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Perle am Pazifik - Im unterschätzten San Diego

von Robert 29. Oktober 2023 0 Kommentare
Blick auf die City vom 15. Stock des Manchester Grand Hyatt, San Diego_21by10

Wenn man an Städte in Kalifornien denkt, fallen den meisten Leuten wohl sofort Los Angeles und San Francisco ein, den geografisch Kundigeren vielleicht noch die Hauptstadt Sacramento. So ging es auch mir bei unserem ersten USA-Roadtrip 2013. Wir sind damals hauptsächlich nach Süden gefahren, weil wir unsere Mission, die komplette Westküste hochzufahren, an der mexikanischen Grenze starten wollten. San Diego lag da vor allem logistisch günstig und wir hatten keine großen Vorstellungen von der Stadt. Die kleine Metropole ganz im Südwesten der USA fliegt bei vielen, wie auch bei uns damals, eher unter dem Radar.

Es hat allerdings nicht lange gedauert, bis uns die Perle am Pazifik in ihren Bann gezogen und seitdem auch nicht mehr losgelassen hat. Beim Roadtrip 2019 haben wir in der Stadt ein paar schöne Tage verbracht und 2022 war dort sogar der Ausgangs- und Endpunkt unserer Reise. Grund genug, in einem Artikel zu beleuchten, was sie für uns so besonders macht und warum wir immer wieder gern nach Südkalifornien kommen.

Eingang zum Historic Gaslamp Quarter in San Diego

Wenn die hinterste Ecke auch die schönste ist - Die Lage

Der Blick auf die Karte verrät: San Diego befindet sich ganz im Süden Kaliforniens, nur wenige Kilometer vom westlichsten Punkt der Grenze zu Mexiko entfernt. Geografisch eine ideale Ausgangslage für den Start eines Roadtrips. Sei es, um einen Trip die Küste entlang zu starten, eine Sightseeing-Tour durch den Südwesten der USA oder vielleicht auch eine Erkundungsreise durch den Norden Mexikos - die Möglichkeiten sind vielfältig. Dies gilt insbesondere auch deswegen, weil San Diego mit dem Flugzeug relativ einfach zu erreichen ist und der Flughafen groß genug ist, um ohne Probleme an einen Mietwagen zu gelangen.

Arrival Terminal San Diego AirportSüdkalifornien einfach nur als Sprungbrett für den Südwesten der USA zu nutzen, würde der Region aber unrecht tun. Die Gegend hat extrem viel zu bieten, so dass sich San Diego auch als Basis für einen gesamten Urlaub eignet. Innerhalb von rund zwei Stunden erreicht man von hier aus L.A., den Joshua-Tree-Nationalpark, den Salton Sea oder die Anza-Borrego-Wüste. Aufgrund der unmittelbaren Nähe (~20 Minuten) zur mexikanischen Grenze sind auch Tagesausflüge z. B. nach Tijuana oder Baja California, an die Westküste Mexikos, sehr beliebt. Für die meisten Aktivitäten gibt es auch geführte Touren, so dass man selber nicht viel organisieren oder fahren muss, insbesondere bei Ausflügen nach Mexiko.

Doch nicht nur unter logistischen Gesichtspunkten ist die Location empfehlenswert. San Diego selbst liegt ca. auf der geografischen Höhe von Casablanca und wartet daher auch im September noch mit exzellentem Sommerwetter auf. Wir werden begrüßt von strahlend blauem Himmel, 30° C und feinster Meerluft. So kann der Urlaub starten! Auch im Winter fallen die Temperaturen selten unter 15-20°. Damit ist "Southern California", hip und kurz auch SoCali, ganzjährig ein attraktives und beliebtes Reiseziel. Die Mikrolage unmittelbar am Pazifik und die nicht enden wollenden Sandstrände steuern den Rest zum durchgängigen Summervibe bei.

Summer Vibes Gaslamp Quarter San Diego

Nicht günstig, aber günstiger - Unterkünfte

Die Lage ganz im Süden und die Nähe zum deutlich ärmeren Nachbarn Mexiko bedeuten auch, dass das Preisniveau in San Diego spürbar niedriger ist als in anderen Großstädten im Bundesstaat. Billig ist es deswegen selbstverständlich noch lange nicht - wir sind immer noch in Kalifornien. Allerdings ist es z. B. schon ein Unterschied, ob man in San Diego $200 für ein Zimmer in einem Vier-Sterne-Hotel bezahlt oder $350 in San Francisco. Werfen wir einen Blick auf die Situation bei den Unterkünften.

