Kurztrips

Überwintern, wo der Sommer wohnt - Eine Woche Teneriffa im März

von Robert 19. Januar 2025 0 Kommentare
TF-134 an der Nordküste des Anagagebirges auf Teneriffa 21by9

Die kalte Jahreszeit verkürzen - Verreisen im Frühjahr

Wie die meisten Menschen ziehen auch uns Sonne, Palmen und Meer deutlich stärker an als das nassgraue, kalte Winterwetter in Deutschland. So hat es sich für uns in den letzten Jahren zu einem sehr attraktiven Modell entwickelt, die erste (oder letzte) Reise des Jahres ins Winterhalbjahr zu legen und dann möglichst ins Warme zu fahren. Besonders im zeitigen Frühjahr, wenn man schon Monate an Kälte und Dunkelheit in den Knochen hat, kann es eine echte Wohltat sein, schon immer mal Sonne zu tanken. Der Bedarf war bei uns auch Anfang 2023 groß, als wir dieses Modell zum ersten Modell aktiv in die Tat umgesetzt haben.

Floating Market über dem Eingangsbereich des SIam Parks, TeneriffaEine Woche im März sollte es sein, möglichst schön mit Palmen, Temperaturen jenseits der 25° und blauem Himmel. Kurzum: Wir brauchten Sommer. Nun lohnt sich aber eine Reise auf die Südhalbkugel für eine Woche nicht und innerhalb Europas ist es im März selbst auf Mallorca noch ziemlich kühl. Nordafrika ist denkbar, erfordert aber relativ viel an Recherche und Vorbereitung. So wird die Wahl der Ziele schnell eng und klar: Es bleiben im Wesentlichen die Kanaren. Dank des Golfstroms herrscht hier das ganze Jahr über traumhaftes, subtropisches Klima. Klingt perfekt! Da wir mit der Inselgruppe noch keine echte Erfahrung haben, entscheiden wir uns zunächst für die größte Insel: Teneriffa.

27° am Flughafen Teneriffa SüdDies hat auch logistische Gründe, denn unser Reisezeitraum im März liegt für Deutschland noch mitten in der Off-Season. Dementsprechend dünn sieht es leider auch mit Direktflügen aus. Teneriffa ist, neben Gran Canaria, am ehesten noch ohne Layover und lange Reisezeiten zu erreichen. Zudem wird die Insel auch oft als abwechslungsreichste der Kanaren beschrieben und von vielen auch als die schönste. Na, wenn das nicht der perfekte Einstieg ist?!

Steigflug in Airbus A320 von Eurowings Discover über Frankfurt

Komplizierter als gedacht ... - Anreise, Unterkunft & Mobilität

Nachdem das Ziel ins Auge gefasst war, stellte sich heraus: Eine Insel mitten im Atlantik vor der Küste der Westsahara ist gar nicht mal sooo einfach zu erreichen. Im Winterhalbjahr gibt es nur wenige Direktflüge und dann vor allem von größeren Flughäfen aus. So entscheiden wir uns für eine Reise ab und an Frankfurt am Main mit der damals noch neuen Fluggesellschaft Eurowings Discover (inzwischen nur noch "Discover"). Im Condor-Segment will man wildern und sich zwischen EasyJet und Lufthansa ansiedeln. Das funktioniert so weit gut, allerdings könnte man auf einem 5h-Flug ruhig auch Getränke servieren. Preislich hingegen kann man mit rund 400€ pro Person inkl. Gepäck nicht meckern, auch wenn es kein Schnäppchen ist.

Bei den Unterkünften zeichnet sich eine klare Zweiteilung ab. Es gibt die großen Tourismus-Zentren mit Hotelketten und AI-Angeboten, hauptsächlich an der Südküste rund um Costa Adeje. Obwohl es auch viele Massentourismus-Bettenburgen gibt, muss ein Hotel hier nicht zwingend schlecht sein. Es gibt auch exzellente 5-Sterne Anlagen wie das Jardin Tropical. An der Nordküste hingegen dominieren eher individuellere, kleine Ferienwohnungen und Apartmentanlagen.

