Die Heimat besser kennenlernen - Auf Tour durch Mitteldeutschland
Es gibt ja schon verdammt viele schöne Orte auf der Welt. Seien es die Toskana, die Mittelmeerinseln oder die Westküste Amerikas, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Vor lauter Schönheit andernorts verliert man aber manchmal eines aus den Augen: Auch in Deutschland gibt es soooo viele sehenswerte Ecken. Zwischen den Alpen und der Nordsee gibt es vieles zu entdecken und manches besser kennenzulernen. Ende August begeben wir uns auf einen Roadtrip durch das Herz der Republik und besuchen vier Destinationen, die wir stellvertretend für all die vielen Möglichkeiten gewählt haben, die unser Land so bietet.
Begleitet werden wir dabei - vielleicht ein letztes Mal - von der Allzweckwaffe VW Golf R. Obwohl der kleine Räuber auf der Langstrecke recht durstig ist, ist er doch geräumig genug für zwei Leute und ausreichend Gepäck, aber nicht zu groß für enge Altstadtgassen. Zudem heißt einen Roadtrip durch Mitteldeutschland zu machen ja nicht, dass der Fahrspaß völlig auf der Strecke bleiben muss :D.
Zur "Weinparade" nach Würzburg
Ziel Nummer 1 liegt für uns in Unterfranken. Malerisch im Maintal gelegen, empfängt uns die mittelalterliche Stadt mit mäßig gutem Wetter. Das hält uns nicht davon ab, die Altstadt zu erkunden, auch wenn wir den Nieselregen zunächst beim Frühstück aussitzen - wohlgemerkt einigermaßen erfolgreich. Wer eine Möglichkeit zur Stärkung sucht, dem sei das Café Fred empfohlen - ein niedliches Studentenlokal mitten in der Altstadt.
Nachdem sich das Wetter merklich gebessert hat, beginnen wir unseren Rundgang durch die Altstadt. Praktischerweise kommen wir zur richtigen Zeit, denn es ist "Weinparade"! Auf dem Marktplatz sind allerlei Zelte und Stände aufgebaut, an denen die regionalen Winzer ihren fränkischen Weißwein anbieten, zusammen mit passenden Snacks und einem entsprechenden Unterhaltungsprogramm. Der Platz soll Ausgangs- und Endpunkt unseres Spaziergangs sein ... in erster Linie, weil sich darunter ein großes Parkhaus befindet ;).
Die Altstadt wird in erster Linie durch ihre vielen Türmen charakterisiert, die überwiegend von den zahlreichen Kirchen stammen und die Silhouette der Stadt entscheidend prägen. Dabei sticht insbesondere der Dom St. Kilian heraus, der aus dem Jahr 1075 stammt und seitdem alle Kriege und Krisen überstanden hat. In der restlichen Altstadt wechseln sich mittelalterliche Bauten und modernere Gebäude ab, was in erster Linie Schäden aus dem zweiten Weltkrieg geschuldet ist.
Unbeschadet hingegen ist die "Residenz" geblieben. Der Barockbau aus dem 18. Jahrhundert war der Sitz der Fürstbischöfe, die in Personalunion das geistliche und weltliche Oberhaupt des Bistums Würzburg waren. Die Residenz gilt als eines der beeindruckendsten Bauwerke des deutschen Barocks (neben der Altstadt von Dresden natürlich ;)) und erinnert an das Schloss Versailles oder den Louvre in Paris. Berühmt ist vor allem auch der sehr liebevoll angelegte und gepflegte Garten, den wir ausgiebig erkunden.
Von dort aus geht es für uns weiter, immer entlang des Mainufers, zu einem Wahrzeichen der Stadt - der alten Mainbrücke. Auf der für den Autoverkehr gesperrten Überquerung findet der "Brückenschoppen" statt. An allerlei Ständen und in kleinen Läden kann man hiesigen Wein genießen. Zudem sorgen Bands für Unterhaltung und gut gelaunte Leute von Nah und Fern für ausgelassene Stimmung. Wir mischen uns unters Partyvolk und schauen dem Treiben zu.