Skyline von San Francisco Close UpZu beachten ist hier vor allem, dass die Auswahl an Hotels natürlich auch etwas geringer ist als in den größeren Städten. Das ist in der Regel kein Problem, kann aber je nach Datum eines werden. Es empfiehlt sich, im Vorfeld zu checken, ob Feiertage oder größere Veranstaltungen in den Reisezeitraum fallen und die Route ggf. so zu planen, dass man an "normalen" Tagen in der City ist. An denen ist die Bandbreite der Unterkünfte ganz gut abgedeckt und es gibt prinzipiell in jedem Preisbereich etwas, wobei der Fokus aber klar auf 3- und 4-Sterne-Hotels liegt. Aus eigener Erfahrung sind das Hotel Bristol und das etwas preisintensivere Hotel Republic empfehlenswert. Beide liegen in Downtown, nur wenige Gehminuten vom Pier entfernt, aber außerhalb des Gaslamp Quarters, und bieten einen gehobenen Standard.

Wer sich mehr für das Nachtleben interessiert, dem sei das Andaz Hyatt ans Herz gelegt. Dieses befindet sich mitten im Gaslamp Quarter und bietet zudem eine Rooftop Bar, die regelmäßig zur angesagten Party-Location wird. Hier kann man viel Spaß haben, wie Uwe und ich 2013 festgestellt haben. Wer es gehoben mag, aber möglichst lärmarm und trotzdem in absoluter Prime Location residieren möchte, der kommt am Manchester Grand Hyatt (Adresse: "1 Market Place" ...) nicht vorbei. Die beiden großen Türme des Hotels direkt am Seaport Village prägen das Bild der Stadt wie kaum ein anderes Gebäude und bieten einen atemberaubenden Ausblick auf die Skyline und die Küstenlinie. Overall die klare Gesamtempfehlung, sofern man eine halbwegs günstige Rate bekommt.

Beachparty, Casual Business und eine Spur Patriotismus - Die Atmosphäre

Dass San Diego bei internationalen Touristen eher unter dem Radar fliegt, merkt man schnell daran, dass hier überwiegend Amerikaner und Mexikaner das Straßenbild bestimmen. Viele kommen aus dem Rest von Kalifornien, um Urlaub zu machen, aber die meisten leben oder arbeiten einfach hier. Das verleiht der Stadt direkt ab der ersten Minute ein deutlich authentischeres Feeling als in Los Angeles, wo oftmals mehr Schein als Sein ist. San Diego ist im Vergleich weniger versnobt, freundlicher und ehrlicher als der große Nachbar.

Aber nicht nur das, es geht auch weit weniger hektisch zu. Klima und Luftqualität sind besser als im Großraum L.A., die Leute wirken nicht so gehetzt und es herrscht generell mehr ein "Laissez-Faire"-Gefühl, sicherlich auch dank mexikanischer Einflüsse auf Kultur und Lebensart. Man geht mehr seiner Dinge nach und interessiert sich weniger fürs "Sehen und gesehen werden". Zur relaxten Atmosphäre trägt ebenfalls bei, dass so eine permanente, leichte Partystimmung in der Luft liegt. Überall gibt es trendige Cafés, gut besuchte Clubs und schicke Restaurants. Man genießt die Sonne und das Leben, die Leute sind gut drauf. Ein herrliches Gefühl.

Cocktail in der Cheesecake Factory, San DiegoEingerahmt wird das Ganze auf der anderen Seite dann doch von einer gewissen Geschäftigkeit. San Diego ist der Sitz vieler Firmen und auch überregional bekannt für sein Convention Center. So finden in der Stadt etliche Messen oder Konferenzen statt und ziehen Geschäftsleute von überall aus der Welt an. Ihnen ist allerdings auch anzusehen, dass sie sich deutlich mehr über einen Außentermin in Südkalifornien freuen als über einen in Pennsylvania, was selbst dem "Serious Business" wieder spürbare Leichtigkeit verleiht.

