Kurztrips

Reise-Lichtblick in der Corona-Tristesse - Drei Tage in Venedig

von Robert 11. Oktober 2020 0 Kommentare
Skyline von Venedig

Zu behaupten, das Reisen sei 2020 schwierig, wäre eine Untertreibung. Tatsächlich macht das Corona-Jahr allen Fernwehsüchtigen wie uns das Leben so schwer wie seit Dekaden nicht. Was aber ist die Alternative? Das komplette Jahr auf dem heimischen Balkon zubringen? Das funktioniert sicher ein paar Monate, aber letztlich auch nicht ewig. Der Zeitpunkt, an dem es nicht mehr ging, war bei uns Ende August erreicht - nach gut einem halben Jahr Pandemie.

Verreisen, ja - aber wohin? Gedanken zur Zielfindung

Eine Reise musste her. Nur wie? Wir hatten uns im Vorfeld dafür entschieden, dass wir so wenig wie möglich Impact durch Corona haben wollten. Das bedeutete konkret kein Aufenthalt in Risikogebieten, keine Einreise in Länder, die Tests oder Quarantäne voraussetzen und keine Flüge. Bleibt also nur ein Roadtrip - so weit, so gut. Aber wohin?

BMW 4er im PasseiertalBeim Blick auf die "Corona-Karte" werden die Optionen schnell dünn. Frankreich und Spanien sind raus, damit über's Festland auch Portugal. Ungarn und der komplette Balkan kommen ebenfalls nicht in Frage. Beneluxstaaten sehen auch nicht gut aus, Tschechien und Polen ebenfalls nicht optimal. Ernsthaft im Gespräch war Dänemark - aber wird hier der Sonnenbedarf wirklich gedeckt? Außerdem galt zum Planungszeitpunkt ein Mindestaufenhalt von sechs Nächten im Land - auch eher ungünstig. So blieben letztlich nur noch Ziele im direkten Süden. In Österreich und Italien war die Lage verhältnismäßig normal und die Einreise für Deutsche ohne jedwede Einschränkung möglich. Alpen vielleicht?

Blick auf Zell am See von der EdelweisspitzeKlingt nicht so schlecht, aber was konkret ist möglich und sinnvoll? Die Chinesen setzen "Krise" aus "Gefahr" und "Gelegenheit" zusammen - ein weiser Ansatz. So bietet selbst die Corona-Pandemie nicht nur massive Probleme, sondern glücklicherweise auch ihre Möglichkeiten. Etwa die, ein sonst von Menschenmassen erschlagenes Reiseziel ganz individuell bereisen zu können - die Lagunenstadt Venedig. Diese ist nicht nur wunderschön, sondern auch weltweit einzigartig und steht wahrscheinlich auf der Bucket List eines jeden Reisefreunds. Leider ist ein angemessenes Erleben und Genießen des Aufenthalts bei normalerweise 30 Millionen Touristen pro Jahr auf rund 60.000 Einwohner kaum möglich.

Touristen am Markusplatz in VenedigNicht so jedoch zu Corona-Zeiten: keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen, kein EasyJetSet am Flughafen. Generell ja quasi keine Besucher von außerhalb der EU. Optimal?! Da die Fallzahlen in Venedig nicht signifikant höher lagen als die in Deutschland, war die perfekte Roadtrip-Destination gefunden. Ab in die Lagune!

Canal Grande von der Ponte dell’Accademia aus Richtung Süden

Vieles kann, aber manches muss nicht - Die Anreise

Unter "normalen" Umständen ist Venedig auf allen Wegen bestens erreichbar - zu Lande, zu Wasser und aus der Luft. Die Anreise in die Lagune erfolgt für Individualreisende wahlweise z. B. über den Flughafen Tessera oder mit dem Zug direkt zum Hauptbahnhof Santa Lucia an der Piazzale Roma - dem zentralen Verkehrsknotenpunkt. Auch auf Anreisen mit dem Auto ist man bestens vorbereitet. Sowohl auf der Hauptinsel selbst als auch auf dem Festland gibt es Zehntausende Parkplätze in Parkhäusern, Tiefgaragen und auf großen Plätzen. Allerdings sollte man sich bei normaler Auslastung rechtzeitig um eine Reservierung bemühen.

