Kurztrips

Corona-Schulden einlösen in Schweden: Stockholm im Sommer

von Robert 30. Juli 2023 0 Kommentare
Djurgårdsbron in Stockholm, Schweden_21by10

Full Circle - Mit "leichter" Verzögerung gen Norden

Bei der Reiseplanung ging es uns in den letzten Jahren wie allen anderen auch: Lange hat vor allem die Pandemie bestimmt, wann man wohin fährt und vor allem wohin nicht. Der erste Trip, der Covid zum Opfer gefallen ist, war ein Blind Booking im März 2020, direkt nach dem Ausbruch. Kurz vorher haben wir erfahren, dass es nach Stockholm hätte gehen sollen, und ich war voller Vorfreude auf meinen ersten Ausflug nach Schweden. Diese hielt jedoch leider nicht lange an, denn Anfang März wurde schlagartig klar, dass bis auf Weiteres keine Reise möglich sein wird.

Booking.com Bestätigung für Blindbooking Hotel in Stockholm im März 2020

Nachdem sich die Pandemie zwei Jahre später endlich wieder halbwegs gelegt hatte, waren wir auf der Suche nach einem Reiseziel für einen Kurztrip. Eine Stadt in Europa sollte es sein - für ein gemütliches, verlängertes Wochenende. Was lag da näher, als endlich den buchstäblich seit Jahren anvisierten Schweden-Ausflug nachzuholen? Auch wenn Corona zu dem Zeitpunkt leider noch nicht ganz überstanden ist, schlagen wir hier wieder den Bogen zurück zur Prä-Covid-Ära. Wir nehmen Kurs gen Norden und verbringen vergangenen Juli ein verlängertes Wochenende in der schwedischen Hauptstadt. Diesmal aber wirklich!

Tafel mit Abfluginformationen am BER für Flug nach ARN

Aller Anfang ist BER - Anreise & Logistik

Eine kurze Recherche zeigt, dass Flüge nach Stockholm weder sonderlich selten noch übermäßig teuer sind. Von Dresden aus sind die Möglichkeiten - wie üblich - leider sehr eingeschränkt. Allerdings, wir erinnern uns, hatte ja unlängst zuvor ein sagenumwobener Hauptstadtflughafen tatsächlich den Betrieb aufgenommen. Für uns eine prima Gelegenheit, uns davon zu überzeugen, dass der BER wirklich auch Flugreisen abwickelt und nicht nur Rollfeldführungen =).

Den ersten kleinen Test stellt die Anreise zum Flughafen dar. Diese ist über die A13 von Dresden aus deutlich entspannter als seinerzeit nach Tegel. Je nach Verkehrslage spart man bis zu einer Stunde an Fahrzeit - sehr angenehm. Auch die entsprechende Rahmeninfrastruktur passt. Da wir mit dem privaten PKW anreisen, greifen wir auf McParking als bewährte Option für die Fahrzeugunterbringung zurück. Die Parkplätze sind günstig, überwacht und der Shuttle ist inklusive.

McParking Einfahrtsschild in BerlinAm Flughafen angekommen, setzt sich der positive Eindruck fort. Die Terminals sind etwas klein und manchmal ist die Menschenmenge gedrängter als es auf einer Wiese in Schönefeld gefühlt nötig wäre, dafür sind die Wege relativ kurz und die Einrichtung ist modern und recht schick. Man fühlt sich überwiegend wohl. Leider ist die Sicherheitskontrolle relativ manuell und langwierig. Dafür stehen im Bereich dahinter z. B. Wasserspender oder Handyladestationen zur Verfügung. Allerdings gibt es auch ein paar Quirks. So ist an unserem Gate die Toilette zwar direkt nebenan, aber unmittelbar außerhalb der Checkin-Area. D. h. wenn man vor dem Boarding noch mal aufs Klo wollte, musste man aus dem Flug auschecken und sich danach erneut anstellen. Unterm Strich allerdings macht der BER einen soliden Eindruck und ist definitiv eine legitime Option für Kurz- und Mittelstreckenflüge.

