Es gibt Städte. Es gibt richtig große Städte. Und dann gibt es New York. In Nordamerika mangelt es zwar wirklich nicht an Metropolen. Im Rahmen der grandiosen Sommertour 2013 waren wir unter anderem in Los Angeles, San Diego, San Francisco, Seattle und Vancouver - alles riesige und reizvolle Städte mit individuellem Charme. Aber keine davon hat mich auch nur annähernd so sehr beeindruckt und mein Verständnis von einer Großstadt geprägt wie es New York City vom ersten Tag an geschafft hat. Warum ist das so?
Aber warum eigentlich New York?
Dass NYC für die meisten Menschen ein interessantes Reiseziel darstellt, ist klar. Bei uns war der konkrete Entscheidungsprozess allerdings ein anderer. Nach dem Roadtrip durch den Westen des Landes vor über 3 Jahren war das Fernweh wieder spürbar stärker und ich hatte große Lust, mal wieder über die Grenzen Europas hinaus zu verreisen - diesmal gerne an die noch unbekannte Ostküste. Um diese jedoch in vollem Umfang erfahren zu können, wäre ein mindestens dreiwöchiger Roadtrip nötig gewesen. Dafür haben 2016 sowohl Geld als auch Urlaubstage gefehlt. Das heißt aber nicht, dass man auf Amerika verzichten muss, doch wo erlebt man es dann am dichtesten?
Vor diesem Hintergrund ist die Suche nach Alternativen recht kurz. Kaum eine Stadt dürfte den "American Way of Life" so konzentriert, authentisch, aber trotzdem facettenreich verkörpern wie New York City - die größte Stadt der USA. In vielerlei Hinsicht ist New York die Essenz Amerikas und damit für unser Vorhaben das beste Ziel. Wir buchen Flüge und planen einen 11-tägigen Aufenthalt Ende September. Alright!! Die Vorfreude ist riesig, auch wenn schon in den ersten Zügen der Vorbereitung schnell klar ist: Ein Entspannungsurlaub wird das nicht. Die Stadt wirft bereits jetzt ihre Schatten voraus ... es ist viel. Alles wahnsinnig viel.
Der "Stress" (wir machen es natürlich gerne :)) beginnt also schon weit vor der Reise. Es stellt eine echte Herausforderung dar, sich durch die schiere Unmenge an Attraktionen und Möglichkeiten einigermaßen durchzuarbeiten und einen Überblick zu gewinnen, was sich für den Zeitraum lohnt. Ohne Mühe fördern wir in einer Excel-Tabelle etwa 50 Sights zutage, deren Besuch man zumindest ernsthaft erwägen sollten - und die sind fast ausschließlich in Manhattan!
Da es für mich das erste Mal war, fällt die Entscheidung über die Aktivitäten größtenteils auf die "Touri-Standards". Ellis Island, Liberty Island, das 9/11 Memorial, das Rockefeller Center ... was man in New York eben so macht. Allerdings haben wir tatsächlich nur jeden zweiten Tag aktiv verplant, denn die eigentliche Attraktion ist die Stadt selbst. Man sollte sich unbedingt einfach mal mit dem Strom treiben lassen und schauen, was die Stadt hinter der nächsten Ecke für einen bereit hält, anstatt nur den Zeitplan abzuarbeiten.
Für die weitere Vorbereitung der Reise haben wir hier einen Guide zusammengestellt. Wir informieren darin über alle Sachen, die vor und während einer Reise nach Nordamerika zu beachten sind.
Dieser erste Moment ...
Die Zeit ist dann irgendwie doch schnell vergangen und der Abreisetag war mehr oder weniger plötzlich da. Erwartungsvoll und voller Vorfreude treten wir unsere Flüge an. Die acht Stunden in der Luft sind in der Tat sehr angenehm und vergehen zügig, in erster Linie weil wir sauer verdiente Meilen gegen ein Business Class Upgrades eingetauscht haben :). Aber die Spannung steigt, immer in der Erwartung dieses ersten Moments in New York und mit der Frage, wie er sich wohl anfühlt.
Zugegeben, der Prozess ist fließend. Zum einen ist da halt die Müdigkeit. Der Flug alleine dauert knapp 9 Stunden und man ist lange vorher aufgestanden und zum Flughafen gefahren, nachdem man ohnehin schon schlecht geschlafen hat. Der Reisestress macht sich ebenfalls bemerkbar, genau wie die Zeitverschiebung. Es findet ein permanenter Kampf zwischen Aufregung und Erschöpfung statt. Ein bisschen legt sich letztere wieder bei der Einreisekontrolle, wo man einen einigermaßen fitten Eindruck machen sollte.