Wir entscheiden uns für "Alberto Dorner" im idyllischen Icod de los Vinos. Wie der Name verrät, handelt es sich hier auch um ein lokales Weinanbaugebiet und so verfügt das Objekt natürlich auch über eine hauseigene Bodega ;). Der Panorama-Blick von der großzügigen Terrasse auf die Küste UND den Teide macht den Luxus komplett, was sich allerdings auch im Preis widerspiegelt. Eine Unterkunft zu finden, die nicht Pauschalreise schreit, aber trotzdem noch halbwegs schick und bezahlbar ist, war tatsächlich nicht so einfach. Auch hier zeigt sich, dass das Winterhalbjahr auf den Kanaren eher Hauptsaison ist.

Nun, da die Unterkunft gefunden ist, muss man noch mobil sein. Es gibt zwar auch einige Buslinien und besonders in den größeren Städten wie Puerto und Santa Cruz kann man vieles auch ganz gut erlaufen. Dennoch ist ein Mietwagen unabdingbar, um sich auf der Insel sinnvoll bewegen zu können. Diese sind wie üblich am Flughafen am einfachsten zu bekommen und im Segment der normalen Kleinwagen auch sehr erschwinglich. Ab rund 30 € pro Tag ist man unterwegs. Wenn es exklusiver zugehen soll, muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen, doch auch das ist dann leider keine Garantie für ein schönes Auto, denn die Auswahl ist stark begrenzt.

BMW Z4 blickt zum Teide auf TeneriffaWir haben unglaubliches Glück und dank des Engagements von Sixt-Mitarbeiter Daniel können wir nach einem Tausch buchstäblich das schönste Auto auf der Insel fahren - ein BMW Z4 M40i Cabrio. Für die genialen Bergauffahrten und Passstrecken hier buchstäblich perfekt und ein Garant für Endorphine! Auch wenn Flüge, Unterkunft und Mietwagen jeweils mit Umwegen verbunden waren, kommen wir insgesamt mit einem sehr hochwertigen Setup an, was sich allerdings auch in der Urlaubskasse bemerkbar macht.

Blauer Himmel am Flughafen Teneriffa Süd Ankunftsterminal

Unverhofft im bunten Treiben - Zum Karneval in Los Gigantes

Wie es oft so ist am ersten Urlaubstag, man fährt gern einfach mal los und schaut, was man so findet. In unserem Fall sind wir zufällig nach Los Gigantes abgebogen. Wir hatten vorab im Reiseführer gelesen, dass der Ort vor allem für seine namensgebenden, gigantischen Klippen bekannt ist. So haben wir etwas außerhalb vom Zentrum geparkt und sind zunächst zu einem Aussichtspunkt gewandert, von dem aus man die Felsen betrachten kann, die hier bis zu 450 Meter nahezu senkrecht ins Meer abfallen. In der Tat ein sehr sehenswertes Naturphänomen, für das allein sich der Abstecher gelohnt hätte.

Steilkippen bei Los Gigantes auf TeneriffaWas wir allerdings nicht wussten, war, dass hier jedes Jahr im März der Karneval stattfindet und mit ihm eine Parade, die an die in Rio erinnert. So erklärte sich dann auch schnell, warum sich so viele Leute am Straßenrand sammeln. Wir haben uns einfach mal dazugestellt und hatten so unbewusst auch hervorragende Plätze für den Umzug. Die verschiedenen Karnevalsclubs zeigen hier ihre monatelange Arbeit beim Inszenieren der Wagen und Kostüme und versuchen, sich gegenseitig in Detail- und Einfallsreichtum zu überbieten.

Die Stimmung ist typisch-spanisch ausgelassen und vom Kleinkind bis zur Urgroßmutter nimmt gefühlt die halbe Insel an dieser großen Party teil. Dafür, dass wir ohne jeden Plan losgefahren sind, ein sehr spannendes Erlebnis. Auch die kleine Stadt selbst mit ihrem Yachthafen, einer entsprechenden Promenade und diversen netten Restaurants ist einen Spaziergang wert. Allerdings geht es dabei besonders abseits des Wassers teilweise recht steil bergauf, so dass man halbwegs gut zu Fuß sein sollte.