San Diego am Kongresszentrum Ecke Fifth AvenueEin gewisser Ernst fließt dann aber doch an anderer Stelle wieder ins Stadtgefühl ein - durch die große Militärpräsenz. Der Hafen beherbergt mit der "Naval Base San Diego" den größten Stützpunkt der U.S. Navy an der Westküste und ist Heimathafen etlicher Kriegsschiffe, von der Fregatte bis zum Flugzeugträger. Schwerstes Militärgerät, Marines und Navy-Soldaten sowie schwarze Helikopter gehören daher hier genauso zum Bild wie Touristen in Badehosen. Das Militär ist in der amerikanischen Wahrnehmung nicht nur einer der größten Arbeitgeber, sondern auch ein Aushängeschild für die Stadt. So umweht San Diego trotz aller großstädtischen Liberalität und kalifornischen Entspanntheit auch ein gewisser Patriotismus, wie sollte es in Amerika auch anders sein?

Zugegeben trägt das allerdings auch dazu bei, dass man sich in San Diego verhältnismäßig sicher fühlt. Natürlich gibt es auch hier Obdachlose und Drogenjunkies, aber sie sind lange nicht so präsent, verbreitet und teilweise auch aggressiv wie in L.A., San Francisco oder Denver. Die Atmosphäre von San Diego ist mir so noch in keiner anderen Großstadt begegnet und einfach sehr angenehm. Quasi von der ersten Minute an nimmt einen die Stadt in den Arm und sagt "Hey, schön, dass du da bist, entspann' dich und hab' Spaß, hier ist die Welt einigermaßen in Ordnung!" und genau so fühlt es sich dann auch an.

Eingang zum Gaslamp Quarter, San Diego, im September 2022

Party hard or hardly partying? - Das Nachtleben

Wem der omnipräsente, hintergründige Partyvibe nicht reicht, der kann auch das volle Programm haben. San Diego ist allgemein dafür bekannt, eine sehr junge und lebensfrohe Stadt zu sein. Das gilt auch für fast alle Ausprägungen des Nachtlebens. Von der bodenständigen Sportsbar über trendige Rooftopbars bis hin zum Fine Dining im Hafen wird allein schon auf der kulinarischen Seite die komplette Bandbreite abgedeckt.

Dublin Square Irish Pub, San DiegoDie Dichte an Restaurants ist in der ganzen Innenstadt verhältnismäßig hoch, vor allem aber im Ausgehviertel Gaslamp Quarter. Wer gern authentisch mexikanisch isst und auf entsprechend turbulente Atmosphäre steht, dem sei das Restaurant "La Puerta" empfohlen. Wer am Meer eher in Stimmung für Fisch und Seafood ist, dem sei Eddie V's ans Herz gelegt. Das Premium-Restaurant im Seaport Village ist auf exzellente Meeresfrüchte spezialisiert und liefert diese auch ab - wenn auch zu eher gehobenen Preisvorstellungen.

Unterhaltung nach dem exzellentem Essen ist ebenfalls kein Problem. San Diego ist auch ein Kulturzentrum und wartet regelmäßig mit Theaterstücken, Konzerten und Events auf. Anlaufpunkte können hier z. B. das Spreckels Theater oder die gleichnamige Orgel im Balboa Park sein. Alternativ kann man sich für einen netten Sundowner Cocktail in einer der vielen Rooftop-Bars einfinden. Den besten Blick hat man vermutlich vom "Top of the Hyatt" im Manchester Grand Hyatt. Wer es etwas diskreter mag, dem sei das Topside Terrace im Republic empfohlen.

Bei Bedarf an noch mehr Action kann man aber auch exzellent "richtig" feiern gehen. Erste Adresse ist hier klar das Gaslamp Quarter. Allerdings sollte man beachten, dass viele der angesagten Clubs gerade am Wochenende sehr ausgelastet sind. Je nach Wochentag und Veranstaltung ist man gut damit beraten, sich frühzeitig um Tickets zu bemühen oder tagsüber schon mal vorbeizuschauen und nach einem Platz auf der Gästeliste zu fragen. Besonders für jüngeres Publikum sind das Bassmnt, der Onyx Room und das Bang Bang empfohlen. Feiern gehen lässt sich in San Diego also hervorragend in jeder Altersklasse. Allerdings sollte man auch hier bedenken, dass Kalifornien bei den Lebensmittelpreisen schon weit oben mit dabei ist und ein entsprechendes Budget einplanen. Ein normaler Cocktail schlägt gerne mit $20-25 zu Buche ... plus Trinkgeld. Davon abgesehen kann jeder im Gaslamp Quarter nach Lust und Laune die Sau...se beginnen lassen =).