Tronchetto Parking Parkahsu in VenedigAuch eine - zumindest bei den Passagieren - beliebte Anreisemöglichkeit ist das Kreuzfahrtschiff. Diese bleiben logischerweise dieses Jahr aus. An "normalen" Tagen bringen sie jedoch Zehntausende Touristen für Kurzausflüge in die Stadt, sehr zum Leidwesen der Anwohner. Neben den Schäden und der Umweltbelastung, die mit den Touritankern einhergehen, stehen die Stahlriesen natürlich auch in einem krassen optischen Kontrast zur venezianischen Altstadt. Venedig hat 2019 das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen an der Hauptinsel aus diesen Gründen verboten. Man sollte sich also gut überlegen, ob man Venedig als geeignetes Ausflugsziel im Rahmen einer Kreuzfahrt erachtet.

Wir entscheiden uns gegen eine Anreise auf dem Wasser - nicht nur, da ein privates Kreuzfahrtschiff zu chartern sehr teuer ist, sondern in erster Linie auch aus pandemischen Gesichtspunkten. Mit ausreichend Masken und Desinfektionsmittel im Gepäck satteln wir den 4er und begeben uns in Richtung Süden. Auf dem Weg dorthin legen wir einen Zwischenstopp in Thüringen ein - aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal ;).

Disco FantasyDie Einreise sowohl nach Österreich als auch nach Italien über die klassische Strecke Kufstein - Inntalautobahn - Brenner verlief völlig ereignislos. Keine Grenzkontrollen, keine Tests, kein Stau. In der Tat sind die Bedingungen so gut, dass wir uns ein bisschen Abwechslung vom Autobahngrau leisten können und hinterm Brenner mal kurz rechts abbiegen, um eine Runde auf dem Jaufenpass zu drehen :D.

BMW 440i am Jaufenpass Blickrichtung SterzingLeider ist auch Autofahren im wahrsten Sinne des Wortes nicht immer nur Sonnenschein, denn mit der Einreise nach Venezien ereilt uns ein richtig übler Gewittersturm. Tiefschwarzgraue Wolken, Wind, Regen, kaum Sicht, Aquaplaning ... you name it. Ein Sportcoupé mit reichlich Leistung ausschließlich auf der Hinterachse ist da nicht unbedingt das geeignetste Verkehrsmittel. Ungeachtet dessen erreichen wir gegen 9 Uhr abends die Lagunenstadt über die Ponte della Libertá, welche die Hauptinsel mit dem Festland verbindet.

Entgegen unserer eigenen Empfehlung haben wir keinen Parkplatz reserviert und werden tatsächlich auch am ersten Parkhaus abgewiesen. Tipp: Mit die größten Kapazitäten hat das "Tronchetto Parking" - und auch recht moderate Preise. Mit 21€/24 Stunden steht das Auto trocken und sicher, allerdings auch am äußersten Ende der Insel. Das stellt allerdings aufgrund der allgemein kurzen Wege und des hervorragenden Nahverkehrs prinzipiell kein Problem dar.

Vaporettoanleger in Venedig

ÖPNV mal anders - Bewegen in der Stadt

Apropos Nahverkehr: Da es in der Stadt bekanntermaßen keine Straßen gibt, fallen auch die üblichen Fortbewegungsmittel wie Busse und Straßenbahnen weg. Stattdessen wird alles auf verschiedensten Booten transportiert. Für den alltäglichen Gebrauch am wichtigsten ist zweifelsohne das "Vaporetto" - eine Art Wasserbus im Linienverkehr. Die kleinen Schiffe fahren auf verschiedenen Routen zu konkreten Zeiten feste Haltestellen an und stellen so den eigentlichen ÖPNV der Stadt dar. Zusätzlich kann man die Vaporetti auch nutzen, um auf andere Inseln im Stadtgebiet, wie Murano, Burano oder Lido, überzusetzen.