Immer wieder Teide - Fahren auf Teneriffa

Allerdings können wir uns so schonmal an die Topografie der Insel gewöhnen, denn "steil bergauf" geht es hier quasi überall. Das ist auch kein Wunder, denn bis auf einen schmalen, relativ flachen Streifen an der Küste besteht die Insel de facto nur aus einem Berg, dem Teide, der gleichzeitig auch der höchste Spaniens ist. Da hier auf wenig Luftlinie 3715 Höhenmeter, wortwörtlich über dem Meeresspiegel, überwunden werden, besteht die Mehrheit der Straßen aus teils doch sehr steilen Serpentinen. Wohl dem, der ein einigermaßen wendiges und leistungsstarkes Mietfahrzeug abbekommen hat, so wie wir mit dem ideal geeigneten Zetti :).

Vier wesentliche Auffahrten gibt es auf den Teide und wir beginnen mit der längsten, der im Nordosten ab La Esperanza. Bei strahlend blauem Himmel, 26° und offenem Verdeck machen wir uns auf den Weg und sind erstaunlicherweise fast die einzigen auf der ganzen Strecke. Auch, aber nicht nur deswegen ist die Fahrt schlicht genial. Man beginnt quasi auf Meereslevel und arbeitet sich dann Höhenmeter für Höhenmeter die perfekt ausgebaute, großzügig angelegte Serpentinenstraße den Berg hoch. Dabei wechselt man nicht nur alle paar Minuten die Vegetationszone bis zur Baumgrenze und darüber hinaus. Unweigerlich taucht auch irgendwann eine weiße Wand auf. Nicht aber Nebel passiert man hier, sondern tatsächlich die am Berg hängenden Wolken.

Fortan schraubt man sich dem Gipfel entgegen und genießt dabei das atemberaubende Panorama, bestehend aus dem Berg selbst, dem Meer, den anderen kanarischen Inseln und den Wolken, auf die man nun herunterblickt, statt zu ihnen hoch. Was für ein traumhaftes Szenario für einen Roadster mit 340 PS. Auch die anderen Auffahrten ab La Orotava (TF-21), Granadilla de Abona oder Chío (TF-38) sind spektakulär und warten darauf, befahren zu werden. Wer auch nur ein kleines bisschen für das Fahren oder beeindruckende Straßen übrig hat, wird die Teide-Auffahrten lieben!

BMW Z4 bei Sonnenuntergang auf dem Parkplatz am Fuß des Teidegipfels

Entschleunigung auf der Spitze - Im Teide-Nationalpark

Den Berg zu erklimmen, lohnt sich jedoch keinesfalls nur wegen der Auffahrt als solcher. Rund um die Spitze erstreckt sich ein Vulkankrater mit 17 km Durchmesser, "Las Cañadas", der durch die geologische Aktivität des immer noch aktiven Vulkans entstanden ist. In der Gegend lädt zudem der "Parque Nacional del Teide", zu mannigfaltigen Aktivitäten über das Fahren hinaus ein. Man kann etwa auf die Bergspitze wandern. Da dies aber sehr langwierig und bei dem Sauerstofflevel auch anstrengend ist, kann man auch die Seilbahn nehmen. Hier empfiehlt es sich allerdings, die Tickets ein paar Tage im Voraus zu reservieren, denn diese sind begrenzt und schnell ausgebucht.

Auch bei Fotografen und Astronomen ist der Park äußerst beliebt. Teneriffa eignet sich aufgrund seiner abgeschiedenen Lage im Atlantik mit verhältnismäßig wenig Kunstlicht sowieso bereits hervorragend zum Sternegucken. Oben auf einem Berg, vom Restlicht abgeschirmt durch einen gigantischen Krater, sind die Bedingungen dann buchstäblich perfekt, denn kaum irgendwo in Europa ist es dunkler als hier. Linsen anderer Art begegnen uns in Form diverser Filmcrews, die während unseres Aufenthalts dort Teile von „Rings of Power“ Season 2 für Amazon gedreht haben, wie wir nach einiger Recherche erfahren haben. Kein Wunder, Teneriffa ist vor allem aufgrund der wunderschönen Landschaft auch als Filmlocation sehr beliebt.

