Trüffelgebiete - und passenderweise haben die gerade Saison :).
Langeweile auf der "Autobahn"
Der Haken an der Sache ist allerdings, dass dies für uns eine Strecke von ca. 550km bedeutete. Hört sich für OTRA-Verhältnisse überschaubar an, wenn man allerdings bedenkt, dass die Höchstgeschwindigkeit hier 130 ist, wird die Tour relativ schnell belastend, denn mit Abstandstempomat und Lane Assist macht man im Wesentlichen 6 Stunden lang ... nichts - das genaue Gegenteil der genialen Küsten- bzw. Inselstraßen die Tage zuvor. Selbstverständlich muss man aber dennoch konzentriert und verantwortungsvoll bleiben. Insgesamt zwar ein notwendiger Zustand, jedoch kein schöner.
Wenigstens, und das muss man der kroatischen "Autobahn" lassen, war die Fahrt landschaftlich sehr abwechslungsreich. Dadurch, dass Kroatien diverse Vegetationszonen beherbergt, die in erster Linie durch Berge voneinander getrennt sind, kann man sich nach quasi jedem längeren Tunnel auf ein neues Landschaftsbild freuen.
Außerdem ist die Streckenführung teilweise recht ansprechend, so dass wir zumindest hin und wieder mal vom Autopiloten übernehmen, um ein wenig zu lenken. Allerdings bedeutet Abwechslung auch unterschiedliches Wetter und so hatten wir teilweise mit erheblichem Starkregen zu kämpfen, auch wenn es sich bei der Länge der Strecke in Grenzen hielt.
Nach 500 monotonen und gefühlt endlosen Kilometern, die sich von der Konzentration her anfühlen wie 1500 auf einer deutschen Autobahn, und ca. 6 Stunden Fahrtzeit kommen wir - endlich - in Rovinj, einem kleinen Küstenstädtchen im Westen Istriens, an.
Freundliche Gastgeber und fürstliches Essen
Eingecheckt haben wir, nach ein paar kleinen Lokalisierungsschwierigkeiten im Dunkeln, im "Casa Alice", einem recht gehobenen Gästehaus, etwas außerhalb der Altstadt. Wir wurden direkt überschwenglich freundlich vom Wirt empfangen, einem offenbar passionierten VW-Fan. Unser Reisegefährt hat er sofort akustisch als "GTI or R" identifiziert. Als wir dann berichteten, dass es sich in der Tat um einen vollausgestatteten Golf VII R DSG handelt, war er völlig aus dem Häuschen und hat direkt darauf bestanden, dass wir ihn auf dem exklusivsten Parkplatz abstellen, den das Grundstück zu bieten hatte - direkt am Pool. Na dann tun wir ihm doch den Gefallen :D.
Nach einem kurzen Schwätzchen stellt sich heraus, dass der gute Mann selber der R-Fraktion angehört und einen V R32 bewegt. Wer kann es ihm verübeln? Der aktuelle Golf R ist zwar ein fantastisches Auto, aber dem 3.2L Sechszylinder aus dem "alten" trauern Generationen von Puristen und Downsizing-Gegnern hinterher - eine gute Wahl.
Trotz Vierzylinders war er von unserem weißen Wolf so angetan, dass er direkt zwei Freunde herbeizitierte, um gemeinsam über das "German Engineering"-Kunstwerk zu staunen, und auch das Angebot mal Platz zu nehmen, nahm er mit den Worten "Woaaahh, crazy car!!" sichtbar gut gelaunt und gerne an. Von dem freundlichen Empfang abgesehen haben wir auch eine recht ansehnliche Bleibe für die Nacht erhalten, wenn auch im etwas konservativen, mediterranen Stil eingerichtet.
Im Gegenzug für die kleine Fahrzeugbesichtigung haben wir uns bei ihm noch eine Restaurantempfehlung abgeholt. Leider stellte sich heraus, dass wir das "istrische Trüffeldreieck" ein paar Kilometer verfehlt hatten und so mussten wir "leider" auf die exzellente Meeresfrüchteküche ausweichen, für die er uns das "Bosket" empfahl.
Dort angekommen, hat der Besitzer direkt unsere Menüwünsche verworfen und durch Kreationen ersetzt, die, so meinte er, besser unseren Wünschen entsprächen. Nun, der Mann verstand ganz offensichtlich sein Handwerk und sollte recht behalten. Als Vorspeise haben wir uns eine Platte mit lokalen Käse- und Schinkenspezialitäten kredenzen lassen, sowie eine Auswahl an frisch gefangenen Muscheln.
Das Hauptgericht folgte ebenfalls einer Empfehlung des Hauses - eine große Platte mit Garnelen in Zwiebel-Weißweinsoße auf Pasta ... na aber hallo :D. Alles superlecker und von bester Qualität. Man spürt hier kulinarisch die Nähe zu Italien, aber die kroatische Küche hat ihren ganz eigenen Touch.
Zum Abschluss gibt es - wie war das mit der Nähe zu Italien 😉 ? Panna Cotta und einen Grappa aufs Haus. Allerdings spürt man auch am Preis, dass man wieder näher an Zentraleuropa als an Bosnien oder Montenegro ist, dennoch sind für die gebotene Menge und Qualität (und den exzellenten Service) 70€ für zwei Drei-Gänge-Menüs und Getränke wohl nicht zuviel.
Zufrieden und gesättigt begeben wir uns die wenigen Schritte zum Casa Alice zurück und sind froh, dass der eigentlich langweilige und eher graue Tag noch einen Höhepunkt gefunden hat. Am Sonntag schauen wir uns Istrien noch ein wenig genauer an.