Vaporetto in VenedigAls Ticket empfiehlt sich, je nach Aufenthaltsdauer, eine Mehrtageskarte. Wir erwerben für unseren Aufenthalt am Automaten eine 72h-Karte für 40€ pro Person. Diese ermöglicht es uns, innerhalb dieser Zeit unbegrenzt mit den Vaporetti zu fahren. Dabei gilt es allerdings ein paar Dinge zu beachten. Natürlich ist die Verwendung des Nahverkehrs in Venedig nur mit einer Maske erlaubt und das wird auch streng kontrolliert - also immer einen Mundnasenschutz griffbereit haben. Vor dem Einsteigen muss man zudem das Ticket validieren (einfach an den runden Scanner halten), sonst gilt man eventuell als Schwarzfahrer. Außerdem noch der Hinweis: An manchen Haltestellen funktionieren die Tickets nicht an allen Eingängen. Da muss auf das "All Passengers"-Schild geachtet werden anstelle eventueller Fast Lanes. Über die Linien, Haltestellen und Abfahrten kann man sich am besten über eine App wie CheBateo? informieren.

Wenn man diese Hinweise beachtet, werden einen die Vaporetti zuverlässig überall hinbringen, wo man sein möchte. Das andere wichtige Verkehrsmittel sind die guten, alten Füße. In den engen Gassen und bei den über 400 Brücken in der Stadt (die meisten davon mit Stufen) sind alle anderen Verkehrsmittel wie Fahrräder, Roller oder Segways chancenlos. Es bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als überwiegend zu laufen. Allerdings sollte das selbst für Menschen, die weniger gut zu Fuß sind, nicht wirklich ein Problem darstellen. Die Altstadt ist sehr dicht bebaut und bietet mit ihrem Durchmesser von weniger als 3 Kilometern kurze Wege.

Touristen in Venedig die zu Fuß gehen

Des einen Freud' ist des anderen Leid? - Die Unterkunft

So führt uns auch der erste Weg teils mit dem Vaporetto und teils zu Fuß vom Parkhaus zu unserem Hotel. Eine Unterkunft zu finden war - erwartungsgemäß - nicht schwierig. Im Gegenteil - das Angebot war nicht nur reichhaltig, sondern auch sehr günstig. Die Hotels überschlagen sich geradezu darin, Rabatte und Extras anzubieten, um ein paar Kunden anzulocken. Nach einiger Recherche stellen wir fest, dass sehr gute Viersternehotels derzeit für rund 100€/Nacht je Doppelzimmer zu haben sind - gut und gerne die Hälfte der üblichen Preise im September. Dieser Preisverfall zieht sich durch quasi alle Preisklassen. Bei Buchung direkt auf der Seite des Hotels kommt dann gerne noch ein Upgrade hinzu, das Frühstück, der Parkplatz oder Sonstiges dergleichen - ein Blick lohnt sich.

Molino Stucky Hotel VenedigDer Bedarf an Kunden scheint groß zu sein. Das ist schlecht für die Hotelanbieter, wohl aber gut für die wenigen Gäste, die sich doch in die Stadt verirren. Auf der einen Seite stellt man sich ja schon die Frage, ob das nicht auch ein bisschen ein Ausnutzen der Notsituation ist, wenn man so deutlich bei der Unterbringung spart. Auf der anderen hilft es der Tourismusindustrie, von der der Großteil der Arbeitsplätze in Venedig direkt oder indirekt abhängt, ja auch nicht, wenn gar kein Geld ausgegeben wird. Vor diesem Hintergrund erscheint der Deal also fair.