Den Hinflug hatten wir bei Norwegian gebucht. Im Nachgang stellte sich die Airline als erstaunlich ... äähhh sagen wir "budget"? ... heraus. Zu unserem Glück allerdings konnte Norwegian den Flug nicht selbst bedienen und hat ihn daher an eine kleine, spanische Charter-Fluggesellschaft outgesourct. Statt in der Standard-Kurzstreckenbüchse reisen wir daher in einem schicken Airbus A321 (ursprünglich von Qatar Airways) und vor allem mit einer sehr freundlichen Crew. Glücklicherweise interessiert diese sich auch kein bisschen für die Handgepäckbestimmungen von Norwegian, die wir recht großzügig ausgelegt haben =).

Zügig zum Ziel und hoch hinaus - Ankunft & Unterkunft

Der Flug war also unerwartet luxuriös und entsprechend entspannt kommen wir rund zwei Stunden später am Stockholm Arlanda Airport an. Auch dieser macht einen guten Eindruck. Allerdings gilt es hier zu beachten, dass der Flughafen rund 40 km von der Innenstadt entfernt ist und somit ein entsprechender Transfer geplant sein will. Die beste Option dafür scheint der "Arlanda Express" zu sein. Es handelt sich um einen Schnellzug, der seinem Namen alle Ehre macht. In Recaro-Designersitzen gleitet man in der geräumigen Kabine mit bis zu 200 km/h dahin und surft dabei bei Bedarf im Gratis-WiFi. DAS ist Zugfahren wie es sein muss! Looking at you, Deutsche Bahn.

Allerdings muss man auch betonen, dass der Service seinen Preis hat. Für zwei Personen hin und zurück werden rund 75€ fällig. Gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis ist es dennoch vermutlich die beste Option, vor allem wenn man bedenkt, dass die Fahrt nur 20 Minuten dauert. Wir erreichen mit dem Hauptbahnhof auch das Zentrum von Stockholm. Obwohl das Gelände etwas verwinkelt ist, ist der Ersteindruck von der Stadt fantastisch. Alles ist sauber, bestens in Schuss und sehr einladend. Die Atmosphäre ist geprägt von nordischer Gelassenheit.

Der Eindruck setzt sich auch fort, nachdem wir unser Hotel gefunden haben. Wir residieren im Radisson Blu Waterfront, wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und damit ideal gelegen. Das Hotel ist nicht nur perfekt als Ausgangsort geeignet, um die Stadt per Fuß zu erkunden, sondern im Allgemeinen ein hervorragendes 4-Sterne-Hotel. Die Zimmer sind groß, modern und gut ausgestattet. Einen brauchbaren - wenn auch nicht optimalen - Ausblick gibt es ebenfalls. Für rund 130€ pro Nacht in dieser Lage ist das Hotel auch ein absolutes Schnäppchen und eine klare Empfehlung.

Kleine Gassen und große Paläste - Die Altstadt "Gamla Stan"

Der Stadtkern Stockholms besteht aus 14 kleinen Inseln, welche durch Brücken und Fähren verbunden sind. Die erste Brücke von unserem Hotel aus gesehen führt uns direkt in die historische Altstadt Gamla Stan. Spannend ist vor allem die Bandbreite der Eindrücke auf der relativ kleinen Insel. Wir beginnen damit, uns durch die schmalen Gassen zu schlagen. Diese sind eingerahmt von liebevoll erhaltenen, eleganten Häusern, hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Auf den Hauptachsen durch die Altstadt, die weitgehend autofrei ist, reiht sich ein hippes Café ans nächste, immer mal unterbrochen von einem netten Laden, einer Wechselstube oder Kunstgalerie.

