Mit leichter Verzögerung starten wir in unsere Artikelserie zum bislang größten aller Roadtrips - #OTRAmerika22. Auf unserer Reise durch den Südwesten der USA haben wir vergangenes Jahr vier Wochen lang sechs Bundesstaaten unsicher gemacht. Doch auf so ein episches Abenteuer geht man nicht einfach von einem Tag auf den anderen. Die "unbegrenzten Möglichkeiten" bringen eben auch einen gewissen Planungsaufwand mit sich. So möchten wir im ersten Artikel die Frage beantworten, die uns während der Vorbereitung am häufigsten gestellt wurde.
"Wie geht man denn an so eine riesige Reise ran?!"
"... ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll!" haben wir tatsächlich relativ oft gehört. Die Frage ist überaus berechtigt. In unserem Fall war zu Beginn nur wenig klar: Wir wollten im September für einen Monat auf einen Roadtrip durch Nordamerika gehen. Was sich zunächst grandios anhört, wirft schnell eine ganze Reihe weiterer Fragen auf: Wo genau wollen wir starten? Welche Regionen wollen wir sehen? Von welchem Flughafen aus kommt man am besten hin? Wie kommt man günstig an einen Mietwagen? Lieber viele Hotels sicher vorbuchen oder flexibel bleiben?
Auch wenn bei uns Individualreisen klar im Vordergrund stehen, können wir natürlich jeden verstehen, dem der Aufwand hier zu hoch erscheint. Es ist auch absolut legitim, Teile oder die gesamte Planung an ein Reisebüro auszulagern - gerade, wenn keine große Vorerfahrung besteht. Es gibt etliche Agenturen, die sich auf Nordamerika spezialisiert haben und teilweise auch sehr preisgünstige, vordefinierte Rundreisen anbieten. Das kann eine super Gelegenheit sein, ohne viel Eigenaufwand einen guten Überblick zu bekommen. Für spezielle Interessen, z. B. Wildwater Rafting in den Rocky Mountains, geführte Touren durch den Grand Canyon oder eine Rundreise mit dem Wohnmobil, können spezialisierte Reisebüros ebenfalls eine gute Wahl sein.
Wir lassen es uns allerdings nicht nehmen, den Trip in jedem Detail selbst zu planen. So hat man nicht nur das Gefühl, das meiste aus dem Reisezeitraum und dem Budget zu holen. Nein, man kann sich vor allem schon immer mal hinträumen und hat im Alltag den Urlaub als Ziel und Motivation präsenter. Doch die vielen Fragen bleiben. Gut ein halbes Jahr vor dem angedachten Abflug haben wir mit dem Recherchieren und Planen begonnen. Das bedeutet im ersten Schritt vor allem eines: ein paar Variablen auflösen und klarere Rahmenbedingungen schaffen.
Im kleineren Rahmen haben wir das Thema schon einmal exemplarisch anhand einer Städtereise nach New York beleuchtet. Dieser Artikel kann zur Vorbereitung ebenfalls interessant sein: "New York: Planung ist das halbe Leben! - Tipps zur Vorbereitung".
Wann soll es wo hingehen? - Zeitraum und Region finden
Da auch vier Wochen nicht annähernd genug Zeit sind, um die USA in ihrer Gesamtheit zu bereisen, kann es eine sinnvolle Strategie sein, zunächst die Zielregion genauer einzugrenzen. Interessiert man sich mehr für die historischen Aspekte und möchte sich Neuengland mit Boston, Philadelphia usw. anschauen - gern verbunden mit einem Trip nach Washington D.C. und New York City? Reizen einen vielleicht doch mehr die Sonne Floridas und die stolzen Südstaaten? Möglicherweise gefällt einem aber auch der California Beach Vibe am besten und es zieht einen an die Westküste?