Zimmer im Palazzo Veneziano Hotel VenedigUnsere Wahl fällt auf das Hotel mit dem vielleicht venezianischsten aller Namen - das "Palazzo Veneziano". Das ****S-Haus liegt ruhig am Südufer der Hauptinsel und ist prima angebunden. Das Hotel selbst - bei Tripadvisor immerhin in den Top 25 von ~400 Hotels in Venedig - ist wunderschön. Es verströmt eine luxuriöse, aber sehr unaufdringliche Atmosphäre, in die stilvoll modernisierte, venezianische Designelemente integriert werden. Der Stil passt wunderbar zur Stadt, ist dabei aber nicht zu verkitscht-historisch wie in vielen anderen Hotels. Unser Superior-Zimmer (s. o.) ist zudem für die allgemein eher beengten Platzverhältnisse in Venedig sehr geräumig. Jap, hier lässt es sich ein paar Nächte aushalten!

Eintauchen, aber nicht zu wörtlich 😉 - Stadtleben und Canal Grande

Venedig selbst ist vor allem eines - ein einmaliges Gesamtkunstwerk, und so sollte die Stadt am besten auch erlebt werden! Das "eine Highlight" gibt es nicht. Bei einem Besuch geht es mehr darum, die Atmosphäre in ihrer Breite einzuatmen. Von San Basilio, dem Viertel, in dem unser Hotel gelegen ist, machen wir uns auf, um das Flair zu genießen. Immer am südlichen Ufer entlang, wandern wir gemächlich Richtung Zentrum. Vorbei geht es dabei immer wieder an niedlichen kleinen Cafés und Restaurants, Promenaden und Seitenkanälen, die zum Verweilen und Genießen einladen.

Sehr spannend ist dabei auch zu beobachten, wie der Alltag funktioniert. Es wird nicht verwundern, dass das wichtigste Verkehrsmittel hier nicht das Auto oder Fahrrad ist, sondern das Boot. Es ist witzig zu sehen, in wie vielen Facetten hier Personen und Material auf dem Wasser transportiert werden. Von Baumaterial über die Post bis hin zu Krankentransporten wird quasi alles verschifft.

Dazu gibt es jeweils eigene Bootstypen, die für den individuellen Anwendungsfall optimiert sind. Unterstützt wird das infrastrukturell z. B. von entsprechenden Anlegern mit Lastkränen. Natürlich gibt es auch andere Städte, wo der Verkehr auf dem Wasser eine große Rolle spielt - etwa Amsterdam - aber in der Konzentration und Ausschließlichkeit habe ich es bisher nur in Venedig erlebt.

Entlang des Weges fallen auch die vielen, teils bunten und teils auch etwas schiefen Häuser auf. Viele von diesen warten mit der typisch italienischen "Patina" auf, dem stilvoll gealterten Look. Tatsächlich verfallen oder auch unbrauchbar, wie man es aus anderen Regionen Italiens kennt, ist dabei aber nichts. Das mag sicherlich auch mit den extrem hohen Immobilienpreisen in der Stadt zusammenhängen. Im Gegenteil, alles wirkt stattdessen auch in den kleinen Nebenkanälen sehr liebevoll gepflegt und einladend.

Am besten gepflegt ist dennoch die Hauptschlagader des Kanalnetzes - der "Canal Grande". Die riesige Wasserstraße schlängelt sich von Nordwesten nach Südosten einmal quer durch die Stadt und ist dabei nicht nur ein großer Touristenmagnet. Der Kanal ist vor allem auch der bedeutsamste Verkehrsweg der Stadt und - neben dem Markusturm - der wichtigste Orientierungspunkt. Man kann kreuz und quer durch die Stadt laufen und wird sich im Gewirr der kleinen Gässchen und Plätze relativ schnell verlieren. Aber das ist kein Problem, denn irgendwann trifft man immer wieder entweder auf den Rand der Insel oder eben auf den Canal Grande und weiß sofort, wo man ist.