Ziemlich genau in der Mitte der Insel liegt der Stortorget, ein verhältnismäßig kleiner, aber zentraler Platz. Er lädt etwas zum Verschnaufen ein - oder abermals dazu, in eines der netten, kleinen Cafés einzukehren. Warme Getränke und reichhaltige Desserts stehen in Schweden hoch im Kurs. Sehr beliebt ist auch heiße Schokolade. Die beste soll es direkt hier am Stortorget bei Chokladkoppen geben. Aber nicht nur kulinarisch ist der kleine Platz vorn dabei, er hat wartet auch mit kulturellen Schwergewichten auf. Hier residiert die Schwedische Akademie, die alljährlich den Nobelpreis für Literatur vergibt. Das Gebäude beherbergt auch das Nobelmuseum. Man kann es täglich zwischen 10 und 19 Uhr für rund 12€ pro Person besuchen.

Der Stortorget ist allerdings auch deswegen interessant, weil er die Brücke von den kleinen, bürgerlichen Gassen zu den großen, repräsentativen Gebäuden des Landes schlägt. Direkt hinter der Schwedischen Akademie grenzt das königliche Schloss ("Kungliga slotten") an, welches auch heute noch dem Staatsoberhaupt als Residenz dient. Auch dieses kann für rund 20€ pro Person besichtigt werden. Direkt nebenan - sozusagen als Sinnbild der parlamentarischen Monarchie - befindet sich der schwedische Reichstag ("Riksdagshuset"). Beide Gebäude sind sehr hübsch und stehen architektonisch in krassem Kontrast zu den Bürgerhäusern auf der anderen Seite der Insel. Schon dafür lohnt sich ein Ausflug nach Gamla Stan, aber auch unabhängig davon ist dieser ein Must-Have für jeden Stockholm-Aufenthalt.

Das jüngere Stockholm - Unterwegs in Södermalm

Etwas weniger historisch-schwer geht es eine Insel weiter südlich zu. Wir nehmen die Brücke nach Södermalm. Die Gegend ist am Ufer zunächst eher geprägt von Geschäftshäusern, die aber schnell in normale Wohnviertel übergehen. Hier wird Stockholm authentischer und jünger. Auch in dieser Nachbarschaft gibt es immer mal wieder ein nettes Café, ein gehobenes Restaurant oder einen Eisstand, aber alles etwas weniger touristisch und mehr auf die Locals zugeschnitten.

Mitten in Södermalm findet man doch wieder etwas mehr Geschichte. Die Siedlung Bergsprängargränd mit ihren markanten, roten Holzhäusern fällt uns ins Auge. Wie der Name "Bergsprängar" suggeriert, wohnten hier im späten 19. Jahrhundert tatsächlich Bergleute, die Felsen gesprengt haben, um Platz für Straßen und Häuser in der Gegend zu schaffen. Spannend auch, dass fast alle Häuser in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten wurden, d. h. sie verfügen zwar über Strom, aber weder über fließend Wasser noch Abwasser. Die in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Sophienkirche ("Sofia kyrkan") rundet den Ausflug in die historische Nachbarschaft ab.

Traditionelles rotes Holzhaus in Stockholm, SchwedenBeim Spaziergang entlang des Nordufers wird es dann langsam wieder touristischer. Während zunächst noch Hafenanlagen und Logistik das Bild bestimmen, weichen die Docks und Ladekräne dann wieder Museen und Bars. Neben einer Reihen von angesagten Bars befindet sich hier u. a. auch das "Fotografiska Museum", eine Mischung aus Museum und Fotogalerie. Die Gegend ist insgesamt deutlich dynamischer als die Altstadt, was man auch daran sieht, dass viel entwickelt und gebaut wird. Auch wenn das wegen Lärm und Sperrungen dem entspannten Spaziergang nicht unbedingt zuträglich ist, hat man von Södermalm aus vor allem auch einen sehr schönen Blick auf die Altstadt.

