Mäßiger Start in den Tag
Die ganze Nacht hatte es geregnet ... und dabei wollten wir doch wandern gehen! Oder zumindest Fotos machen und die Wanderung als Mittel zum Zweck in Kauf nehmen ;). Sogar zeitiges Aufstehen im Urlaub (!) haben wir uns angetan ... und dann die graue Suppe am Himmel. Meh.
Immerhin haben wir in den Golden Lake Rooms ein echt passables Frühstück bekommen, das die rundum gelungene Unterbringung und Bewirtung abgerundet hat. Beim Checkout und Bezahlen erhielten wir sogar noch ein kleines Lunch-Paket to go, damit wir den Tag über nicht hungern müssen. Gastfreundschaft wird in Osteuropa groß geschrieben - Kroatien macht da mit Sicherheit keine Ausnahme.
Unsere Unterkunft befand sich unweit des Eingangs 2 zum Nationalpark. Als wir uns auf den Weg gemacht haben, hatte der Regen aufgehört, aber grau war es dennoch. Da ist man schon mal im schönsten Nationalpark Kroatiens und dann spielt das Wetter nicht mit. Das ist aber doof ... oder?
An den Plitvicer Seen
Als wir gegen 11 an einem der Parkplätze ankamen, war dieser schon relativ voll. Wir haben folglich etwas abseits am Waldrand geparkt in der Hoffnung, dass unser Kraftzwerg samt seines Inhaltes auch am Ende unserer Tour noch zur Verfügung steht - tat er ;).
Der Eintritt beträgt umgerechnet etwa 10 Euro pro Erwachsenem, allerdings hat sich in den 7 Stunden, die wir uns im Park aufgehalten haben, nie jemand wirklich für unsere Tickets interessiert. Leider waren wir auch trotz des mäßigen Wetters nicht die Einzigen. Ganze Busladungen voll mit Touris, überwiegend langsam laufende Rentner, waren im Park zugange.
Auf dem Schiff, das Besucher vom Eingang zum Beginn einer der Wanderrouten bringt, ließ sich das noch ganz gut verteilen. Auf den engen Wanderwegen allerdings, von denen es nicht so viele gibt, nervt das relativ schnell. Man ist also gut damit beraten, sich erstmal ein wenig von der Masse abzusetzen und möglichst individuell durch den Park zu gehen.
Von den Routen gibt es mehrere - kleine und große. Wir haben uns für die große entschieden, deren Erwanderung (ohne Pausen für Essen oder Fotos) etwa 6 Stunden in Anspruch nimmt. Ein sportliches Programm. Es ist dennoch sehr empfehlenswert, weil man so einen vollständigen Eindruck der Seen bekommt und auch weil viele schon nach der Hälfte aufgeben und man so die Wege später am Tag weniger überlaufen vorfindet.
Aber der eigentliche Zweck unseres Aufenthaltes war es ja, die Schönheit der Seen fotografisch einzufangen. Die Motive sind natürlich der Hammer ... der Park besteht aus mehreren großen und kleinen Seen, die terrassenartig als Gefälle angeordnet und durch winzige bis riesige Wasserfäller miteinander verbunden sind - ein in Europa nahezu einzigartiges Naturschauspiel!
An dieser Stelle machte sich auch das schlechte, aber nicht verregnete Wetter bezahlt, denn bei chönem wäre wohl noch mehr los gewesen und, da logischerweise weniger Licht ist als bei Sonnenschein, kann man auch ohne zusätzliche ND-Filter etwas länger belichten, um das Wasser glattzuziehen oder sogar "einzufrieren".
Aber grau ist nicht nur das Wetter sondern auch alle Theorie, seht selbst ...
Ich weiß ja nicht, wie ihr das so seht, aber ich finde - obwohl im Rahmen von OTRA als Projekt schon viele sehr sehenswerte Fotos entstanden sind - dass es sich um äußerst gelungene Aufnahmen handelt. Ebenso erstaunt mich, was man aus einer alten Canon Eos 400D noch alles so rausholen kann. Sie sträubt sich wohl dagegen, ausgetauscht zu werden :D.
Nachdem wir 17.500 Schritte gelaufen und fast den ganzen Tag im Park umhergestromert sind, setzen wir langsam unsere Tour fort - aber nicht ohne noch einmal die herrlich-frische Luft zu atmen und dem Rauschen der Wasserfälle zuzuhören. Wenn ihr in Kroatien seid - Plitvicer Seen besuchen. Alles andere wäre ärgerlich!
Heyyyy ab in den Süden!
Erklärtes Ziel der OTRA Sommertouren ist es ja in aller Regel - neben dem Entdeckertum - dem Herbst zu entfliehen und dem Sommer hinterherzufahren. Da wir dies in den ersten 4 Tagen unserer Tour nicht geschafft haben, wird es aber langsam Zeit. Wir gehen auf die Bahn mit direktem Weg zur Küste.
Auf dem Weg dahin präsentiert sich Kroatien sehr viel ansprechender als kurz nach der Einreise über Slowenien. Häuser und Infrastruktur sind deutlicher besser ausgebaut und erhalten und alles wirkt weniger ... wie kurz nach dem Krieg. Jedenfalls meistens. Am Straßenrand trifft man doch noch häufig genug auf Zeugnisse des kroatischen Unabhängigkeitkrieges von Jugoslawien, der im übrigen mit dem "bewaffneten Zwischenfall an den Plitvicer Seen" begann.
Was ebenfalls auffällt, ist der klimatische und landschaftliche Abwechslungsreichtum Kroatiens. Die dichten Laub- und Nadelwälder an den Seen gehen bald in Richtung Süden in eine eher steppenartige Landschaft über, wie man sie z.B. aus Russland oder der Mongolei kennt.
Noch deutlicher ändern sich Klima und Landschaft mit Durchqueren des Sveti Rok Tunnels und damit des Velebit-Gebirges. In Mittelkroatien dominieren Wälder und Steppen, wohingegen Dalmatien durch seine mediterrane Küstenlandschaft besticht. Außerdem war schlagartig kaum noch ein Wölkchen am Himmel und 10° mehr auf dem Thermometer!
Da sind wir unserem Ziel doch bereits ein erhebliches Stück näher gekommen! Fortgesetzt haben wir die Fahrt dann über die D8 - eine der schönsten Küstenstraßen Europas. Nach etwa 4 Stunden und 330km haben wir unser neues Ziel Drvenik, direkt an der Adria, erreicht und unsere traumhaft schöne Ferienwohnung bezogen, die für die nächste Woche unser Zuhause und Ausgangspunkt für Erkundungstouren in dieser spannenden Gegend sein soll.
In jedem Fall hatten wir einen sehr schönen Tag mit hoher Erlebnisdichte, spannenden - aber auch nachdenklichen Eindrücken und einer schönen Tour quer durch das Land. Da wir an Tag 5 erstmal nirgendwo hinmüssen (und es ja auch Sonntag ist), lassen wir es erstmal ruhiger angehen und sammeln Kräfte für die nächste Phase unserer Sommertour 2015 :).