Wir selbst entscheiden uns für eine moderate Wanderung von ca. 2-3 Stunden durch den Krater und entlang diverser Magmafelder. Man sollte hier die Höhe nicht unterschätzen, denn wenn man tags zuvor am Strand gelegen hat, sind 2.500 Höhenmeter im Krater doch eine andere Nummer. Daher machen wir auch langsam und wählen eine einigermaßen flache Route. Entlang des Weges kann man bizarre Felsformationen beobachten, erkaltete Magmaströme bestaunen und die Dimensionen des Kraters erfahren. Gerade zum Ende wird die Wanderung dann doch nochmal fordernd. Wer lange sanft in den Krater hinabsteigt, muss zum Schluss sehr steil und schnell wieder aufsteigen. Hier sollte man nicht nur die Höhe im Kopf behalten, sondern auch selbigen vor der Sonne schützen und genug trinken! Wenn man das beherzigt, empfiehlt sich ein Ausflug in den Nationalpark in jedem Fall.

Enge Straßen und saftig-grüne Täler - Im Teno-Gebirge

Obwohl der Teide und seine Ausläufer den größten Teil der Inselfläche dominieren, stellen sie nicht das einzige Gebirge dar. Im äußersten Nordwesten befindet sich ein weiteres, das Teno-Gebirge. Wir begeben uns nach Santiago del Teide und biegen dort auf die TF-436 ab. Dabei handelt es sich um eine schmale, recht viel befahrene, aber dafür wunderschöne Bergstraße. Überall entlang des Weges finden sich bunte Blumenwiesen, grüne Felsschluchten und Täler sowie wunderschöne Panoramen mit Blick bis aufs Meer.

Blumenwiese im Teno-Gebirge auf TeneriffaBesonders das saftige Grün, das in klarem Kontrast zum überwiegend in Brauntönen gehaltenen Teide steht, beindruckt hier und zeigt klar den Abwechslungsreichtum der Insel. Es lohnt sich, an einem der zahlreichen Aussichtspunkte anzuhalten und einfach mal die Aussicht zu genießen, ggf. auch bei einem Kaltgetränk oder einem Dessert in einem der kleinen Cafés. Bei Masca gibt es auch eine schöne Wanderung durch eine Schlucht, falls man sich lieber zu Fuß als mit dem Auto bewegen möchte. Das kann man hier trotz der an sich sehr schönen Straße auch erwägen. Diese ist verhältnismäßig eng und dennoch eine der Hauptverkehrsadern im Nordwesten der Insel.

In Kombination mit weniger fahrerfahrenen Touristen und sehr erfahrenen Locals kein ganz einfaches Terrain. Wenn dann noch Busse oder wie in unserem Fall Militärkonvoys entgegenkommen, sind mehr Rangierkünste gefragt als auf dem Teide. Ungeachtet dessen lohnt die Fahrt schon wegen des Panoramas. Optional kann man an der Küste noch die TF-445 bis zur Punta de Teno fahren. Dort schlängelt sich die Straße die Küste entlang bis zu einem Leuchtturm. Allerdings ist sie nur noch montags und mittwochs für den öffentlichen Verkehr freigegeben, so dass man den Trip entsprechend etwas planen sollte.

Auf verwunschenen Pfaden - Im Anaga-Gebirge

Wer von den Bergen - oder dem Fahren auf bergigen Straßen - immer noch nicht genug hat, dem sei ein Ausflug ins Anaga-Gebirge ans Herz gelegt. Wir begeben uns trotz BMW zum Ausgangspunkt nach Las Mercedes und von dort auf die TF-12. Hier fährt man dann mittig auf dem Bergrücken entlang und hat einen spektakulären Blick auf Gran Canaria. Eingerahmt wird das Ganze von dichter, knochiger Vegetation und Wolkenschwaden. Ein fast schon magisches Szenario, wenn sich das Licht im Nebel spiegelt.