Um das herauszufinden, sollte man sich eine Weile in die Recherche vertiefen. Wie man das macht, ist jedem selbst überlassen. Reiseführer ausleihen, YouTube-Videos schauen, Travelblogs lesen, Podcasts hören ... Möglichkeiten gibt es viele. Wichtig ist, dass man es mit der Frage im Hinterkopf tut: Wie würde es sich anfühlen, wenn ich jetzt dort wäre? Hätte ich da Bock drauf? Sobald man darauf eine Antwort hat, hat man auch die erste Konstante im System und vieles wird klarer.
Im nächsten Schritt macht dann ein Blick auf den Reisezeitraum Sinn. Beispiel: Wenn man am liebsten nach Florida möchte, sollte man wissen, dass zwischen Juli und Oktober Hurricane Season ist. Arizona im August bei 50° ist möglicherweise auch nicht die beste Idee. Christmas Shopping in New York im Dezember klingt zunächst zwar romantisch, allerdings ist die Gefahr von Blizzards groß. Bei diesem Punkt ist es also besonders wichtig, die Hausaufgaben zu machen. Eine grobe Recherche, wann der beste Zeitraum für das Wunschziel ist - oder ob es umgedreht Zeiträume gibt, die man vermeiden sollte - kann hier erheblich zur Urlaubsqualität beitragen.
Für uns war wie immer der September als bevorzugter Reisezeitraum gesetzt, die Region aber noch offen. Im Gespräch waren u. a. die Ostküste mit Fokus auf Neuengland, eine Kombination aus Florida und Puerto Rico oder ein Trip von Küste zu Küste entlang der Route 66. Alles spannende Optionen, aber die Vorfreude war beim Gedanken an ein Szenario spürbar stärker als bei den anderen. Es sollte Sonne sein, eher Natur und Einsamkeit als Großstadthektik und vor allem ganz viel Straße. Die Message war klar: "Go west"!
Was will man sehen? - Einen Überblick gewinnen
Aber auch das hilft zunächst nur bedingt. Selbst verhältnismäßig kleinere Regionen in den USA bieten Aktivitäten für Wochen und Monate. Alleine in Kalifornien kann man sich bestimmt ein halbes Jahr aufhalten, ohne alles Nennenswerte gesehen zu haben. Es gibt Städte, die besichtigt werden wollen, Nationalparks, Museen, Events, besonders schöne Straßen, Wanderungen, Freizeitparks, Restaurants von Weltrang - you name it. Da sind sie wieder, die "unbegrenzten Möglichkeiten". Um die Zeit im Land und auch das Reisebudget ideal nutzen zu können, empfiehlt es sich, einen guten Überblick zu haben, was man alles machen KÖNNTE. Das verpflichtet zu nichts, hilft aber dabei, Routen zu planen oder sich vor Ort flexibel umentscheiden zu können.
Wie man sich hier über nennenswerte Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten informiert, bleibt wie bei der Regionsfindung jedem selbst überlassen. Neben Blogs, YouTube-Videos und Gesprächen mit Freunden hat uns hier tatsächlich ein klassischer Reiseführer geholfen. Empfohlen sei hier "Reise Know-How: USA - der ganze Westen" , in dem sich das Autorenpaar auf Individualreisen mit dem Auto konzentriert - genau das, was wir brauchen.
Beim Durcharbeiten des Reiseführers lohnt es sich, alle relevanten Punkte zu erfassen. Ergänzt werden können diese ggf. um alle aktuellen Events, die vielleicht interessant sind - Messen, Konzerte, Ausstellungen usw. Gesammelt haben wir alles in einer Exceltabelle, was die weitere Organisation stark vereinfacht hat.
Unsere Excel-Tabelle stellen wir gern zur weiteren Verwendung zur Verfügung: POIs USA Südwesten.xlsx.