"Thank you for the music" - Im ABBA-Museum

Von Södermalm aus blickt man jedoch nicht nur auf die Altstadt. Man kann auch wunderschön zur vermutlich grünsten der Innenstadtinseln schauen - Djurgården. Für einen relaxten Nachmittag abseits des Großstadttreibens sind die ausgedehnten Parkanlagen dort genau das Richtige. Auch kulturell wird viel geboten, da die Dichte an Museen hier besonders hoch ist. Neben dem Nordischen Museum ("Nordiska museet") und dem Wikingermuseum befindet sich hier auch das weltberühmte Vasa Museum. Hier dreht sich alles um eine gleichnamige Galone, welche 1628 auf ihrer Jungfernfahrt nach nicht mal zwei Kilometern gesunken ist. Sie wurde Anfang der 60er geborgen, restauriert und ist seitdem eine der größten Touristenattraktionen Stockholms.

Wir entscheiden für unseren Museumsnachmittag allerdings dazu, uns mit ganz anderen Ikonen der schwedischen Kultur zu befassen, und verbringen einige Stunden im ABBA-Museum. Da auch dieses bei Touristen äußerst beliebt ist, empfiehlt es sich, die Karten vorab online zu kaufen. Für rund 25€ Eintritt pro Person kann man sich auf eine musikalische Zeitreise in die 70er begeben und auf den Spuren von Anni-Frid, Benny, Björn und Agnetha wandeln. Das überwiegend unterirdisch angelegte Museum ist nicht riesig, aber dafür unglaublich dicht und eindrucksstark. Dabei sticht zunächst die Vielzahl der Original-Exponate ins Auge - seien es Instrumente, Kostüme oder Auszeichnungen. Wenn es irgendwie mal mit ABBA in Berührung gekommen ist, ist die Chance groß, dass es im Museum steht. Selbst das gesamte Tonstudio der Band ist zu sehen.

Was aber noch mehr beeindruckt, ist der hohe Grad an Interaktivität. Man kann unter anderem im SingStar-Stil Songs nachsingen, im Aufnahmestudio Tonspuren abmischen und sogar mit Hologrammen der Bandmitglieder auf der Bühne tanzen. Das sind nicht nur für sich genommen coole Features, sie sind auch wunderschön und liebevoll eingebettet in die Bandgeschichte und die umfassende Bedeutung, die ABBA für die gesamte Popkultur hat. Darüber hinaus gibt es auch kurze und lange Filmvorführungen im eigenen Kino und natürlich ganz viel Musik. All das ist nicht nur sehr spannend und lehrreich, vor allem macht es auch gute Laune. Das Museum macht somit seinem Slogan "Walk In. Dance Out." alle Ehre.

Es betont auf eindrucksvolle Weise, wie viel Kunst und Musik dazu beitragen, die positiven Aspekte im Leben zu unterstreichen - auch oder gerade in Zeiten, die sich zwischen Pandemie und Krieg abspielen. Oder wie ABBA selbst es ausdrückt:

Thank you for the music, the songs I'm singingThanks for all the joy they're bringingWho can live without it, I ask in all honestyWhat would life be?Without a song or a dance what are we?

ABBA Wachsfiguren im Museum in StockholmSchon aus reinem popgeschichtlichem Interesse heraus ist das Museum eine unbedingte Empfehlung. Wer sich darüber hinaus noch als ABBA-Fan fühlt, wird nicht nur einen fantastischen Tag haben, sondern das Gebäude auch sehr dankbar wieder verlassen. Möglicherweise sogar mit den Worten auf den Lippen "... so I say thank you for the music - for giving it to me".

Naherholung leicht gemacht - Mit dem Boot in den Schärengarten

Wer Gefallen an der grünen Parklandschaft hat, sich auf Djurgården aber noch zu städtisch fühlt, hat in Stockholm gute Karten. Nicht nur die Stadt, sondern auch ihr Umland besteht überwiegend aus einer Vielzahl kleiner Inseln, den Schären. Diverse Unternehmen bieten eine Vielzahl von Touren und Ausflügen auf verschiedene Inseln an. Da die Fahrten sehr beliebt sind, empfehlen wir, vorher Themen, Bewertungen und Preise online zu vergleichen, um den besten Anbieter zu finden und Kapazitäten zu sichern.