Doch auch die Küstenlinie, besonders im Norden, sucht ihresgleichen. Hier ist man hervorragend beraten, die TF-134 bis zum Ende zu fahren und vor allem zurück, denn der Blick ist einzigartig. Das grüne Gebirge, das steil ins Meer abfällt, davor die tosende Brandung und die Sonne, die sich in der Gicht bricht. Wow, was für ein Drive! Unterbrochen wird die Straße immer wieder von hübschen Aussichtspunkten und Stränden aus schwarzem Vulkansand, etwa der Playa de Almáciga. In Kombination liefert dieser Küstenstreifen ein unglaubliches Naturschauspiel ab!

Küstenlinie von Teneriffa bei Playa de BenijoAuf dem Rückweg biegen wir wieder auf die TF-12 ein und folgen ihr und ihrer spektakulären sowie fahrerisch äußerst spaßigen Routenführung bis zur Playa de Las Teresitas im Süden. Hier ist der Strand nicht schwarz, sondern golden, was aber daran liegt, dass man ihn künstlich mit Sahara-Sand angelegt hat. Das tut ihm und seiner Schönheit aber keinen Abbruch, denn eingerahmt von dicken Palmen kann man hier hervorragend den Sonnenuntergang beobachten. Es ist faszinierend, wie unterschiedlich die drei Gebirge auf Teneriffa sind, wobei das Anaga-Gebirge in sich das abwechslungsreichste ist. Ein Ausflug ist daher auch für Naturfreunde unbedingt empfehlenswert!

Wer die schönsten Strecken im Video nacherleben möchte, kann sich hier in unserem Timelapse einen Eindruck verschaffen:

Timelapse: Driving Tenerife (Canary Islands, Spain)

Wasserspaß für Fortgeschrittene - Der Siam-Park

Wenn man nach der dritten Runde dann aber genug von all den Bergen und der Natur hat, wird es vielleicht Zeit für etwas mehr Man-made Action. Wer Freude an Wasser- und/oder Freizeitparks hat, wird am Siam-Park nicht vorbeikommen. Der Outdoor-Wasserpark rangiert regelmäßig in den Top 10 der Weltranglisten und wartet tatsächlich mit der einen oder anderen beeindruckenden Attraktion auf. Mit Online-Tickets bewaffnet, begeben wir uns nach Costa Adeje und, nachdem wir einen Parkplatz gefunden haben, in den Park.

Was gleich auffällt: Die Anlage ist super-hübsch und gut gepflegt. Im südost-asiatischen Tropenstil gehalten, überzeugt sie mit dichter Vegetation und liebevoll gestalteten Gebäuden. Dazu kommen Tiere wie Robben, über deren Haltungsbedingung man sicher geteilter Ansicht sein kann. Der Park richtet sich dabei sowohl an Familien als auch an Thrill-Seeker und deckt beides ziemlich gut ab. Neben Wasserspielplätzen für Kinder, einem Wellenbad und einem entsprechend großen Tropen-Strand gibt es vor allem ein reichliches Dutzend Wasserrutschen. Diese beginnen im Action-Level bei der familienfreundlichen Ringrutsche und gehen dann in schon teilweise recht fordernde Speedrutschen über, manache davon auch im Dunkeln.

Die Attraktion, die dem Park allerdings seinen Weltrang verleiht, ist wirklich nichts für schwache Nerven. Beim "Tower of Power" überwindet man einen Höhenunterschied von 28 Metern nahezu im freien Fall und erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h. Die eigentliche Rutschpartie ist schnell vorbei, aber allein das Gefühl, dort oben zu liegen, die Füße baumeln am Abgrund und man sieht nichts, außer dass es mal eben 10 Stockwerke quasi senkrecht nach unten geht ... eine heftige Erfahrung! Insgesamt ist der Siam-Park für Wasserraten eine klare Empfehlung, auch wenn es in der Hauptsaison sehr voll werden kann. Trotzdem ist auch allein die Erfahrung, Mitte März völlig selbstverständlich bei 28° in einen Outdoor-Wasserpark zu gehen, die Sache wert!