Knapp 300 Points of Interest erfassen wir im Vorfeld, zusammen mit genauer Location, weiterführendem Link und einer Kategorie wie Nationalpark, Aussichtspunkt oder Essen. Möglicherweise jedoch am wichtigsten: Wir überlegen uns, was wir auf jeden Fall sehen wollen, wie wichtig uns das jeweils ist, und vergeben entsprechende Prioritäten. Dabei ist die Tabelle als Grundlage schon sehr nützlich, aber mit Hinblick auf die Streckenplanung wäre eine Karte eigentlich besser. Wir machen uns die Import-Funktion von Google Maps zu Nutze und stellen alle POIs nach Kategorie in einer Karte dar. So erkennt man nicht nur deutlich einfacher, welche Routen sich anbieten, sondern kann auch unterwegs noch spontan schauen, welche POIs ggf. in der Nähe noch interessant sind.
Wo entlang und wie teuer? - Rahmen und Budget abstecken
Der Blick auf die Karte hilft aber vor allem dabei, zwei wichtige Fragen zu beantworten: Welche POIs lassen sich sinnvoll kombinieren und welche Routen leiten sich daraus ab? In unserem Fall sieht man relativ deutlich: Es gibt drei Cluster. Den pazifischen Nordwesten, Kalifornien und den Südwesten zwischen Südkalifornien und den Rocky Mountains. Da wir die letztere Region bislang am wenigsten kennen, fällt die Entscheidung für unsere Referenzroute auch genau darauf: Wir folgen dem Colorado River in Richtung Nordosten. Der Plan sieht vor, uns am nördlichen Rand des Grand Canyon entlang von San Diego aus in die Rocky Mountains zu begeben.
Die Route ist nicht nur vielfältig, sondern deckt vor allem auch viele unserer "Must haves" ab. Gleichzeitig bietet sie genügend weitere Sehenswürdigkeiten, falls man spontan umplanen muss oder möchte. Nun stellt sich die Frage, was von alledem sich realistisch im Reisezeitraum unterbringen lässt. Hier empfiehlt es sich, anhand der Route zu schauen, welche Zwischenziele und Etappen logistisch sinnvoll sein könnten, wie viel es in welcher Region zu sehen gibt und für wie lange sich ein Aufenthalt lohnt. Der Darstellung lässt sich z. B. schön entnehmen, dass die Nationalparks Bryce, Capitol Reef, Zion und Teile des Grand Canyons in Tagesausflugsdistanz zueinander liegen. Warum hier nicht gleich eine Unterkunft für mehrere Tage buchen?
Ebenfalls sollte man die Dimensionen nicht unterschätzen - Amerika ist riesig. Daher ist es essenziell, auch die Streckenlängen im Auge zu behalten. Es kann nützlich sein, auch diese Infos alle in eine Exceltabelle zu werfen, die Tag für Tag Strecken, Reiseziele und Aktivitäten enthält. Am besten geht das, indem man sich eine Wunschroute überlegt und einmal im Detail durchdenkt. Dabei geht es nicht darum, alles minutiös vorzuplanen und dann später vor Ort abzuarbeiten. Zweck ist es, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die ersten Vorstellungen auch machbar sind oder ob man das anvisierte Konzept nochmal überdenken sollte. Wir haben auch die Angewohnheit, uns am Anfang zu viel vorzunehmen. Das wird dann bei diesen Planspielen klar und ausgehend davon können wir den Umfang auf ein realistischeres Maß runterpegeln.
Auch hilft das Grobkonzept dabei, das Budget im Blick zu behalten. Man weiß nun, wie die Strecken aussehen könnten und wie weit man ungefähr fährt. Folglich kann man etwa den Spritbedarf ermitteln. Auch kennt man mögliche Übernachtungsziele und kann schauen, wie üblicherweise das Preisniveau für Hotels oder BnBs ist, oder was man für ein Abendessen in einem durchschnittlichen, lokalen Restaurant einplanen muss. So kristallisiert sich vorab zumindest eine grobe Kostenstruktur heraus sowie ggf. Einsparpotentiale, damit die Urlaubskasse nicht vor der Reise zu Ende ist.