Am anderen Ufer, hoch über der Stadt, thront die Festung Marienberg. Die mittelalterliche Burganlage hat nicht nur einen eigenen Weinberg, durch den man sehr entspannt wandern kann, sie bietet auch fantastischen Ausblicke auf die gegenüberliegende Würzburger Altstadt! Von der Alten Mainbrücke aus führen zwei Wege hinauf. Der "direkte" über den Schlosspark und ein etwas kürzerer, dann jedoch würde man die Aussicht verpassen, die man bestaunen kann, wenn man den Weg über die Weinberge wählt.
Oben angekommen, genießen wir zunächst mal einen Schoppen fränkischen Weins und vor allem die schöne Aussicht auf das Maintal, bevor wir die Burg umrunden und ein weiteres Mal das unverstellte Panorama der Altstadt zu betrachten und fotografisch einzufangen. Die Festung an sich ist nicht sehr spektakulär, der Besuch lohnt sich aber trotzdem, zumal der Eintritt kostenlos ist.
Mit diesen Eindrücken verabschieden wir uns langsam aus Würzburg, jedoch nicht, ohne uns noch einmal für die Weiterreise ordentlich zu stärken. Wir kehren im Wirtshaus Lämmle ein, einer Würzburger Institution,die in verschiedenen Formen bereits seit 1594 Gäste mit regionalem Essen bekocht. Entsprechend sieht auch meine Speisenwahl aus - es gibt fränkischen Sauerbraten mit Rotkraut und Klößen - alles hausgemacht und von ungeahnter Qualität. Ihr wollt authentisch in Würzburg essen gehen? Wirtshaus Lämmle!
Zur Lostplace-Tour nach Eisenach
Die zweite Station unserer Reise durch die deutsche Mitte ist das thüringische Eisenach. "Etwas langweilig", könnte man meinen. Aber wer keine Action vorfindet, der sucht sich welche ;). Meiner umsichtigen Freundin sei dank, die mir letztes Jahr einen Gutschein für eine Fototour geschenkt hat, war für angemessene Unterhaltung bereits gesorgt. Der Anbieter go2know, den ich hier nach persönlicher Erfahrung ohne Affiliation empfehle, ist spezialisiert auf Touren in unterschiedlichsten Lostplaces. Darunter befinden sich unter Urban Explorern beliebte Evergreens wie die Beelitzer Heilstätten, aber auch individuellere Objekte wie das von uns anvisierte.
Der Anbieter ermöglicht es, auf legalem Wege verlassene Orte zu erkunden und zu dokumentieren, ohne dabei das Vorhaben zu sehr einzuschränken. Wir melden uns an für die Erkundung des "fürstlichen Hotels", vor allem vor dem Hintergrund, dass unklar ist, wie lange der Komplex noch Bestand haben wird. Das Hotel ist akut vom Komplettabriss bedroht - aus guten Gründen, wie wir bald sehen werden. Erst nach der Buchung einer Tour erhält man Infos zum konkreten Objekt, insbesondere die Adresse, um zu vermeiden, dass man auf eigene Faust loszieht. An einem Samstagmorgen im August gegen 10 Uhr treffen wir am Ort des Geschehens ein - es handelt sich um das ehemalige Kurhotel "Fürstenhof" im Süden der Stadt.