Abend im La Puerta, San Diego

Sand, so weit das Auge reicht - Von Coronado aus an den Strand

Sollte einem nach der Nacht im Gaslamp Quarter am nächsten Tag eher nach einer weniger fordernden Tätigkeit sein, die sich überwiegend im Liegen abspielt, ist man in San Diego goldrichtig. Die Lage direkt am pazifischen Ozean ist nicht nur gut für Palmen und die charakteristische Meeresbrise, sondern vor allem auch für eines: Strände. Damit meint man hier aber nicht die niedliche, kleine Bucht mit 500m Sandstrand. Diese gibt es zwar auch, etwa im Norden San Diegos in La Jolla. Markant sind aber eher die "Riesenstrände".

Silver Strand State Beach, CoronadoZunächst genannt sei hier der im Norden gelegene Mission Beach an der dazugehörigen Mission Bay. Bis zu 100 m breit und über 5 km lang sind schon beachtliche Dimensionen. Auch der dahinter gelegene, gleichnamige Distrikt lockt mit Strandbars und ungezwungener Atmosphäre. Wer zum Baden und in der Sonne brutzeln auch ein bisschen flanieren will, hat hier gute Chancen. Aufgrund der vielen Marinas und Yachtclubs sind in der Bay allerdings auch die Preise etwas höher. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreut sich der in direkter Nachbarschaft gelegene Sea World Park. Hier werden vor allem Shows mit Meeresbewohnern wie Seelöwen und Delfinen gezeigt. Da es schwer vorzustellen ist, dass das artgerechte Haltung sein soll, kann man der Sache auch durchaus kritisch gegenüberstehen. Unabhängig von Sea World lohnt sich ein Ausflug zum Mission Beach in jedem Fall.

Die noch direktere, ungefiltertere Beach Experience bekommt man allerdings am "Silver Strand". Ausgehend vom mondänen Coronado mit seinen alt-ehrwürdigen Hotels und Yachtclubs erstreckt sich der Strand über 30 Kilometer bis zur mexikanischen Grenze und darüber hinaus. Hier findet wirklich jeder einen Platz. Von ein paar Algen abgesehen handelt es sich hier auch um einen durchgängigen Sandstrand, der buchstäblich bis zum Horizont reicht. Wir lassen uns am "Silver Strand State Beach" nieder und genießen das Rauschen der Wellen. Auch ein erfrischendes Bad im Pazifik nehmen wir. Allerdings sind hier die "Rip tides" zu beachten - starke Strömungen, die einen relativ schnell aufs Meer hinaustragen (parallel zum Strand schwimmen!). Wir halten uns daher nicht zu lange im Wasser auf und genießen stattdessen den cali-typisch genialen Sonnenuntergang - was für ein entspannter Tag!

Die grüne Lunge der Innenstadt - Im Balboa Park

Wenn nach einem Tag am Strand wieder mehr Energie für Erkundungstouren da ist, lohnt sich ein Ausflug in den Balboa Park. Die fast 5 km² große Anlage ist vor allem ein Naherholungsgebiet für die Stadtbevölkerung. Die grüne Landschaft steht im krassen Kontrast zum Stahlbeton der City und dem Blau/Gelb der Strandlandschaft. Man kann sich im Park herrlich einfach mal im Schatten eines Baumes niederlassen und eine Stunde ein Buch lesen oder einfach nur relaxen. Von Großstadthektik keine Spur. Eingeschränkt wird die Ruhe allerdings durch den Fakt, dass der Park nicht nur unmittelbar an der Interstate 5 liegt, sondern auch in der Einflugschneise des städtischen Flughafens. Da setzt schon wenige 100 m über einem Spirit Air zur Landung an und das hört man.