Ausflugsschiff am Strandvagen in StockholmViele der Unternehmen legen im großbürgerlichen Östermalm am "Strandvägen" ab. Dabei handelt es sich um DEN Prachtboulevard der Stadt und die vermutlich teuerste Wohngegend ganz Schwedens. Bei einem kurzen Streifzug entlang des Ufers lassen wir uns vor der Abfahrt von den Boutiquen, Edelrestaurants und Luxushotels verzaubern. Hier verkehren nicht nur Stars & Sternchen, sondern auch Regierungsmitglieder und die schwedische Königsfamilie. Möglicherweise keine Adresse, an der man zwingend übernachten muss, aber für einen mondänen Spaziergang vor dem Ablegen bestens geeignet.

Nach einer netten Spazierrunde gehen wir an Bord unseres alten Ausflugsdampfers, legen ab und nehmen Kurs in Richtung Osten. Vom Wasser aus eröffnen sich neue Perspektiven auf Stockholm. Beim Verlassen der Innenstadt hat man einen hervorragenden Blick auf Gamla Stan, Södermalm und Djurgården und bekommt so Details zu sehen, die auf dem Landweg verborgen geblieben wären. Das Schiff der Firma Stromma verfügt neben einem Restaurant und einem Aufenthaltsbereich mit Kiosk vor allem über mehrere Aussichtsdecks, von denen aus man die vorbeiziehende Küstenlinie bewundern kann.

Mit Verlassen des Stadtgebietes werden die Inseln grüner und die Häuser farbenprächtiger. Vor allem die typischen, dunkelroten Holzhäuschen, die von ihren Besitzern in der Regel als Sommerresidenzen genutzt werden, stechen aus der üppigen Natur hervor. Spannend ist es auch zu sehen, wie das Leben auf dem Wasser hier draußen geregelt ist. Vom Schlauchboot bis zum Kreuzfahrtschiff teilt sich hier alles, was schwimmen kann, die Wasserwege. Die dreistündige Tour ist super, um sich einen Überblick über die Inselwelt zu verschaffen, etwas zu relaxen und eine andere Perspektive auf die Stadt zu bekommen.

Inselidylle im Detail - Ein Nachmittag auf Fjäderholmen

Wem das noch nicht reicht, der kann auch eine der vielen Fährüberfahrten zu einer der Schären buchen und sie auf eigene Faust erkunden. Wir tun genau das und planen, ein zweites Mal vom Strandvägen aus abzulegen. Unser Kapitän hat zwar mit dem vorherigen Anlegemanöver einige Schwierigkeiten, bringt uns aber ungeachtet dessen sicher an unser Ziel - die kleine Insel Fjäderholmen. Die Überfahrt dauert rund 30 Minuten, kostet etwa 13€ pro Person und bietet abermals einen schönen Blick auf die Insellandschaft.

Auf der Schäre angekommen, tun wir es zunächst den Locals gleich und chillen einfach mal eine halbe Stunde. Viele haben Decken ausgebreitet, picknicken auf einer Wiese oder einem Felsen oder liegen einfach nur da und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Als Naherholungsgebiet für den Großraum Stockholm eignen sich die kleinen Inseln wirklich ausgezeichnet. Dazu tragen auch die kleinen Geschäfte, Cafés und Kunstwerkstätten bei, die vereinzelt hier zu finden sind.

Auch die Historie der Inselgruppe Fjäderholmarna ist spannend. Die schwedische Marine hat 1918 begonnen, die Inseln zur Verteidigung von Stockholm auszubauen, vor allem zum Zweck der Luftabwehr. Dazu haben sie auch insbesondere später im Zweiten Weltkrieg gedient. Daher gibt es neben einigem alten Militärgerät auch ein kleines Bunkersystem auf der Insel. Zudem stammen viele der Gebäude, die heute zivil genutzt werden, aus der Zeit der militärischen Nutzung, die 1984 endete.