Dort angekommen, treffen wir auf die anderen Teilnehmer (etwa 20, was zunächst recht viel erscheint) und die Organisatoren. Der Tourleiter ist ein alteingesessener Eisenacher, der uns in einem kurzen Rundgang vom Hotel und dessen Geschichte in der Stadt berichtet. Vor allem ging es aber auch darum, worauf es zu achten gilt und welche Bereiche besser nicht betreten werden sollten. Sehr gut gefallen hat uns dabei, dass den Teilnehmern weitgehend freie Hand gelassen wird. Auf die Frage hin, ob denn jemand zum ersten Mal ein solches Objekt erkunde, wurden unter allen Anwesenden nur vielsagende Blicke und ein leichtes Grinsen ausgetauscht. Das quittierte der Organisator mit dem Verzicht auf weitere Ausführungen und der Aussage, dass es hier wie überall sei - am besten mit gesundem Menschenverstand rangehen.
Auf der fünfstündigen Tour verteilen sich in dem verwinkelten Komplex die Teilnehmer schnell und Motive gibt es auch zur Genüge, so dass man sich nicht im Weg herumsteht. Das Hotel selber wurde in seiner aktuellen Form um 1900 rum eröffnet und bis 1996 als Kurhotel genutzt. Danach wurde es mehr oder weniger dem Verfall überlassen und durch jenen, sowie Vandalismus, Plünderung und Brandstiftung schwer beschädigt. Bis auf vereinzelte, eher versteckte Räume zieht sich gähnende Leere durch den Komplex, was die wenigen Objekte, die man dennoch findet, umso spannender macht.
Dass die Erkundung auch bei diesem Lostplace nicht ganz ungefährlich ist, zeigt der Fakt, dass gerade einmal vier Tage vor unserem Besuch ein ganzer Gang in sich zusammengesackt ist und ein halber Flügel bedrohlich schief in der Verankerung hängt. Abgesperrt ist dieser Bereich nur mit einem mahnenden Flatterband, welches - da wären wir wieder beim gesunden Menschenverstand - besser keiner überquert. Dennoch haben wir große Freude daran, den morbiden Charme, den das Haus versprüht, in allen zugänglichen Bereichen vom Keller bis zum Dachboden einzuatmen und festzuhalten.
Herzstück ist dabei der große Saal, der sowohl für die Bevölkerung der Stadt eine große Bedeutung hat (hier fanden z. B. etliche Jugendweihen und Tanzstunden-Bälle für Eisenacher statt), als auch historische Relevanz besitzt. 1932 war Adolf Hitler hier für eine Wahlkampfveranstaltung zu Gast. 14 Jahre später, 1946, warb Wilhelm Pieck hier für den Zusammenschluss von KPD und SPD zur SED. Drei riesige Kronleuchter (aktueller Verkaufswert wohl je um die 10.000 €) lassen den einstigen Glanz der Räumlichkeiten erahnen.
Äußerst spannend sind auch die kleinen Details hinter den Kulissen. Sei es eine alte, russische Zeitung, die man in der DJ-Kammer findet, die Versorgungsräume der Hausmeister, die aussehen, als wären sie gestern verlassen worden, die nahezu intakte Küche mit scheinbar auch nach über 20 Jahren noch funktionstüchtigen Geräten, der Lagerraum mit Gläsern, auf denen noch das Fürstenhof-Logo prangt oder die Umkleidekabine mit alten Schuhen, die ihren Besitzer suchen. All das regt dazu an, darüber nachzudenken, was sich wohl einst in diesen Gemäuern abgespielt hat, und gibt Einblicke in eine längst vergangene Zeit - DAS ist es, das Lostplace-Feeling. Unterm Strich also eine sehr gelungene Veranstaltung, auch wenn minimal der "Reiz des Verbotenen" fehlt ;).
» Eine Fotoreportage mit mehr Bildern findet ihr auf imgur.com.
In Eisenach kommt man natürlich auch nicht umhin, sich mit einem anderen, alten Gemäuer zu befassen. Zum Abschluss unseres Besuches in Thüringen steigen wir auf die Wartburg hinauf! Die Burg, die in der deutschen Geschichte eine wichtige Rolle spielt, liegt leicht außerhalb der Stadt. Sie ist mit dem Auto aber hervorragend zu erreichen, da sie über einen großen Parkplatz verfügt. Wir beschränken uns allerdings auf das Umschauen vor und im Burghof sowie die Aussicht und verzichten auf den Besuch des Museums. Den Abschluss unseres Besuchs in der Stadt stellt eine klassische Thüringer Rostbratwurst dar und ja, was soll man sagen, das mit dem Grillen haben sie raus dort ;).