Der Park beherbergt etliche Attraktionen. Dazu zählen namhafte Museen, wie das Museum of Photographic Arts, das Air & Space Museum oder auch das Comic-Con Museum. Cafés, Wasserspiele und kleine Events runden den Besuch ab. Wir landen in einem kleinen Pavillondorf, das vom "House of Pacific Relations" betrieben wird. Viele Staaten, u. a. Deutschland, betreiben hier eine kleine Hütte, wo sie landestypische Besonderheiten ausstellen. Auch andere Nationen sind vertreten. Wir probieren norwegische Limonade und nehmen an einem kleinen Festival im Haus der Ukraine teil. Häufig finden auch Events wie Konzerte oder Theaterstücke statt. Beliebt ist dafür die "Bowl" rund um das "Spreckles Organ" - die größte Outdoor-Orgel der Welt. Der Park ist also nicht nur eine Sehenswürdigkeit an sich, sondern bietet darüber hinaus noch etliche kleinere, die es zu erkunden lohnt.

Die größte Einzelattraktion im Park dürfte jedoch der berühmte San Diego Zoo sein. Er wird oftmals mit Hinblick auf Haltebedingungen, Größe und Artenvielfalt als der beste der Welt bezeichnet. Dieser Ruf wird auch durch etliche Artenschutz- und Zuchtprogramme gestützt, die von der dazugehörigen NGO betrieben werden. Das relativiert auch ein Stück den stattlichen Eintrittspreis von ~$140 für zwei Personen. Mit ein paar Extras und Verpflegung kann man getrost $300 am Tag einplanen. Dafür gibt es seltene und interessante Tiere aus allen Teilen der Welt zu sehen, etwa Schneeleoparden, Koalas und Giraffen. Damit einher gehen natürlich auch einige attraktive Fotomotive =). Wir verbringen einen spannenden und lehrreichen Tag im Zoo und können Tierfreunden den Besuch trotz der hohen Kosten empfehlen.

Könnte als Museum kaum beeindruckender sein - Die U.S.S. Midway

Ich entsinne mich noch genau, wie Uwe und ich bei unserem ersten Besuch 2013 San Diego wieder in Richtung Norden verlassen haben. Auf dem Weg zur Interstate sind wir am Hafen entlanggefahren, wo ein riesiger Flugzeugträger vor Anker liegt. Ich dachte damals bei mir "Boah das wäre krass, wenn man den exploren könnte." Eine Google-Suche später war klar: Man kann! Es handelt sich um die U.S.S. Midway, einen 1945 vom Stapel gelaufenen Flugzeugträger der U.S. Navy. Nach Ende des Golfkriegs, in dem er eine entscheidende Rolle gespielt hat, wurde er 1992 außer Dienst gestellt. Glücklicherweise hat sich eine Interessengemeinschaft für den Erhalt des Trägers eingesetzt, ihn vor der Verschrottung bewahrt und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.

USS Midway Museum CV-41 San Diego"Museum" wird der Erfahrung als Begriff aber nicht ganz gerecht. Statt einfach nur ein paar verstaubte Exponate anzuschauen, kann man sich im Wesentlichen frei in vielen wichtigen Teilen des Flugzeugträgers bewegen. Dieser ist dabei so erhalten, wie er Anfang der 90er außer Dienst gestellt wurde, inklusive Flugdeck, Brücke und viel von der Technik. Natürlich wird dies ergänzt von Informationstafeln, Figuren, Animatronik und Audioguides, aber im Grunde genommen bewegt man sich genau so durch die Gänge wie damals die Soldaten - sehr immersiv.

Man sieht zudem auch Räumlichkeiten, die vielen damals verborgen geblieben sind - etwa die Zentrale für die Flottenoperationen, das Admiralsquartier oder den Maschinenraum. Ergänzt wird das Ganze durch interaktive Komponenten, wie Flugsimulatoren. Jedem, der sich für Geschichte, Militär oder Technik interessiert, ist ein Besuch auf der Midway vorbehaltlos zu empfehlen. Man kann viele Stunden, wenn nicht eher Tage auf der Midway verbringen. Die rund $30 Eintrittspreis pro Person sind daher mehr als gerechtfertigt. Nicht umsonst handelt es sich um eine der größten Touristenattraktionen in der gesamten Region!