The Tower of Power, Siam Park, TeneriffaAuf der Spur des Weines - Speisen & Getränke

Nach so einem anstrengenden Tag reichen ein paar Freibad-Pommes natürlich nicht, um sich wieder zu stärken. Zudem wäre es eine kulinarische Sünde, sich an einer Location wie Teneriffa auf Fastfood zu verlassen, denn wenn man möchte, kann man hervorragend essen und trinken! Am Thema Wein kommen wir wortwörtlich nicht vorbei, denn der Eingangsbereich unserer Ferienwohnungs-Anlage beinhaltet eine private Bodega. Die Gelegenheit lassen wir nicht verstreichen und folgen der Einladung unseres Vermieters, an einer exklusiven Weinverkostung teilzunehmen. Dabei lernen wir unter anderem den Listán Negro kennen, einen Rotwein, der nur auf Teneriffa und Lanzarote angebaut wird ("autochthon").

Spannend ist hier der Trend der "Submarinos" - dabei werden Weinflaschen in Kisten ein paar Meter tief zum Reifen im Meer versenkt, wo der Mangel an Licht und Sauerstoff dem Wein wohl besondere Aromen entlockt. Auch lokale Weine probieren wir, denn wir residieren schließlich an der "Weinküste" - Icod de los Vinos. Ein Besuch in einer der vielen kleinen Bodegas am Wegesrand lohnt in jedem Fall, da sie meist seit Generationen in Familienhand sind und entweder zu ebensolchen Weingütern gehören oder die Ware direkt von da beziehen. Aber auch in den lokalen Restaurants spielen Weine eine erhebliche Rolle.

Wir stürzen uns in die Gastro-Szene von Puerto de la Cruz und starten dort mit dem "Templo del Vino". Die Tapas- und Weinbar kombiniert hervorragend regionale Spezialitäten mit den passenden Weinen und wir haben hier mehrere sehr leckere Essen und schöne Abende. Ein wunderbar zarte Rindermedaillons mit exzellenter Käsesoße gibt es im Restaurante Regulo, welches sogar im Guide Michelin Erwähnung findet. Lecker Paella bekommen wir im Xauen Restaurante. Die Altstadt von Puerto ist sehr ergiebig, was qualitativ hochwertige, aber gleichwohl bezahlbare Küche angeht. Für 70€ kann man hier zu zweit mit mehreren Gängen und alkoholischen Getränken hervorragend dinieren! Das ist allerdings nicht auf die Stadt begrenzt. Spannende und günstige Restaurants findet man tatsächlich auf der ganzen Insel.

Für Spanien gilt generell, dass die Lebensmittelqualität sehr hoch ist und auf einer Insel natürlich nochmal mehr. Frischer Fisch und Meeresfrüchte gehören hier zum Tagesprogramm. Es lohnt sich daher auch, mal in einem der wohlsortierten Supermärkte einkaufen zu gehen und wenn man mag selbst zu kochen, zumindest wenn man in einer Ferienwohnung übernachtet. Mit leckerem spanischem Schinken und Käse schmeckt das Frühstück auf der Terrasse nochmal besonders gut, auch wenn der Ausblick natürlich ebenfalls seinen Teil dazu beiträgt ;).

Spanisches Frühstück auf der Terasse in Icod de los VinosSeit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf - Lost Places erkunden

Es gibt allerdings nicht nur traumhafte Panoramen und spektakuläre Landschaften auf Teneriffa. An so manchem Ort dominiert der Verfall. Das muss aber nicht zwingend etwas Schlechtes sein, besonders wenn man Freude an Urban Exploration hat. Das ist bei uns bekanntermaßen der Fall und so nutzen wir die Gelegenheit und erkunden ein paar verlassene Orte auf der Insel. Wir beginnen mit dem abgelegenen "El Esqueleto". Die Hotelruine aus den 70ern ist von Landseite aus kaum zu erkennen und nur zu sehen, wenn man genau weiß von wo. Seit mehr als 50 Jahren steht die Bauruine einer geplanten Hotelanlage dort, mit dem Material feinsäuberlich aufgetürmt, als würde es morgen weitergehen. Faszinierend!