Wie hinkommen und was beachten? - Flüge und Administratives
Wenn man sich einigermaßen sicher ist, dass das angedachte Konzept machbar ist und zu den eigenen Vorstellungen passt, sollten auch die Eckpunkte für die Anreise schon klarer sein. Aber auch wenn man sich die konkrete Route offen hält und generell flexibel bleibt, so muss man doch zumindest den Startpunkt festlegen. Wir empfehlen an dieser Stelle dringend, möglichst auf Direktflüge zwischen großen Flughäfen zurückzugreifen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen steigt die Gefahr, dass man einen Anschluss verpasst oder das Gepäck nicht korrekt ankommt mit jedem Layover. Zum anderen bieten große Flughäfen bessere Chancen auf Ausweichflüge sowie entsprechende Rahmeninfrastruktur - etwa Mietwagenstationen mit ausreichenden Verfügbarkeiten und eine breite Auswahl an Hotels.
Ab Deutschland kommen im Wesentlichen die Flughäfen in Frankfurt und München für Direktflüge nach Nordamerika in Frage. Budgetflüge an die Ostküste gibt es inzwischen aber auch vom BER aus. Im Westen der USA ist Los Angeles (LAX) der mit Abstand am besten vernetzte Flughafen. Aufgrund der Vielzahl an Verbindungen sind Flüge nach Los Angeles auch oftmals die günstigste Option, an die Westküste zu gelangen. Gleichwohl empfiehlt sich - je nach Route - auch ein Preisvergleich mit San Francisco (SFO), Seattle (SEA) oder sogar Vancouver in Kanada (YVR).
Wir selbst folgen unseren eigenen Empfehlungen allerdings mal wieder nur bedingt =). Stattdessen machen wir von einem damals neuen Angebot der Lufthansa Gebrauch und fliegen von München direkt ins deutlich kleinere San Diego. Die Stadt ganz im Süden Kaliforniens hat es uns schon beim ersten Amerikaroadtrip 2013 angetan und uns seitdem nicht mehr losgelassen. Die neue Direktverbindung der Lufthansa kam uns daher sehr gelegen und war auch preislich kaum teurer als Flüge zum LAX. Zudem muss man beachten, dass das allgemeine Preisniveau in San Diego etwas geringer ist als in LA und sich so ggf. die teureren Flugpreise bei den Hotels amortisieren.
Bevor man die Flüge bucht, ist es jedoch empfehlenswert, zunächst die Einreisegenehmigung (ESTA) zu beantragen. Ohne diese (oder alternativ ein entsprechendes Visum) darf die Reise nicht angetreten werden. Der Antrag erfolgt direkt über die Seite der amerikanischen Grenzschutzbehörde CBP: https://esta.cbp.dhs.gov/. Die ESTA kostet ca. 15 € und ist zwei Jahre lang gültig. Nach der Flugbuchung müssen noch die Passagierdaten an die entsprechenden US-Behörden übermittelt werden. Dies erfolgt über die Airline mit einem System namens APIS, im Regelfall in der Flugbuchungsverwaltung. Zu beachten ist außerdem, dass ein gültiger Reisepass Voraussetzung ist.
Wo unterkommen? - Die Unterkünfte
Da man für die ESTA auch eine erste Adresse in den USA braucht, sollte die erste Unterkunft schon vor Beantragung gebucht sein. Es reicht eine, ggf. stornierbare, Buchungsbestätigung von z. B. Booking.com oder AirBnB. Die Unterkunft sollte sich allerdings in der Nähe dies Zielortes befinden. Gerade bei Destinationen mit größerer Zeitverschiebung (minus 9 Stunden an der Westküste) ist es im Regelfall eine gute Idee, zunächst 2-3 Tage vor Ort zu verbringen und sich vom Jetlag zu erholen. Auch die neue Klimazone kann einiges an Eingewöhnung erfordern.