In jedem Fall lohnt sich der beruhigende Ausflug in die blühende Natur nicht nur um dem Großstadttrubel zu entfliehen. Auch für sich genommen haben die netten kleinen Inseln ihren Reiz. Der Kontrast aus kargem Steinboden, üppigem Grün und roten Gebäuden ist sehr einladend und sehr ... schwedisch. Wir lassen unseren relaxten Besuch auf dem Eiland damit ausklingen, von der Restaurantterrasse der "Rökeriet" bei ein paar Snacks das Treiben auf dem Wasser zu beobachten. Einzig die Kreuzfahrtschiffe, die optisch im krassen Kontrast zur lieblichen Szenerie stehen, stören die Ruhe gelegentlich - wenn auch auf sehr eindrucksvolle Weise.

Luxusklasse in Qualität und Preis - Die Ernährung

Apropos Restaurant: Selbstverständlich kann man sich in Stockholm auch kulinarisch bestens die Zeit vertreiben, so wie wir im "Restaurang Rökeriet". Wir genießen Lachs in verschiedensten Zubereitungen, diverse Fischsalate, Tatar mit Kaviar und andere Köstlichkeiten mehr. Alles zeichnet sich durch höchste Qualität und extreme Frische aus. Als wir die Kellnerin darauf ansprechen, freut sie sich sichtbar, dass wir die Frische wertschätzen. Sie zeigt mit dem Finger auf die benachbarte Insel, ca. 800 Meter mit dem Boot entfernt, und sagt "Ja, unser Fischer kommt jeden Morgen von da drüben." - besser geht's wohl kaum.

Auch wenn der Fisch in diesem Fall wirklich nur wenige Meter weit transportiert werden muss, gilt dieses Empfinden prinzipiell für all unsere Restaurantbesuche. Die Küche ist immer sehr hochwertig, kreativ und frisch. So ergeht es uns auch im Restaurant "Stockholm Fisk", in dem wir u. a. einen sehr typischen Snack probieren - den Skagen-Toast. Es handelt sich um Toastbrot und eine Art Shrimpssalat mit Mayonnaise, diversen Gewürzen und Kaviar. Sehr lecker! Das gilt auch für die Hauptspeisen - Thunfischfilet mediterran und Saibling mit Pfifferlingen. Die Kehrseite kommt allerdings mit der Rechnung. Für ein normales Abendessen zu zweit in einem Mittelklasserestaurant kann man gut und gerne 150 € einplanen.

Dieser Eindruck setzt sich auch bei den anderen Mahlzeiten fort. Gamla Stan ist voll von trendigen Cafés und netten kleinen Bäckereien, die zum Frühstück oder auch zu einem süßen Snack zum Kaffee am Nachmittag einladen. Dabei steht dann alles im Vordergrund, was gerade in der kalten Jahreszeit für Wärme, Freude oder Vitamine sorgt. Ein frisch gepresster O-Saft, Zimtschnecken oder auch heiße Schokolade gehören zu den Klassikern. Auch hier ist die Qualität wieder super, der Preis hingegen nicht. Ein normales Frühstück für zwei Personen ist unter 50-60 € kaum zu haben. Ungeachtet des Preisniveaus sei hier das Café Schweizer empfohlen.

Bei längeren Aufenthalten kann auch einkaufen und selbst kochen in der Ferienwohnung eine Alternative sein. In Stockholm gibt es etliche Gelegenheiten, hervorragende Zutaten zu besorgen. Eine solche ist etwa die Markthalle in Östermalm, die "Saluhall". Neben Ständen mit fertigen Snacks und Getränken gibt es hier vor allem Fleisch, Käse und natürlich Fisch und Meeresfrüchte, soweit das Auge reicht. Das bunte Angebot, die Geruchsvielfalt und die Architektur aus dem späten 19. Jahrhundert laden auch ohne Einkauf dazu ein, mal durchzuschlendern und vielleicht ein Krabbenbrot zu genießen. Günstig ist es allerdings auch hier nicht.