El Esqueleto von Puntillo del Sol aus gesehenFür uns geht es weiter, und zwar zur "Casa Hamilton" an der Nordküste der Insel. Es handelt sich um eines der ersten Pumpenhäuser der Insel aus dem frühen 20. Jahrhundert, welche zur Bewässerung von Feldern essenziell waren. Heute ist es nur noch eine leere Hülle, die an der Klippe dem Meer zu trotzen versucht und den Kampf langsam verliert. Deutlich detailreicher geht es in Abades zu, einer vom Franco-Regime geplanten Lepra-Kolonie, welche in den 1940ern erbaut wurde. Allerdings wurde vor der Fertigstellung eine Behandlung gegen die Krankheit entdeckt, so dass sie nie ihrem vorgesehen Zweck gemäß genutzt wurde. Kirche, Schule, Turnhalle usw. können trotzdem bestaunt werden und haben in der Zwischenzeit als Übungsgelände für das spanische Militär sowie als Filmkulisse gedient.

Der letzte Lost Place, den wir erkundet haben, ist ein wahres Monstrum. Es handelt sich um die Bauruine eines gigantischen Hotel- und Apartmentkomplexes in Añaza. Der 23 Stockwerke hohe Rohbau steht da völlig ungesichert an der Küste. Eine Erkundung ist zwar faszinierend, aber unglaublich gefährlich. Überall sind Löcher im Boden, es gibt offene Treppenhäuser und Fahrstuhlschächte sowie hunderte Balkone ohne Geländer. All das kann bei einem unbedachten Schritt dutzende Meter freien Falls bedeuten. Wir verzichten daher darauf, das Dach zu erklimmen und halten uns nur in den unteren Stockwerken auf. Tatsächlich sind in dem Objekt bereits Menschen gestorben. Obwohl wir normalerweise immer dafür sind, spannende Lost Places zu erhalten, ist es in dem Fall wohl gut, dass in den kommenden Jahren endlich mit dem Abriss begonnen werden soll.

Aus den Bildern haben wir eine kleine, aber dafür doch recht breitflächig beachtete Fotoreportage erstellt und auf imgur veröffentlicht: I explored various abandoned places on the Island of Tenerife (Canaries), Spain (OC)

Ab nach Hause ... ? - Heimreise auf Umwegen

Nach rund einer Woche, die unerwartet viele und schöne Eindrücke bereit hielt, war es für uns Zeit, die Rückreise anzutreten. Also haben wir zusammengepackt, den Zetti gesattelt, uns schweren Herzens am Flughafen von ihm verabschiedet und uns ins Terminal begeben. Dort herrschte leider heilloses Chaos, welches sich zunächst in Form von sich immer wieder verschiebenden Abflugzeiten und einem Mangel an weiteren Informationen bemerkbar machte. Dennoch haben wir uns und das Gepäck eingecheckt und sind durch die Security. Da die Verspätung mindestens mehrere Stunden betragen sollte, haben wir es uns währenddessen in der Lounge gemütlich gemacht.

Inzwischen erfahren wir auch, dass einer der Hauptgründe für die Verwerfungen im Flugplan ein Streik der französischen Luftraumsicherung ist. Da folglich nicht über Frankreich geflogen werden kann, bleiben nur die deutlich längeren Routen über Nordafrika oder den Ärmelkanal. Wir schaffen es sogar - anders als die Passagiere vieler weiterer Flüge - ins Flugzeug und fangen an zu rollen. Doch dann wird klar: Unser vorgesehener Startslot würde bedeuten, dass die Gesamtflugdauer die zulässige Dienstzeit der Crew deutlich überschreitet. Wir dürfen daher nicht starten und es würde erst am nächsten Tag zurück gehen. Die Crew war tatsächlich auch sehr nett und hat uns mitgeteilt, dass wir in der Ankunftshalle unser Gepäck zurückbekommen, Hotelgutscheine, Transfers und Verpflegung.