Für die Wahl der restlichen Unterkünfte ist vor allem die weitere Route entscheidend. Wenn man sich überwiegend in Städten aufhält, wird man wenig Probleme damit haben, auch kurzfristig ein Hotel zu finden. In Phoenix oder Las Vegas gibt es auch einen Tag vorher noch ausreichend Unterkünfte, auch wenn man hier Feiertage und Events beachten sollte. Direkt nach unserem Ankunftswochenende ist z. B. Labor Day in den USA, was neben geschlossenen Geschäften vor allem dazu führt, dass nur noch sehr schlechte und sehr gute Hotels verfügbar sind. Wir entscheiden uns für 4 Sterne und checken im Hotel Republic ein =).
Falls die Route einen aber auch in entlegenere Gegenden führt, ist man oftmals gut damit beraten, einige Unterkünfte vorzubuchen. In oder rund um Nationalparks wie z. B. den Grand Canyon oder das Death Valley stehen oft nur wenige Unterkünfte zur Verfügung. Da kann es schon mal passieren, dass man für ein zwei Sterne Roadside-Motel den gleichen Preis bezahlt wie für fünf Sterne in Vegas - oder dass schlicht gar nichts mehr verfügbar ist und man 50 Meilen weiter in den nächsten Ort fahren muss.
Um uns nicht zu sehr einzuschränken, haben wir die erste Hälfte unserer Route mit stornierbaren Unterkünften vorgebucht, von denen wir unterm Strich auch die meisten in Anspruch genommen haben. So bleibt man flexibel, kann aber im Zweifelsfall auf bestehende Kapazitäten zurückgreifen. Dafür muss man allerdings auch vor Ort im Hinterkopf behalten, dass man immer wieder die Unterkünfte checkt und ggf. zeitnah storniert, falls sich die Pläne ändern. Gerade aber in dünn besiedelten Gegenden wie dem Süden Utahs haben sich unsere Reservierungen als sehr hilfreich herausgestellt. Einfach mal ins Blaue fahren ist hier tatsächlich nicht empfehlenswert - es sei denn, man hat kein Problem damit, auch mal eine Nacht im Auto zu schlafen oder sich auf sehr fragwürdige Schlafgelegenheiten einzulassen. "Vorbuchen und ggf. stornieren" vereint Preissicherheit, Verfügbarkeit und Flexibilität und ist daher im Regelfall die beste Strategie.
Wie rumkommen? - Die Mobilität
Apropos Auto: Nachdem die Rahmenbedingungen geklärt sind und klar ist, wann man sich wo befindet, geht es an das Herzstück der Roadtrip-Planung. Gerade, wenn man mehrere Wochen unterwegs ist, ist es unabdingbar, ein zuverlässiges und potentes Fahrzeug zu haben. Schließlich ist es nicht nur Fortbewegungsmittel und mobile Basis. In einigen Landesteilen stellt es tatsächlich die Lebensversicherung dar und sollte entsprechend robust sein. Niemand möchte im Death Valley liegenbleiben. Auch genug Reichweite und Komfort für lange Strecken, ein paar Leistungsreserven für hügelige Regionen und eine gewisse Bodenfreiheit für Offroad-Passagen schaden nicht. Wir empfehlen daher eine Reiselimousine oder ein mittelgroßes SUV. Letzteres hat zusätzlich den Vorteil, dass es mit Walmart-Matratze auch mal eine Nacht als Zelt-Ersatz dienen kann.