Zum Natur-Erleben in den "Bergpark Wilhelmshöhe" nach Kassel
Nach Städtetrip und alten Gemäuern widmen wir uns bei Stopp Nummer 3 der Natur! Bereits zur #OTRARallye2017 hat der Bergpark eine kurze, aber wichtige Rolle gespielt, denn hier hatte das spätere Siegerteam "RM-Performance" die allerersten Rallyepunkte geholt. Ziel war die bildprägende Herkulessäule, eines der Wahrzeichen der Stadt. Aber nicht nur für Rallyepunkte ist der Bergpark, in dem sich die Statue befindet, interessant. Er ist auch der größte seiner Art in Europa und ein in seiner Gestaltung einzigartiger Landschaftspark von Weltrang. Grund genug, die Gegend abermals aufzusuchen und nicht nur im Vorbeiflug zu genießen - wir begeben uns nach Kassel!
Vom (überaschenderweise kostenlosen) Parkplatz oben an der Säule aus beginnen wir unsere Erkundungstour. Auf den Aufstieg auf das gute Stück verzichten wir, da man hier, am obersten Punkt des Parks, bereits einen hervorragenden Ausblick auf diesen und die dahinterliegende Stadt hat. Leider fällt schnell eines auf: Es finden großflächige Bauarbeiten statt. Der Park wird seit ein paar Jahren grundlegend renoviert, was prinzipiell gut ist. Leider hatte das aber während unseres Besuchs auch zur Folge, dass viele der Sehenswürdigkeiten nur eingeschränkt bestaunt werden konnten. Das trifft insbesondere auf die "Kaskaden" zu, die im Normalfall einen treppenartigen Wasserfall bilden, der über 250 Meter Länge das kühle Nass in das am Fuße befindliche Neptunbecken befördert ... leider nicht an diesem Tag.
Wir steigen die am Rande der Kaskaden befindlichen Treppen hinab und wandern weiter zur Löwenburg. Die englisch anmutende Schlossanlage wurde auch grundsaniert und war daher nicht wirklich gut zu besichtigen. Allerdings kommt der romantische Charakter dennoch gut zur Geltung, denn die Anlage wurde bereits (wie in der Romantik nicht unüblich) teilweise als künstliche Ruine errichtet und verströmt somit einen leicht düsteren Charme, der sich hervorragend in die Gesamtatmosphäre des Parks an diesem etwas regnerischen Tag einfügt.
Über eine gepflegte Seenlandschaft, die dennoch genug Ursprünglichkeit bewahrt, um auch für die Natur interessant zu sein, steigen wir weiter hinab und beobachten dabei allerlei Getier, von Fischen über Enten bis hin zu Reihern. Immer wieder laden dabei Bänke und kleine Ecken zum Verweilen, Entspannen und Beobachten ein. Die Ruhe, die der Ort verströmt, ist wirklich sehr entspannend.
Ganz unten angekommen, umrunden wir das Schloss Wilhelmshöhe, um das herum der Park ursprünglich entstanden ist. Im Schloss selber ist eine Gemäldegalerie der alten Meister untergebracht, die unter anderem Werke von Albrecht Dürer, Peter Paul Rubens und Rembrandt van Rijn enthält. Neben dem eigentlichen Schloss kann man auch noch mehrere Nebengebäude besuchen, so z. B. das Gewächshaus oder das Ballhaus. Rund um das Schloss wird der sonst eher eng verwinkelte Park weitläufig und offen.