Bei der Ankunft am John F. Kennedy International Airport ist man zunächst noch ziemlich außerhalb des Zentrums, in Queens. Um in die City zu kommen, haben wir uns vorab einen Shuttle gebucht und bekommen die Show-Einlagen gratis dazu. Schon fahrerisch hat sich der nette Herr am Steuer richtig ins Zeug gelegt. Aber nicht nur, dass er seinen 6 Meter langen GMC-Transporter in der Rushhour fährt wie andere Leute Motorrad. Nein, er bemüht sich auch von Anfang an, mit den Insassen ins Gespräch zu kommen, wohlwissend, dass er vielleicht der erste echte Eindruck sein könnte, den die Leute von New York oder gar den USA bekommen. Er antwortet auf alle Fragen und erklärt auch Landmarks entlang des Weges, z.B. die UFOs aus "Men In Black". Selber ist man währenddessen permanent am Staunen. Darüber, dass man überhaupt in Amerika ist und über hunderte kleine Details auf der anderen Seite der Scheibe.
Vieles, was dort ganz normal ist, ringt einem als Europäer Aufmerksamkeit ab. Seien es die Straßenschilder, die Autos, die Häuser oder einfach nur die Größe und die Dimensionen, die in Amerika schlicht andere sind. Auf der gut anderthalbstündigen Fahrt vom Flughafen nach Manhattan gibt es zwar schon in den Vorstädten viel zu sehen, aber wir erwarten natürlich noch etwas ganz anderes. Und tatsächlich, nach rund einer Stunde Fahrt, blitzt sie langsam durch. Erst nur ganz dezent, aber dann öfter und deutlicher erkennt man sie hinter den Häusern, Straßen und Schildern - die ikonischste Skyline der Welt.
Ein warmer Septembernachmittag an der US-Ostküste, total übermüdet in einem Shuttlebus mit einem lebensmüden Mexikaner am Steuer. Die Sonne spiegelt sich glitzernd im East River, dem wir uns, aufgrund des zunehmend dichten Verkehrs nun langsamer, auf der Queensborough Bridge nähern. Dahinter erkennt man, zunächst fast nur zögerlich, die ins gleißende Licht der untergehenden Sonne getauchte Skyline Midtown Manhattans. Ein Anblick, der sich zeitgleich im wahrsten Sinne des Wortes in Gedächtnis brennt und dazu die Krönung: Der Bus Driver legt "New York, New York" von Frank Sinatra auf, während der Verkehr zum Erliegen kommt.
Overkill. Überdeutlicher hätte man nicht zur Kenntnis nehmen können, wo man sich gerade befindet. Mit einem Mal erkennt man alles, was man sonst nur in Filmen oder dem Internet gesehen hat und sieht es mit eigenen Augen. Das Empire State Building! Der FDR Drive ... das UNO Gebäude! Wahnsinn! Selbst wenn man noch so müde und gejetlaggt ist, DAS vergisst man nicht. Tja und ZACK ist man drin ... Häuserschluchten in alle Himmelsrichtungen und eine Lawine an Autos, die nach deutschen Standards einem einzigen Verkehrskollaps entspricht. Das Staunen nimmt noch intensivere Züge an. Durch die Automassen arbeitet sich der Fahrer gewohnt forsch zu unserem Ziel vor: dem Port Authority Bus Terminal - einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Manhattans - das wir nach insgesamt rund 90 Minuten auch sicher erreichen. Gepäck sortieren, dem Driver für seine Show einen ordentlichen Tip geben, wie es sich in Amerika gehört, und dann ist es soweit ... endlich.
Die Tür des GMC geht auf, ich steige aus und setze zum ersten Mal in meinem Leben meinen Fuß wirklich auf den Boden von New York City und das an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen der ganzen Stadt, mitten in Manhattan. Mit einem mal macht es BÄÄÄM. Da ist er, der New York-Moment! Buchstäblich TAUSENDE Eindrücke strömen mit einem Mal auf mich ein. Hunderte Neonzeichen, tausende Autos und noch viel mehr Leute, alles in Blickweite. Es schreit, es wuselt und drückt. Dutzende Gerüche schießen einem in die Nase - Verkehrsstaub, Fastfood, Schweiß. Das Gehör hat keine Millisekunde Ruhe. Verkehrslärm - Motoren und konstantes Gehupe - die tausend Menschen, die sich in einem 20 Meter Umkreis befinden und das Leben, das sich abspielt, erzeugen eine unvergleichliche Soundkulisse, ja fast sogar sowas wie einen Soundtrack der Stadt.