Glücklicherweise ist es in Amerika nicht übermäßig schwer, an ein brauchbares Fahrzeug zu kommen. Besonders an den Flughäfen der Metropolen gibt es etliche Mietwagenanbieter mit tausenden von Fahrzeugen, auch wenn die Pandemie das Angebot etwas geschmälert hat. Hier lohnt es sich, die Preise zu vergleichen und möglichst ein paar Monate vorher zu buchen. So kann man ggf. den Preis noch optimieren, indem man ihn im Blick behält und falls möglich bei günstigeren Angeboten storniert und neu bucht. Prinzipiell empfehlen wir aufgrund des Supportnetzes einen der großen Anbieter wie Hertz, Sixt, Alamo oder Enterprise zu wählen anstelle von kleinen, lokalen Firmen.
Im Blick behalten sollte man den Leistungsumfang. Hier kommt es darauf an, dass alles Nötige inkludiert ist (ggf. Zusatzfahrer, Vollkasko etc.), aber keine unnützen Extras vom Vermieter dazugebucht werden wie die erste Tankfüllung o. ä. Die Automobilclubs haben hier in vielen Fällen mit den Vermietern Rahmenvereinbarungen geschlossen, die im Regelfall alle sinnvollen Leistungen enthalten. Wir empfehlen daher den Blick etwa zu den ADAC Ferienmietwagen, wo auch wir unsere Reservierung einspielen. Rund 2.200 € kostet uns in dem Fall eine Reiselimousine der oberen Mittelklasse (z. B. Chrysler 300) für vier Wochen. Inklusive sind Zusatzfahrer, Vollkasko + erweiterte Deckung, Glas/Reifenschutz, unbegrenzte Kilometer usw. - ein akzeptabler Preis und zudem deutlich günstiger, als beim Anbieter direkt zu buchen. Heraus kommt in unserem Fall dieser schnittige Dodge Charger. Ein sehr amerikanisches Auto ... wenn man vom fehlenden V8 absieht :(.
Das Auto ist in ländlicheren Gegenden und für die Langstrecke das primäre und meist auch einzig sinnvolle Verkehrsmittel. Das gilt aber nicht zwingend auch für Großstädte, wo es oftmals schwierig ist, sich zu orientieren und am Ziel einen geeigneten Parkplatz zu finden. Da der ÖPNV in Amerika oftmals zu vernachlässigen ist, sind Ride-Hailing-Dienste wie Uber hier für gewöhnlich die beste Option. Man muss keine Tickets kaufen und den Weg nicht kennen, sondern einfach nur wissen, wo man hin will. Bequemer und effizienter geht es kaum. Daher sei empfohlen, bereits vor der Reise ein Konto und eine Zahlmethode einzurichten, so dass man die App vor Ort schon einsatzbereit hat.
Wenn man sich die ersten Tage in der Ankunftsstadt aufhält und sich überwiegend mit Uber bewegt, kann man auch überlegen, den Mietwagen erst ein paar Tage nach Ankunft zu nehmen, um etwas zu sparen. Allerdings ist dabei auch zu beachten, dass z. B. der Wochentarif manchmal günstiger ist als 6 Tage, d. h. kürzere Mieten müssen nicht automatisch günstiger sein! Hier sollte man dann eventuelle Parkgebühren gegenrechnen und das Auto je nachdem auch früher holen und einfach stehenlassen.
Was mitnehmen? - Ich packe in meinen Koffer ...
Der Reisezeitraum ist geklärt, der Administrativkram erledigt, Unterkünfte und Mietwagen sind gebucht - so langsam kann es losgehen. Auch wenn man lange vorher anfängt, die Reise zu planen, und der Abflug sich noch ewig weit entfernt anfühlt, kommt der Zeitpunkt, an dem man ans Packen denken muss, oft schneller als gedacht. Wir empfehlen, nicht erst am Vortag damit anzufangen, sondern ca. eine Woche vor Abreise. So kann man noch Sachen besorgen, die man ggf. benötigt, aber nicht vorrätig hat. Zudem hilft es schon mal, ein grobes Gefühl für Volumen und Gewicht des Gepäcks zu bekommen und zu schauen, inwieweit es ins Flugzeug passt.