Da wir nun den untersten Punkt erreicht hatten, haben wir uns wieder an den Aufstieg gemacht - gar keine so leichte Aufgabe, denn der Bergpark macht seinem Namen mit einem Höhenunterschied von knapp 240 Metern durchaus Ehre. Unterwegs treffen wir immer wieder auf kleine Ruinen, Tempel, Aquädukte und Brücken. Besonders erwähnenswert ist dabei die Teufelsbrücke, unter der sich (normalerweise; wenn keine Bauarbeiten stattfinden) auch ein Wasserfall ergießt. Glücklicherweise stellt sie auch so ein sehr sehenswertes Fotomotiv dar.
Oben wieder angekommen, sind wir ziemlich außer Atem und leicht verschwitzt, besonders vom Bezwingen der vielen Treppen entlang der Kaskaden, aber auch recht entspannt vom Tag im Park. Die Stadt Kassel, die wir für's Abendessen aufsuchen, ist leider selbst nicht sehr sehenswert. Dies ist in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass weite Teile der bis dahin beeindruckenden Altstadt durch Fliegerbomben im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und die Neubebauung eher im kühlen Stil der 50er und 60er Jahre erfolgte. Nichtsdestoweniger begeben wir uns in die City, um nach dem ausgedehnten Spaziergang durch den Bergpark eine adäquate Stärkung zu uns zu nehmen. Es wird eingekehrt ins "Gasthaus Lohmann", dessen Geschichte bis ins Jahr 1888 zurückreicht. Da empfängt man uns gut gelaunt und tischt deftige Schnitzel und Steaks auf - so bekommt es!
Zum bunten Abschluss in den Harz nach Quedlinburg
Langsam wurde es auch Zeit, die Heimreise anzutreten. Da uns die Route zurück in die sächsische Heimat über den schönen Harz führte, haben wir die Gelegenheit genutzt und sind Empfehlungen gefolgt, das Städtchen Quedlinburg zu besuchen! Die "Welterbestadt", wie sie sich aufgrund ihres UNESCO-Titels nennt, beeindruckt weniger mit einzelnen Sehenswürdigkeiten, sondern mehr als Gesamtkunstwerk.
Sie präsentiert sich als typisch mittelalterliche Stadt mit engen, kopfsteingepflasterten Gassen und vor allem den charakteristischen, bunten Fachwerkhäusern in hervorragendem Erhaltungszustand, von denen es noch mehrere Tausend (!) gibt. Das macht die Stadt zu einem der größten Flächendenkmäler des Landes und vor allem Teil des Weltkulturerbes. Auffällig sind dabei die teils schrägen Häuser und Fassaden, die sich in allerlei verschiedene Richtungen neigen.
Ziel ist zunächst der Burgberg, der sich im Zentrum der Stadt erhebt. Oben angekommen, hat man einen schönen Rundumblick auf die gesamte Stadt. Leider kann man den Turm nicht besteigen und muss daher mit dem Ausblick von der Burgmauer vorlieb nehmen. Die Burg bietet zudem ein Museum, in dem alte Gemälde, Waffen und vor allem der berühmte Domschatz ausgestellt sind.
Quedlinburg ist darüber hinaus noch für einige andere Spezialitäten überregional bekannt. Eine solche ist der Käsekuchen! Um das Gebäck spielen sich unterhalb der Burg ungeahnte Dramen ab. Es tobt der "Quedlinburger Käsekuchenkrieg", bei dem sich das "Café Vincent" und das "Café am Finkenherd" einen erbitterten Streit darum liefern, wer jetzt den besseren Käsekuchen macht. Beide Lokale verfolgen dabei sehr unterschiedliche Strategien. Ersteres setzt auf Vielfalt und hat im Laufe seiner Geschichte bereits rund 200 verschiedene Sorten kreiert, wohingegen Letzteres es mit Authentizität versucht und sich möglichst nah am ursprünglichen Rezept bewegen möchte.
