Weihnachten ist auch für mich Reisezeit. Familienbedingt verbringe ich zu den Feiertagen in der Regel eine gewisse Zeit in unserer spannenden Landeshauptstadt. Als Programm für den zweiten Weihnachtsfeiertag wurde ein klassisches Ziel für die Stadt gewählt: der Zoologische Garten.
In einem Zoo waren wir alle schon lange nicht mehr und ich im Berliner noch gar nicht und auch die Alternativen waren, feiertagsbedingt, nicht allzu reichlich gesäht. Auch das Wetter hat halbwegs mitgespielt, also haben wir uns auf den Weg gemacht.
Anreise
Aufgrund der, nun nennen wir es mal, etwas angespannten Verkehrssituation im Berliner Zentrum empfehle ich (ausnahmsweise) die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Bahnhof Zoo ist überaus gut angebunden und wird alle paar Minuten mit U- und S-Bahnen angefahren. So erspart man sich die Parkplatzsuche und -gebühren, hat sein Auto nicht im Zentrum stehen und ist auch noch am günstigsten unterwegs. Parken sollte man dann entsprechend in irgend einem Randbezirk.
Ersteindruck
An der Kasse hatte sich bereits vor unserer Ankunft eine kleine Schlange gebildet, die Wartezeit hielt sich jedoch mit ~5 Minuten in Grenzen. Ein Ticket für Erwachsene kostet 13€. Ich vermage den Preis nicht wirklich einzuschätzen, weil man ja auf der einen Seite bestrebt ist ein gutes Preis/Leistungsverhältnis zu erzielen, aber auf der anderen auch den Tieren etwas gutes tun möchte. Insofern würde ich auch noch ein paar Euro mehr bezahlen, wenn es hilft.
Nachdem ein Zoomitarbeiter das Ticket mit einem Barcodescanner eingescannt hat kann man den Zoo erkunden. Eine Karte gibt Aufschluss über Aufbau und erste Ziele. Darüber hinaus wird ein Rundweg angeboten, der alle wichtigen Ziele einschliest. Wir haben uns allerdings dazu entschieden die Anlage auf eigene Faust zu erkunden.
Tiere
Kurz hinter dem Eingang sind als erstes die grauen Dickhäuter zu bestaunen. Diese haben dieses Jahr Nachwuchs bekommen und hatten im Vergleich zu anderen Arten in ihrem Außengehege *halbwegs* Auslauf, obwohl sie nicht wirklich einen glücklichen Eindruck gemacht haben.
Ähnlich sah es im Giraffengehege aus. Die Langhälse hatten zwar ein etwas größeres Außengehege aber auch im Verhältnis zur afrikanischen Steppe recht wenig Freiraum. Das Giraffenhaus war im orientalischen Stil gehalten, passend zu der Besucherstruktur des Zoos :P.
Passend zum Weihnachtsausflug ging es von da ans Rentiergehege wo uns dieser Kollege mit einem beeindruckenden Geweih begegnete:
Aber auch hier zeugte der leere, teilnahmslose Blick in den Augen nicht unbedingt davon dass die Bewohner mit den Umständen zufrieden wären. Ein Bisschen glücklicher zumindest schienen die Seerobben:
Im Anschluss ging es in den, für mich zumindest, spannendesten Teil des Zoos - dem Raubtierhaus. Ich persönlich mag ja inbesondere jedwede Form von Katze sehr und habe mich daher natürlich insbesondere auf die Großkatzen gefreut. Doch zunächst begrüßen einen eher kleinere und niedlichere Raubtiere wie diesen Kameraden:
... natürlich ein Erdmännchen sowie die niedliche, breitgesichtige Sandkatze:
Im "Keller" des Raubtierhauses befindet sich noch die Dunkelkammer ... also sprich das Reich der nachtaktiven Tiere. Neben Fleder- und Spitzmäusen gab es hier auch etwa Springhasen und Hamster in ihrem (mehr oder weniger) natürlichen Verhalten zu beobachten.
Das war alles recht amüsant. Die Hauptattraktion des Zoos allerdings, die großen Raubkatzen, hinterlassen einen sehr zwispältigen Eindruck. Es können innen Tiger, Leoparden und Panther bestaunt werden.