Gerade bei längeren Reisen stellt sich zunächst die Frage, in welchem Umfang man Kleidung mitnimmt. Frische Sachen jeden Tag für vier Wochen dürften das 23 kg Gewichtslimit für Gepäckstücke deutlich überschreiten. Auf der anderen Seite ist man eben auch mal eine Woche in dünn besiedelten Regionen ohne Waschsalon und wird mal dreckig. Wir empfehlen daher, genug frische Sachen für 14 Tage mitzunehmen und sie nach ca. anderthalb Wochen, wenn frische Kleidung zur Neige geht, reinigen zu lassen. Man sollte zudem ein Auge darauf haben, dass man sich den Umständen entsprechend kleiden kann. Gerade bei ausgedehnteren Routen bewegt man sich gerne in verschiedenen Klimazonen. Auch wenn man in kurzen Sachen in Kalifornien startet, sollte man ggf. eine dicke Jacke für die Rocky Mountains im Gepäck haben.
Wie neben der Kleidung der persönliche Bedarf aussieht, weiß vermutlich jeder selbst am besten. Ungeachtet davon empfehlen wir noch einige elementare Gegenstände dabeizuhaben, die sich im Laufe der Zeit als äußerst nützlich herausgestellt haben:
- Eine gut sortierte Reiseapotheke, da die nächste gern mal 100 Meilen entfernt ist
- Adapter für das amerikanische Steckdosenformat + Steckdosenleiste
- Panzertape + Nähset und ggf. ein Multitool für kleinere Reparaturen an Gepäck, Kleidung oder Fahrzeug
- Mindestens ein Paar Ersatzschuhe
- Potente LED-Taschenlampe und/oder Stirnlampe
Bei der Aufteilung des Gepäcks ist vor allem wichtig, dass man sich vor der Reise überlegt, was man auf einem Langstreckenflug ggf. im Handgepäck braucht und entsprechend dort unterbringt. Umgedreht muss man darauf achten, dass man sicherheitskritische Gegenstände (z. B. Multitool mit Taschenmesser) im Aufgabegepäck unterbringt. Wenn man Kofferschlösser verwendet, sollte man sicherstellen, dass diese TSA-geprüft sind, sonst werden sie u. U. bei der Einreisekontrolle zerstört. Auch wie man Elektronik unterbringt und ob z. B. große Kamerarucksäcke mit den Handgepäckbestimmungen der Airline übereinstimmen, sollte im Vorfeld geprüft werden, um böse Überraschungen am Gate zu vermeiden und angenehm in den Urlaub zu starten.
Wie einreisen? - An der Grenze
Nach gefühlt endloser Vorbereitung kann es doch endlich los gehen! Mit gepackten Koffern im Laderaum auf dem Weg zur Rollbahn gibt es nur noch eine Hürde, bevor der Spaß endgültig beginnen kann: die eigentliche Einreise. An den meisten Flughäfen (allerdings nicht in San Diego) wird zunächst eine Zollerklärung erwartet. Auf diesem Zettel muss man wahrheitsgemäße Angaben darüber machen, ob man z. B. Früchte, Samen, Fleisch oder andere potentielle Träger von Krankheiten und Erregern mitführt. Hier sollte man alles peinlich genau und vor allem wahrheitsgemäß ausfüllen, denn falsche Angaben können nicht nur zu Bußgeldern, sondern auch zur Verweigerung der Einreise führen. Zudem sollte man daran denken, keinesfalls beim Offboarding z. B. Früchte aus dem Flieger im Handgepäck mitzunehmen.