Obwohl er auch zu einem Spaziergang entlang seiner Ufer einlädt, lässt er sich logischerweise vom Wasser aus am besten erkunden. Eine Möglichkeit dazu sind natürlich die berühmten "Gondolas", die oft liebevoll gestaltet sind und von ausgebildeten Gondolieri, klassisch gekleidet, mit einem langen Holzstab angetrieben werden. Zur klassischen Gondel-Fahrt gehört allerdings auch ein romantisch gesungenes Ständchen. Das Transportmittel mag sich daher wohl am ehesten für Paare eignen ;).  Der Preis ist zudem üppig - für rund 30 Minuten werden zwischen 80 und 100€ (+Trinkgeld) fällig.

Die deutlich günstigere Variante, den Kanal wasserseitig zu erleben, stellt erneut das Vaporetto dar. Die Wasserbusse fahren auf der Linie 1 von der Piazzale Roma den kompletten Kanal entlang. Mit etwas Glück erwischt man sogar einen, der Sitzplätze vorne hat und ergattert ein solches Plätzchen. So hat man die beste Aussicht und muss nichts extra zahlen, denn die Fahrt ist bereits im eingangs erwähnten 72h-Ticket enthalten.

Die "Must-haves" - Markusplatz & Rialtobrücke

Obwohl die Stadt natürlich in ihrer Gesamtheit erlebt werden will und sollte, gibt es doch ein paar Sehenswürdigkeiten, um die man - zumindest beim ersten Besuch - nicht herumkommt. Die Bedeutendste ist sicherlich der Markusplatz. Am südlichen Ende des Canal Grande gelegen, kann er nach der kleinen Vaporetto-Tour ideal als nächstes Ziel angesteuert werden. Verfehlen lässt sich die "Piazza San Marco" nicht. Zum einen weisen überall in der Stadt gleichlautende Schilder mit Pfeilen auf die Position hin. Zum anderen ist der dazugehörige Markusturm mit seinen 99 Metern als höchstes und gleichzeitig charakteristischstes Gebäude der Stadt schon aus weiter Entfernung klar zu erkennen.

Der Platz selbst ist beeindruckend. Er bietet nicht nur den größten Freiraum und das luftigste Gefühl im Stadtgebiet von Venedig, sondern auch die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. Neben dem bereits erwähnten Turm ist auch die "Basilica San Marco" (Markusdom) sehr sehenswert, die Besucher bereits von außen mit ihrer prachtvoll verzierten Fassade in ihren Bann schlägt.

Basilica San Marco (Markusdom), Venedig bei NachtAuch der direkt nebenan gelegene Dogenpalast, der im 9. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut wurde, ist überaus sehenswert. Er war Sitz der Staatsoberhäupter der "Republik Venedig" und beinhaltete alle wichtigen Regierungsorgane dieser. Heute dient er als Museum und kann von der Öffentlichkeit besichtigt werden, wobei der Eintrittpreis von 25€ pro Person recht teuer ist. Mit diesem erhält man allerdings auch die Möglichkeit, drei weitere Museen zu besichtigen.

Dogenpalast in VenedigDen besten Blick auf den Markusplatz hat man im Übrigen nicht vom - als zentrale Touristenattraktion häufig stark überlaufenen - Markusturm aus, sondern von der gegenübergelegenen Insel San Giorgio. Diese ist mit dem Vaporetto der Linie 2 erreichbar und beherbergt ebenfalls eine kleine Basilika. Diese verfügt auch über einen Glockenturm, dessen Eintritt mit 6€ nicht nur günstiger als der für den Markusturm ist, man muss auch deutlich weniger lange anstehen.

Das Altstadt-Panorama erlaubt eben auch den Blick auf den Markusturm, welchen man von ihm selbst aus natürlich nicht sieht. So bietet sich für ein schickes Stadtbild und entsprechende Fotos der Aufstieg auf den "Campanile San Giorgio Maggiore" an. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass es sich um einen Glockenturm handelt, der auch noch als solcher verwendet. Daher sei empfohlen, nach der Auffahrt mit dem Fahrstuhl die Uhrzeit im Blick zu behalten, sonst scheppert es ggf. sehr unverhofft ... und sehr laut ;).