Wir schlagen uns auf die Seite des Café Vincent und lassen uns von der Auswahl begeistern. Der Limetten-Cassis-Käsekuchen ist jedenfalls sehr lecker. Man kann aber auch noch deutlich ausgefallenere Kreationen bestellen, etwa Heidelbeere-Sanddorn, Whiskey-Orange oder auch Herzhaftes wie Knoblauch-Feige-Ziegenkäse. Die nette Atmosphäre und das hilfsbereite Personal tragen zum wohligen Aufenthalt ihr Übriges bei - klare Empfehlung.
Die Stadt weist sogar noch weitere typische Spezialitäten auf. So ist Quedlinburg berühmt für Honig und auch Senf. Dass sich dabei Tradition und Moderne gegenseitig nicht ausschließen müssen, zeigt der Laden "Quedlinburger Senf", der neben herkömmlich zubereiteten Produkten auch etliches mit Hanf anbietet - seien es Senf, Schokolade oder Bier - und bestens geeignet ist, um ein lokales Souvenir zu erwerben.
Auch wenn Quedlinburg als mittelalterliches Städtchen nicht übermäßig spektakulär und actionreich daherkommt, so lohnt sich ein Nachmittagsausflug dennoch, um die bunten Fassaden, den Burgberg und den Käsekuchen zu bestaunen, genau wie auch die niedlichen kleinen Details am Wegesrand, nach denen man die Augen offen halten sollte.
Die Action holen wir uns allerdings andernorts, denn was wäre ein Aufenthalt im Harz ohne einen Besuch der berühmt-berüchtigten Kyffhäuserabfahrt? Die Strecke mit ihren 36 Doppelkurven auf gerade einmal 4,5 Kilometern ist ein Genuss für jeden PS-Junkie und spielt für uns eine ganz besondere Rolle. So haben wir, neben zahlreichen anderen Gelegenheiten, den Kyffhäuser zum Ziel für unseren Z4-Praxistest im Rahmen der Vorbereitung für die Sommertour 2012 gewählt und über die Erfahrung einen der ersten Blogartikel verfasst. An diesem Dienstagabend sind wir neben einer Handvoll einsamer Biker die einzigen, die es wirklich wissen wollen, und mit Abstand die Schnellsten.
Besonders auch für den Golf R, dessen Zeit mit uns sich langsam aber sicher dem Ende zuneigt, ist die Kurvenhatz nach den langweiligen Autobahnetappen der letzten Tage ein würdiger Abschluss ... und ein Grund für breites Grinsen. Angezogen kann man wohl kaum mehr Spaß haben als mit einem Kompaktsportler auf einer sehr kurvigen, aber nicht zu serpentinen-artigen Strecke wie dieser. Wahnsinn!
Es muss nicht immer ins Ausland gehen - Ein Fazit
Ja, auch in Deutschland kann es schön sein. Unser kleiner Trip durch die Mitte des Landes hat uns nicht nur das mal wieder gezeigt, sondern wirklich viel Spaß gemacht. Neben den handfesten Vorteilen - z. B. dass man sich nicht um Kommunikation, Währung oder lokale Gegebenheiten kümmern muss - ist es auch eine spannende Erkenntnis, dass die schönen Ecken manchmal direkt von der Haustür liegen. Die Heimat besser kennenzulernen kann eine gute Idee sein, besonders wenn man in einem Land wohnt, das so vielfältig ist wie Deutschland. Das kann man bei der Planung der nächsten Reise - oder einfach nur bei der Wahl des nächsten Wochenendausflugs oder Städtetrips - ruhig im Hinterkopf behalten, auch wenn (gerade jetzt im Herbst) der Reiz groß ist, den nächsten Flieger nach Spanien, Portugal oder Italien zu nehmen.
In diesem Sinne wünschen wir eine gute Fahrt und viel Spaß beim Erkunden der nahen Ferne :).