Mit diesem einzigen Moment war jedwede Form von Müdigkeit weggeblasen und wich einem offenem Mund und einsetzender Nackenstarre. Bravo New York, bravo. WAS für ein Auftritt ...
Hola Amigos! Oder: Wie man sich bettet ...
Zu diesem unglaublichen Gefühl mischte sich aber auch relativ schnell die Erkenntnis, worauf man sich hier eigentlich eingelassen hatte. Zehn Tage in der Stadt, die niemals schläft?! Apropos schlafen! Was wir jetzt viel dringender brauchen als Wolkenkratzer, ist unsere Unterkunft bzw. einen Transfer dorthin. Ganz wie "echte New Yorker" (und auch vom Reisestress geplagt unwillig, sich mit dem sperrigen Gepäck in einen Bus oder die Subway zu quetschen) organisieren wir uns für die Weiterfahrt das nächstbeste Taxi.
In diesem Moment war ich auch sehr dankbar dafür, dass wir bereits bei der Planung erkannt hatten, dass eine Unterkunft in Manhattan nicht nur relativ klein und teuer sein würde, sondern natürlich auch laut und ungemütlich. Stattdessen haben wir uns eine Location einmal quer über den Hudson River ausgesucht - ein Apartment in West New York, New Jersey. Dies hat sich aus zweierlei Gründen als Glücksgriff herausgestellt: Zum einen war es immer eine wahre Wohltat, nach einem stressigen Tag in Manhattan den Ruhe-Akku in dieser ruhigen Latino-Vorstadtgegend wieder aufzuladen. Zum anderen war die Lage zwar ruhig, aber verkehrsgünstig angebunden (ca. 15 Minuten mit dem Bus) und jede Fahrt und fast jeder Spaziergang hat uns mit einem ebenfalls atemberaubenden Ausblick über den Hudson auf die Skyline belohnt!
(Ein vollständiges 85 Megapixel Panorama zum Zoomen finder ihr unter diesem Link - in neuem Tab öffnen.)
Die Gegend unweit von Union City bietet außerdem den Vorteil, dass das Preisniveau hier deutlich günstiger ist als am anderen Flussufer. In wenigen Gehminuten erreichten wir einen lateinamerikanischen Supermarkt, der preisgünstig mit allerlei spannenden Lebensmitteln aufwartet. Auch Fastfoodketten, wie Little Ceasar's Pizza, Subway und - der New Yorker wird scheinbar nervös, wenn nicht mindestens eines in Laufweite ist - ein Dunkin' Donuts sind in der Nähe. Ebenso mehrere mexikanische Restaurants - yummi! Außerdem löblich zu erwähnen ist die Nähe zur Main Street mit allen Annehmlichkeiten wie einem 7-11, in dem wir uns erstmal mit Arizona Eistee und Chips eindecken weil ... na ihr wisst schon, weil Amerika halt :D. Und zur Amerika-Experience fehlt natürlich noch eines: richtig schlechtes Bier! Im Liquor Store erwerben wir noch ein Sixpack Miller Genuine Draft (eines der besten schlechten Biere) und beziehen unser Apartment.
Ja, auch hier wohnt man amerikanisch. Das erste Wort in der Beschreibung auf AirBnB ist "spacious" - geräumig - und das ist alles andere als gelogen. Auf geschätzten 80m² finden sich eine riesige, gut ausgestattete Küche mitsamt Essbereich, ein geräumiges Wohnzimmer, zwei Schlafbereiche, ein Badezimmer mit Wanne sowie wie zwei begehbare Kleiderschränke. Ein 1,20m Fernseher, eine Klimaanlage und schnelles WiFi gehören in Amerika selbstverständlich zur Grundversorgung :D. Zu viert hier zu wohnen wäre nicht im geringsten ein Problem und preislich läge man dann bei ca. 25€ pro Nacht und Nase. Gut, günstig und nah an Manhatten sind also durchaus machbar!
Damit haben wir eine super Basis für unsere Erkundungstouren. Was außerdem noch besticht, sind die zwei Queen-Size-Betten. Wenn wir nach dem zweiten Miller und etwa 22 Stunden auf den Beinen eines dringend brauchen, dann ist es Schlaf. Nicht zuletzt ist ja für den nächsten Tag die Eroberung Manhattans geplant ... von dieser berichten wir im nächsten Artikel. Good Night :).