Das andere Wahrzeichen der Stadt ist die Rialtobrücke. Sie überspannt den Canal Grande über ca. 30 Meter an einer seiner engsten Stellen, relativ zentral in der Stadt. Gehalten wird die Brücke von zwei Widerlagern, die jeweils auf 6000 im Kanalboden verankerten Holzpfählen errichtet wurden. Sie ist somit nicht nur ein wichtiger Verkehrsweg, sondern vor allem auch eines der schönsten Fotomotive der Stadt. Das gilt besonders auch nachts, denn dann wird die Brücke angestrahlt und so sehr malerisch in Szene gesetzt. Ein Besuch und das Überqueren der Brücke lohnen sich also unbedingt.

Rialtobrücke bei Nacht, Venedig

Viel Gelegenheit und wenig Gefahr - Ein Fazit

An den vier Tagen in Venedig haben wir eine Menge Eindrücke gewonnen, viel erlebt und oft gestaunt. Die Stadt ist einzigartig und wird ihrem Ruf absolut gerecht. Die Kanäle, die Palazzi, die Gondeln - all das erzeugt eine unvergleichliche Atmosphäre, die man nicht nur in Italien, sondern wohl auch weltweit kein zweites Mal findet. Eine Reise in die Lagunenstadt ist also absolut empfehlenswert - unter vielerlei Gesichtspunkten. Venedig hält für jeden etwas bereit, egal welche Motivation einen zum Reisen treibt: sei es historisches Interesse, Freude am "Dolce Vita" oder einfach nur Lust, etwas Einzigartiges zu erleben.

Auch der Zeitraum war gut gewählt. Nicht nur, dass die Hotels vor Ort deutlich erschwinglicher waren als es gewöhnlich der Fall ist, vor allem das Bewegen in der Stadt hat Freude gemacht. Kein Gedränge, kein ständiges Umschauen, kein ewiges Anstehen an den Attraktionen. Vor allem aber auch kein "Overtourism", der die Stadt in den letzten Jahren ernsthaft in Bedrängnis gebracht hat. Die deutliche Begrenzung des Besucheransturms könnte durchaus auch für den Zeitraum nach der Pandemie - so der denn hoffentlich endlich mal kommt - eine lohnenswerte Überlegung sein, um die Stadt noch lange für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Dem gegenüber steht allerdings auch die Gefährdung der Stadt durch den Klimawandel. Immer weiter steigende Wasserpegel führen zu Hochwassern, die zunehmend schwerer unter Kontrolle zu halten sind. Ende 2019 stand die Lagunenstadt mehrere Tage komplett unter Wasser und mit ihr etliche unwiederbringliche Kunst- und Kulturgüter. Bei diesen Ausgangsbedingungen kann man natürlich den Wunsch verstehen, Venedig zu besuchen, so lange es noch geht - auch wenn das den Untergang letztlich beschleunigt. Ein maßvolles Abwägen der Interessen ist daher unumgänglich.

Carinthia VII Yacht in VenedigWir haben unseren Besuch sehr genossen und uns dabei - unter Einhaltung der üblichen Sicherheitsmaßnahmen - auch recht sicher gefühlt. Das Tragen eines Mundnasenschutzes im Nahverkehr sowie in geschlossenen, öffentlichen Räumen ist selbstverständlich. Empfehlenswert ist dies aber auch in engen Gassen oder auf Brücken, wo entsprechend der Platzverhältnisse ein "Social Distancing" nicht möglich ist. Das regelmäßige Desinfizieren der Hände versteht sich ebenfalls von selbst.

Karnevalsmasken in VenedigMit entsprechender Umsicht ist ein Besuch in Venedig zur Corona-Zeit also nicht nur relativ bedenkenlos möglich. Nein, er stellt vermutlich seit Jahrzehnten die beste Gelegenheit dar, wenigsten einmal im Leben das urbane Inselparadies zu bestaunen. Wir sind froh, die Gelegenheit genutzt zu haben ... so lange es noch geht ... und hatten einen sehr schönen Kurztrip.

Grazie Venezia!

Gondeln in Venedig mit Blick auf San Giorgio

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