Allerdings ist der Anblick leider nicht wirklich ein Genuss. Die meisten Tiere wirken teilnahmslos bis apathisch. Der Kollege im obigen Bild ist mindestens eine viertel Stunde immer auf den selben zwei Metern hin und hergelaufen. Bei den anderen Raubkatzen war die Lage ähnlich. Der elegante schwarze Panther saß einfach nur, apathisch und traurig starrend, in seiner Ecke:
Die Tiger haben leider auch keinen besseren Eindruck gemacht:
Die Raubkatzen hatten alle so ein wenig das Problem, dass ein Großteil der Außengehege gerade umgebaut werden. Man kann nur hoffen, dass die neuen Gehege deutlich mehr Platz und Betätigungsmöglichkeiten bieten als die tristen und depremierenden Innengehegen.
Einzig die Könige der Savanne, die Löwen hatten ein halbwegs brauchbares Außengehege und haben auch einen deutlich fideleren Eindruck gemacht als ihre Katzenkollegen.
Die Raubtierschau hinterlies also einen sehr zwispältigen Eindruck. So gern ich mir auch große Raubtiere anschaue, so sehr möchte ich aber natürlich auch, dass sie wegen dem Unterhaltungsbedürfnis der Zoobesucher nicht leiden müssen. Hier muss wohl jeder mit sich selbst ausmachen ob ein Besuch den Tieren hilft oder eher nicht.
Ein kleiner Gruß an den amerikanischen Partnerzoo, interessanterweise in einer Stadt die auch für uns in diesem Jahr eine große Rolle gespielt hat, findet man am Ende des Löwengeheges.
Dahinter befindet sich das Aquarium des Berliner Zoos, welches nochmal 7€ Eintritt kostet. Da unser Fokus eher auf den Raubtieren lag und Aquaristik eher nicht zu unseren Interessensgebieten gehört, haben wir dieses dezent rechts liegen lassen.
Andere Wasserbewohner liesen sich in den dafür vorgesehen, sehr sehenwerten, Häusern bestaunen. Dabei waren zum Beispiel die emsigen Pinguine, die allerdings gerade leider nicht zum Schwimmen aufgelegt waren:
Auch sehr spannend war der Eindruck der Nilpferde, die scheinbar lange nicht so friedfertig und entspannt sind, wie man es ihnen zutraut:
Neben anderen großen und kleinen Tieren wie diversen Vogelarten, Bären oder Wölfen hat der Zoologische Garten auch noch eine tolle Sache, insbesondere für die kleinen Besucher, in petto: den Streichelzoo. Hier können Ziegen, Enten, Gänse und Ponys aus der nähe Betrachtet, gefüttert oder gestreichelt werden. Zumindest das Pony hat sich scheinbar sehr grefreut uns zu sehen:
Da wir nach der inzwischen doch recht langen Zeit ein wenig hungrig waren, die Essensmöglichkeiten im Zoo allerdings nicht unseren Vorstellungen entsprachen, haben wir die Alternative am Bahnhof Zoo genutzt, um eine original Berliner Currywurst bei Curry 36 zu verspeißen - natürlich ohne Darm :).
Fazit
Nach ca. 3 Stunden haben wir die wesentlichen Sehenswürdigkeiten abgeklappert und hatten einen guten Überblick über den Zoo, ohne dabei alles Gesehen oder wichtiges Ausgelassen zu haben. Einen halben Tag kann man also, wenn man ein Bisschen was für Tiere übrig hat, locker hier Verbringen. Das Preis/Leistungsverhältnis geht sogesehen in Ordnung.
Während einige Gehege, wie z.B. das Habtitat für Nachtaktive Tiere, sehr spannend waren und auch den Eindruck von artgerechter Haltung vermittelt haben (insofern man das als Laie beurteilen kann), haben andere deutlich nachdenklicher gestimmt. Insbesondere die Großkatzen haben einen sehr traurigen und unzufriedenen Eindruck gemacht, genau wie meisten Großtiere, ob Zebras, Bisons oder Elefanten.
Hier stellt sich halt die Frage, ob man den Zustand der Tiere verbessern kann, indem man den Zoo unterstützt, oder ob das Konzept Zoo deswegen prinzipiell abzulehnen ist. Diese Frage muss aber jeder für sich selber beantworten.
Unterm Strich ist der Zoologische Garten eine sehenswerte Attraktion der Landeshauptstadt und für einen halben bis ganzen Tag, gerade für Familien, gut geeignet.
Zusammenfassung
Location: Zoologischer Garten, Berlin
Adresse: Hardenbergplatz 8, 10787 Berlin
Öffnungszeiten: täglich von 9, Schlusszeit variiert mit Jahreszeit von 17:00 - 19:00, Häuserschluss meist 16:45.
Eintrittspreis (Zoo / Aquarium): 13€ / 20€ für Erwachsene, 10€ / 15€ für Schüler etc.
weitere Infos: http://www.zoo-berlin.de/zoo.html
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