Dies ist der letzte Teil unserer Artikelserie über die AMI 2014. Hier findet ihr Teil 1, Teil 2 und Teil 3.
Honda - der krönende ... ähhmm naja
Der letzte Standbesuch und auch die letzte Probefahrt fanden bei Honda statt. Die Stand an sich wirkte etwas uninspiriert. Das mag aber möglicherweise auch daran liegen, dass sich Honda eher auf den amerikanischen und asiatischen Markt konzentriert, wie uns auch die Repräsentanten vor Ort erzählten. Der Accord wird wohl demnächst für Deutschland eingestellt. Im Großraum Leipzig wurden scheinbar letztes Jahr nur 3 Stück verkauft.
Durchaus interessant war eine nette kleine Studie vom neuen Civic Type R, etwas scharf gemacht. Den Spoiler find ich ziemlich übertrieben, aber die Heckschürze und die Auspuffanlage sind recht schick. Fraglich nur, ob die Fahrleistungen dem Outfit gerecht werden :).
Was positiv auffällt: Honda stellt auch ein paar Bikes aus, im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern. Auch wenn die Autos nicht jedermann's Sache sind, die Bikes sind hervorragend 🙂 ... oder sollte man sagen ausgereift? Das Design ist leider auch bereits ein wenig in die Jahre gekommen, aber die Technik noch voll auf der Höhe der Zeit.
Das etwas fragwürdige Design ist wohl auch einer der Hauptgründe für den schwächelnden Absatz der PKWs in Europa. Aber wie fährt sich so ein Honda eigentlich? Für den schicken Type R Civic hat es leider nicht gereicht, aber den normalen haben wir uns einmal genauer angeschaut.
Probefahrt #4 - Honda Civic 1.6 i-DTEC
Da Stand er also. Keilförmig, futuristisch, optisch ein wenig undefinierbar. Der Civic in der neunten Generation. Eine Schönheit ist er sicher nicht, der kleine Japaner. Kantig steht er da, mit einem Blick der sich nicht entscheiden kann, ob er jetzt böse oder etwas verwirrt sein will.
Der Eindruck setzt sich auch im Interieur fort. Man wird quasi erschlagen von Anzeigen, Bedienelementen und Instrumenten, aber alles ohne erkennbares Informationskonzept. Sicherlich kann man sich daran gewöhnen, aber der Ersteindruck ist unübersichtlich und verwirrend.
Fahren lies er sich für seine 120 PS und 300 Nm allerdings relativ spritzig. Die Schwaltwege sind kurz und die Gasannahme, nach Überwindung des Diesel-typischen Turbolochs, durchaus so, dass man vorwärts kommt. Durchaus präsentabel, aber nichts was uns jetzt vom Hocker reißen würde. Der positive Fahreindruck wird auch ein wenig durch die mangelhafte Rundumsicht, insbesondere hintenraus, getrübt.
So richtig erschließt sich mir die Zielgruppe nicht. In der Preiskategorie werden die meisten Europäer wohl eher einen Mazda 3 oder Toyota Corolla kaufen als einen etwas undefinierbaren Civic. Gut zusammengefasst hat es der Honda-Vertreter während der Probefahrt. Auf meine Frage hin, warum ich denn meinen 1er loswerden und einen Civic kaufen solle, meinte er nur "solltest du nicht ... ich fahr selber BMW ;)". Dem ist dann wohl nicht viel hinzuzufügen.
Tjoa ... und sonst so?
Auch abseits der Stände der großen Hersteller gibt es auf der Leipziger Automesse viel zu entdecken. Zunächst ist uns beim, doch recht kleinen, Peugeot-Messestand der 3008 Hybrid ins Auge gestochen. An sich kein übermäßig spannendes Auto, allerdings haben die Franzosen hier technologisch beeindruckt - der 3008 ist der erste in Serie produzierte Diesel-Hybrid. Wow. Dieseldrehmoment mit Elektroboost - warum packen Audi oder BMW das nicht?
Das Elektro-Programm der AMI wurde vom Sport-Stromer Hersteller Tesla Motors abgerundet. Die Jungs aus Kalifornien zeigen eindrucksvoll, dass eMobilität sehr, sehr sportlich sein kann ohne dabei umweltschädlich zu sein oder Kompromisse machen zu müssen. Das hätte man theoretisch auch bei einer Probefahrt selber erleben können, leider waren wir dafür zu spät am Tesla-Stand. Sehr ärgerlich.
Darüber hinaus gab es viele weitere spannende Exponate zu bestaunen wie z.B. das "InEco Projekt" der TU Dresden. Es handelt sich um ein Leichtbauprojekt, das Gesamtfahrzeug soll nicht schwerer sein als 900kg.
Das Fahrzeug ist eine durchaus interessante Studie, wirkt allerdings noch sehr experimentell. Auch wenn der der 120 PS Motor mit 7,5s auf 100 und einer abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h nicht die Wurst vom Brot zieht, aber ernstzunehmende Bremsscheiben, auch wenn sie ein paar Gramm mehr wiegen, könnte man dann doch vielleicht verbauen.
Mit einer weiteren interessanten Studie wartete Smart auf. So stellen sich die Kleinstwagenspezialisten mit dem "forjoy" die City-Mobilität der Zukunft vor. Sieht spannend aus, kann mir aber nicht Vorstellen dass es jemals in Serie produziert wird, denn die Insassensicherheit dürfte hier alles andere als gewährleistet sein ...
Aber auch das Kontrastprogramm zu allen modernen Hybriden und Studien kam nicht zu kurz. So wurden zum einen klassische Oldtimer ausgestellt, wie hier etwa ein Model des Audi-Vorgängers Horch.
Ein paar Meter weiter stellen die Oldtimerexperten vom Dresdner "V8 Werk" ihre etwas jüngeren Klassiker vor, die man auch mieten kann. Neben dem originalen Mustang wurde auch Doc Brown's Zeitmaschine ausgestellt - der DeLorean DMC-12 - 1,21 Gigawatt, Baby!
Das war die AMI 2014 - Fazit
Die Messe war auch dieses Jahr wieder für uns durchaus spannend und wir sind froh, sie besucht zu haben. Dennoch hinterlässt gerade das Motto "Automesse hautnah" einen etwas zwigespaltenen Eindruck, denn das viel beworbene Probefahrtangebot war doch etwas dünn. Mit den wirklich spannenden Modellen, wie z.B. einem BMW i8, konnte man bei keinem großen Hersteller fahren. Am besten war hier wie gesagt das Gesamtangebot von Skoda.
Nichtsdestoweniger ist die AMI 2014 dieses Jahr die deutsche Leitmesse der Automobilbranche und wird diesem Anspruch auch gerecht. Wir blicken zurück auf einen Tag interessanter Gespräche, vielfältiger Eindrücke und spannender Probefahrten, auch wenn wir uns "hautnah" davon mehr wünschen würden. Nichtsdestotrotz sind wir zufrieden und freuen uns schon auf die AMI 2016 - auf ein Wiedersehen auf der Messe Leipzig!