Bekanntermaßen gilt dies in den nordischen Ländern auch für alle alkoholischen Getränke. Schweden ist dabei keine Ausnahme. Für einen halben Liter Bier 12 € oder für ein Glas Wein 15 € zu bezahlen ist die Regel. Der Abend an der Hotelbar mit 3-4 Getränken für jeden schlägt dann mit etwas Trinkgeld auf der Zimmerrechnung schnell mal dreistellig zu Buche. Zu beachten ist außerdem, dass in schwedischen Supermärkten nur "Leichtbier" bis 3,5% Alkoholgehalt verkauft wird. Für alles darüber hinaus muss man in staatlich lizensierte Läden gehen, sogenannte "Systembolagets". Dort werden vor allem Spirituosen mit erheblichem Aufschlag verkauft - eine 0,7 L Flasche Jägermeister kostet ca. 30 €. Zudem haben sie nur bis zum frühen Abend geöffnet. Einfach mal spontan ein Wegbier aus dem Späti für 2 € genießen wäre hier also undenkbar.

Nordische Gelassenheit statt Großstadthektik - Abreise & Fazit

Nach vier Nächten in der wunderschönen Hauptstadt Schwedens neigt sich unser Aufenthalt dem Ende zu. Abermals nehmen wir den Arlanda Express und begeben uns zurück zum Flughafen. Leider bleiben wir auch hier nicht gänzlich vom postpandemischen Flugchaos verschont. Die Schlangen sind lang und die Situation zunächst recht unübersichtlich. Zurück nach Berlin bringt uns SAS, ihres Zeichens immerhin eine Star Alliance Airline. Das winzige Flugzeug und der schlechte Service lassen davon leider nichts erkennen. Dafür haben wir aufgrund der relativ geringen Flughöhe nochmal einen schönen Blick auf die Schärenlandschaft.

Wir blicken zurück auf einen nahezu perfekten Städtetrip. Es besteht kein Zweifel daran, dass Stockholm eine Reise wert ist. Die charakteristischen Stadtteile auf den einzelnen Inseln fügen sich durch Brücken und Kanäle zu einem facettenreichen Gesamtwerk zusammen, bei dem für alle etwas dabei ist. Ob es ein entspannter Stadtspaziergang, ein Besuch in einem der zahlreichen Museen oder ein ausgedehnter Restaurantbesuch ist, Stockholm bietet für jeden spannende Aspekte. Dabei lässt man hier jede Großstadthektik vermissen. Mit stilvoller Eleganz und nordischer Gelassenheit geht man dem Alltag nach.

Kanal in Stockholm neben Reichstag, SchwedenDiese Atmosphäre haben wir auf unserer Reise sehr genossen. Gerade auch im Sommer steht klar die Entspannung im Vordergrund. Man will das Leben genießen, denn der Winter kommt früh genug. Dennoch bleibt Stockholm eine Großstadt mit vielen Menschen. Wem das nicht relaxt genug ist, der kann die Stadt als Basis nutzen, um sich mit dem Zug ins Umland oder dem Boot auf eine der Schären zurückzuziehen. Der Reichtum an Möglichkeiten, verbunden mit dem entspannten Flair und der exzellenten Küche, haben dafür gesorgt, dass wir uns ausnahmslos wohl gefühlt haben.

Häusschen auf Schäre nahe Stockholm, SchwedenAuch logistisch bietet sich ein Citytrip nach Schweden an. Stockholm ist gut erreichbar und auch relativ erschwinglich - vorausgesetzt man hat eine Kreditkarte, denn Bargeld ist verpönt. Die Kosten für Hotels und Verkehr gehen durchaus in Ordnung. Die große Ausnahme ist hier allerdings die Verpflegung inklusive Alkohol. Wer sich im Urlaub nicht einschränken will, kann gut und gerne 80-100 € pro Tag und Person für Essen einplanen. Abgesehen davon ist die Stadt als Reiseziel vorbehaltlos zu empfehlen und wir kommen sehr gern wieder!

Blick auf den Strandvägen von der Djurgårdsbron, StockholmTrevlig resa!

Vielleicht gefällt dir ja auch ...

Kommentar hinterlassen