USS Midway Museum Parkplatz

Mondän und "wild" zugleich - La Jolla

Auch wenn San Diego sicherlich zu den gechilltesten Großstädten gehört, die man sich so vorstellen kann, bleibt es eben doch auch eine Großstadt. Zur Rushhour ist der Verkehr mal hektisch, wenn Convention ist, ist in Downtown ziemliches Gedränge und an Feiertagen muss man auch am Strand schonmal ein bisschen laufen, bis man ein Plätzchen findet. Wenn man dem Trubel mal entfliehen will, ist La Jolla die erstbeste Adresse. Der im Nordwesten des Zentrums gelegene Stadtteil ist so etwas wie der Nobelvorort der City.

Schild La Jolla Cove, nahe San Diego, KalifornienSollte das Urlaubsbudget so großzügig berechnet worden sein, kann man hier bestens die letzten Dollar in Luxusboutiquen oder edlen Restaurants auf den Kopf hauen. Man kann aber auch ganz einfach gemütlich die Promenade entlang schlendern, die Meerluft genießen und dem leichten Rasseln der Palmenblätter lauschen. Sollte es einen dauerhaft nach Kalifornien ziehen, ist La Jolla mit seinen schicken Apartments in erster Reihe auch eine hervorragende Adresse zum Wohnen. Allerdings sollte man auch hier gut bei Kasse sein. Auch in vierter Reihe muss man für 60m² noch ~$3000 im Monat einplanen.

La Jolla Cove Beach bei Sonnenuntergang, KalifornienDeutlich günstiger ist es, bei einem Spaziergang einfach die zerklüftete Küstenlinie zu genießen. Diese ist nicht nur landschaftlich sehr hübsch, sondern bietet auch eine Vielzahl von Wildtieren zum Bestaunen. Besonders Robben, allerlei Vögel und sogar Pelikane räkeln sich völlig selbstverständlich auf den Felsen und fühlen sich dabei genauso wohl wie die Landbewohner. Gerade mal 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, ist das ein beeindruckendes Naturschauspiel. Rund um den Stand La Jolla Cove ist die "Wildlife"-Dichte besonders hoch. Zudem ist er im Übrigen ein supernettes Plätzchen, um den Sonnenuntergang zu genießen - wie wir an unserem letzten Abend. Einen halben Tag in La Jolla zu verbringen ist ein würdiger (letzter) Ausflug und klar empfehlenswert, auch wenn es etwas snobby zugeht.

"San Diego is always a good idea" - Das Fazit

... sagt die Stadt über sich selbst und damit hat sie Recht. Ich war inzwischen in durchaus vielen spannenden Städten in Nordamerika. New York, Toronto, Los Angeles, San Francisco, Seattle, Vancouver, Denver - um nur ein paar zu nennen und alle haben ihren Reiz. Doch so allumfänglich und so herzlich in ihren Bann gezogen wie San Diego hat uns keine andere Stadt. Man fühlt sich einfach vom ersten Moment an wohl. Vielerorts schwingt so eine relaxte, unbeschwerte Partystimmung im Hintergrund mit, die gleichermaßen einladend wie entspannend ist.

Die Sonne, der Pazifik und die endlosen Strände tun ihr Übriges, um den Summervibe allgegenwärtig zu machen. Dabei herrscht aber immer auch ein gewisses Understatement. San Diego ist nicht so übertrieben wie L.A. und nicht so betont avantgardistisch wie San Francisco. Es IST ganz einfach - und genau das macht es so authentisch. Man will es keinem recht machen, aber trotzdem allen etwas bieten. Relaxen am Silver Strand, Feiern im Gaslamp Quarter, Essen im Seaport Village, Business im Convention Center - es bleiben kaum Wünsche offen.

Stadion in San Diego vom Harbor aus gesehenOhne zu zögern würde ich die Frage nach meiner Lieblingsstadt in Nordamerika glasklar mit "San Diego!" beantworten. Daher versteht es sich von selbst, dass wir jederzeit gern wieder hierher reisen würden. Auch allen anderen Kalifornien- und Amerika-Interessierten ist ein Besuch unbedingt zu empfehlen. Die Stadt ist nicht zuletzt auch sehr "einsteigerfreundlich" für USA-Reisende. Egal ob das erste Mal in Amerika oder der zehnte Besuch in Kalifornien - San Diego ist eben "immer eine gute Idee" :).

San Diego is always a good idea, Manchester Grand Hyatt

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