Die eigentliche Einreise erfolgt dann am Zielflughafen nach Abholung des aufgegebenen Gepäcks. Man tritt nach Aufforderung an den Schalter eines Officers der Customs and Border Protection (CBP). Dieser wird zunächst die Unterlagen (ESTA, ggf. Zollerklärung) und die Einreisedokumente, d. h. den Reisepass prüfen. Im Zuge dessen sollte man in der Lage sein, auf Englisch einige grundlegende Fragen zu beantworten. Zu denen gehört, ob man privat oder geschäftlich reist, was man so vor hat, wie lang der Aufenthalt andauert, wie viel Bargeld man mitführt und in welcher Beziehung man zu anderen Reiseteilnehmern steht. Hier gilt es, trotz der langen Reise und des Jetlags freundlich zu bleiben und die Fragen korrekt zu beantworten, ohne zu sehr ins Plaudern zu kommen.
Wenn man das erste Mal mit dem jeweiligen Pass das Land bereist, werden zudem noch Fingerabdrücke und ein Lichtbild genommen. Nicht unbedingt angenehm, aber leider Standard in Nordamerika. In seltenen Fällen kommt es zu Zweitkontrollen (einer sogenannten "Secondary"), bei denen dann auch das Gepäck nochmal kontrolliert wird. Als Deutscher mit ESTA hat man allerdings relativ gute Karten, ohne große Komplikationen Einlass zu finden. Wir kommen ohne Secondary davon und auch bei diesem, dem insgesamt vierten, Mal in den USA war die Einreise relativ entspannt.
Planung lohnt sich! - Das Fazit
Eine ganze Menge zu bedenken, denn über die unbegrenzten Möglichkeiten erstmal einen Überblick zu bekommen, ist sicher keine einfache Aufgabe. Wer dennoch kein Reisebüro beauftragen und sich selbst um die Details kümmern möchte, ist gut damit beraten, sich zunächst auf ein grobes Konzept festzulegen. Eine gewisse Region, wie etwa bei uns der Südwesten, oder auch eine Idee, an der man sich orientieren kann, helfen enorm. Warum nicht mal die 10 größten Freizeitparks in den USA besuchen 😀 ? Schon ein paar wenige Konstanten in der Routenplanung machen vieles andere klarer und greifbarer.
Wenn man dann den Reisezeitraum absteckt, kann man nach Flügen suchen, sich um die Einreise kümmern, die Unterkünfte vorbuchen und vor allem den Mietwagen. Das sind zwar viele Aspekte, welche berücksichtigt werden wollen, aber dafür ist der Ausblick auf einen schönen Urlaub dann im Alltag auch präsenter. Nachdem die Hard Facts geklärt sind, kommt dann der schöne Teil der Vorbereitung: überlegen, was man vor Ort eventuell machen möchte und wie sich das anfühlen würde. Dabei kann man sich schon mal bestens hinträumen und in Urlaubsstimmung versetzen :D.
Beim Packen ein paar Tage vor der Anreise heißt es dann nochmal konzentrieren. Danach wird bei sorgfältiger Planung hoffentlich nicht mehr viel schiefgehen. Obwohl in die Vorbereitung einer längeren Fernreise dutzende, wenn nicht gar hunderte Stunden an Arbeit fließen, hat man doch zumindest das gute Gefühl, sie auf die Weise so individuell wie möglich gestalten zu können. Schließlich hat man auch erhebliche Kosten und setzt Urlaubtage ein, so dass es verständlich ist, wenn man auch das meiste rausholen möchte. Aus unserer Perspektive der wichtigste Grund, die Reise selbst zu planen, ist jedoch: Man kennt sich mit den Möglichkeiten und Gegebenheiten bereits viel besser aus und kann vor Ort dynamischer agieren sowie fundierter auf Probleme reagieren. Spätestens am ersten Urlaubstag lässt man den ganzen Planungsstress hinter sich, kann die Früchte der eigenen Arbeit ernten und die Reise entspannt genießen!
Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Guide ein paar brauchbare Vorschläge liefern konnten, wie man planerisch Licht ins Dunkel bekommt. Unabhängig davon, wie genau ihr zu eurer Reise kommt und in welchem Umfang ihr selbst plant, wünschen euch viel Spaß beim Vorbereiten und natürlich auch beim Reisen selbst!