So weit, so gut und fairerweise muss man sagen, es gibt deutlich schlechtere Locations, um festzuhängen, als eine subtropische Insel mit traumhaftem Wetter. Auch unser Gepäck haben wir bekommen, allerdings war das auch das einzige. Weder von der Crew hat noch vom Bodenpersonal haben wir in den nächsten Stunden etwas gehört. Es wurde auch nichts organisiert, nicht einmal Verpflegung. Wir hatten Glück, dass wir an einem Samstagabend in der Hauptsaison noch eines der letzten Hotelzimmer in Puerto bekommen haben und dank Status und Prio auch einen der letzten Mietwagen. Leider gab es nicht den Zetti zurück, sondern eine A3-Limousine, aber in dieser Situation nimmt man, was man kriegen kann. Andere hingegen mussten am Flughafen übernachten.

Audi A3 30 TFSI Limousine von Sixt am Flughafen Teneriffa SüdNach einer Nacht im zwar freundlichen, aber ansonsten eher zweifelhaften Hotel „Catalonia Las Vegas“ haben wir aus der Not noch eine kleine Tugend gemacht und den Lost Place-Abstecher nach Añaza eingeschoben. Mit erneuter Verzögerung, diesmal zum Glück nur leicht, konnten wir dann einen Tag später tatsächlich die Insel in Richtung FRA verlassen und von dort in einem schönen 7er nach Hause schweben. Nicht nur haben sich Eurowings/Discover bzw. die Lufthansa um nichts gekümmert. Sie haben sich auch hartnäckig geweigert, unsere Mehrkosten bzw. die gesetzlich vorgeschriebene Entschädigung zu erstatten (in unserem Fall ca. 1.300€). Erst eine Klage vor Gericht mithilfe eines Fachanwalts hat anderthalb Jahre später zum Erfolg geführt. Spannender Umgang mit Stammkunden für eine Premium-Airline.

Paradiesische Bastion gegen den Winter - Fazit

Die holprige Rückreise hat natürlich etwas für Stress gesorgt - keine optimalen Bedingungen, um möglichst viel Erholung mitzunehmen. Dem Urlaub als solchem oder Teneriffa selbst tut das allerdings keinerlei Abbruch. Der Aufenthalt war in jeder Hinsicht traumhaft schön! Mit unserem Luxusapartment in Icod und dem Z4 M40i als fahrbarem Untersatz hatten wir optimale Ausgangsbedingungen, um die Insel zu erkunden. Diese liefert zudem auch auf jeder Ebene ab. Landschaft abwechslungsreich, Natur atemberaubend, Straßen traumhaft, Essen erstklassig.

BMW Z4 M40i Cabrio mit offenem VerdeckAllerdings muss man es bergig mögen, denn die Insel besteht quasi ausschließlich aus dem Teide und dieser ragt sehr schnell, sehr steil aus dem Wasser hervor. Die Ausnahme bilden hier Teile des Küstenstreifens, die allerdings auch entsprechend dicht besiedelt sind. Man muss zudem festhalten, je nach Qualitätsanspruch ist Teneriffa ein recht teurer Spaß, zumindest bei Unterkünften und (guten) Mietwagen. Kosten des täglichen Lebens wie Sprit und Einkäufe hingegen sind relativ günstig, da sie von der spanischen Regierung subventioniert sind. Auch Restaurants sind für die gebotene Qualität eher preiswert, da darf es auch mal ein Dessert sein ;).

Eis mit Mandelcreme im Templo del Vino, TeneriffaUnterm Strich hatten wir eine fantastische Woche und einen Einstieg in die Kanaren, der besser nicht hätte sein können. Der beste Aspekt bleibt jedoch zweifelsfrei das Klima. Die ganzjährig hervorragenden Bedingungen auf der Inselgruppe laden absolut dazu ein, den Winter in Deutschland zurückzulassen und vorab schon immer ein bisschen Sommerluft zu schnuppern. Auch unabhängig davon ist Teneriffa ein erstklassiges Reiseziel, welches vorbehaltlos zu empfehlen ist. Das gilt nicht nur, aber vor allem für das Winterhalbjahr.

Playa de Benijo bei Sonnenuntergang

 

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