Niemand hatte es in den letzten 18 Monaten wirklich leicht. Die Corona-Pandemie hat sich in alle Teile unseres Lebens gefressen - sei es die Arbeit, das Privatleben oder auch die Hobbys. Vieles musste ausgehalten, überdauert und auch neu erdacht werden - die Belastungen und Entbehrungen waren und sind enorm. Dies gilt umso mehr, weil über weite Teile der Pandemiezeit auch kein Lichtblick erkennbar war: beschränkt auf die eigenen vier Wände, alle Möglichkeiten, Spaß zu haben, in weiter Ferne und jede Reiseambition wie unter einer schweren Decke erstickt.
Wie für so viele Menschen ist es auch für uns eine große Motivation im Alltag, wenn die nächste Reise erkennbar am Horizont schwebt. Dass dies seit März 2020 nicht der Fall war und vor allem auch gar nicht sein konnte, haben wir als außergewöhnliche Belastung empfunden. Das Reisen hat eben nicht nur an sich gefehlt, sondern auch als Motivator für den täglichen Kampf und als treibender Faktor für die Lebensfreude. So kam es leider auch, dass auf dem Blog lange Zeit Stille war. Wo nichts passiert, kann auch nichts gebloggt werden. Noch nicht einmal für einen soliden Jahresrückblick haben die Events gereicht.
Inzwischen sind aber nicht nur bei uns wieder vorsichtige Lebenszeichen zu erkennen. Die Reiseindustrie nimmt wieder etwas die Fahrt auf und wir können uns über zurückgewonnene Freiheiten und Möglichkeiten freuen. Diesen Moment wollen wir nutzen, um die aktuelle Situation etwas zu beleuchten und vor allem auch einen Ausblick zu geben auf das, was in nächster Zeit hoffentlich kommt. Was war, was ist und was wird? Es folgt eine kleine Bestandsaufnahme rund um das Thema Reisen, unsere persönliche Haltung und den weiteren Umgang mit dem Blog.
Die lange Durststrecke - was (nicht) war
Ein kurzer Rückblick ins Frühjahr 2020. Der epische Amerika-Roadtrip #OTRAmerika19 lag gerade hinter uns und noch voller Post-Travel-Glow wollten wir das Reisen fortsetzen. 2020 sollte für uns das Jahr der neuen Erfahrungen werden. Die erste Reise war für den März geplant - ein Blindbooking. Vorab hatte man uns nicht gesagt, wo es hingeht, erst eine Woche vorher haben wir erfahren, dass wir Mitte März nach *trommelwirbel* ... Schweden sollten! Eine Städtereise nach Stockholm wäre es geworden. Noch wenige Tagen vorab waren wir, trotz der sich rapide verschlechternden Lage, überzeugt davon, die Reise anzutreten.
Als die Corona-Fallzahlen dann aber explodiert sind, mehr und mehr Länder die Grenzen geschlossen hatten und sich auch der erste Lockdown abzeichnete, war klar für uns - nach Schweden geht es auf absehbare Zeit doch nicht. Aber leider auch nirgendwo anders hin, teilweise ja nicht einmal außerhalb des Landkreises oder gar der eigenen vier Wände. Das Gegenteil von Freiheit - für den Normalbürger schon extrem belastend, aber die pure Antithese eines jeden Travelers. Auch unsere weiteren Reisepläne für das Jahr 2020 - es sollte im Frühsommer in den Nahen Osten gehen - hatten sich natürlich relativ schnell komplett zerschlagen.
Geblieben für die Reisegelüste im vergangenen Jahr ist letztlich nur eine Option, die uns kontinuierlich durch's Jahr begleitet hat: Italien. Das Land, das es zu Beginn der Pandemie mit am härtesten getroffen hatte, schien auch am schnellsten wieder auf die Beine zu kommen. So konnten wir vor allem zunächst unsere traditionelle Alpen- & Dolomiten-Tour wie geplant durchführen. Mit Bozen als Basis ein paar Pässe unsicher zu machen, haben wir uns nicht nehmen lassen. Verbunden haben wir die Tour mit einem kleinen Entspannungsurlaub im vertrauten und wunderschönen Südtirol.
Aber auch Neues hielt Italien für uns bereit. So haben wir die Gelegenheit genutzt und ohne Flugtouristen und Kreuzfahrtschiffe ein verhältnismäßig leeres Venedig kennengelernt. Die Stadt in der Lagune steht sicher auf der Bucketlist eines jeden Reisenden, so auch auf unserer. Der Aufenthalt war nicht nur günstig, sondern auch sehr authentisch. Man konnte sich frei bewegen ohne Gequetsche, ohne Enge und ohne Warteschlangen. Ein geniales Erlebnis und zweifelsohne mein Reisehighlight des letzten Jahres. Das gilt deswegen umso mehr, als dass der Venedig-Trip eindrucksvoll illustriert hat, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt und Krisen gleichermaßen auch Chancen bieten können.
Auch für den "großen Sommerurlaub" musste in Ermangelung pandemiekonform zu bereisender Gebiete Italien wieder herhalten. Nach ein paar Tagen an unserem Rückzugsort Tisens in Südtirol haben wir die unbekannteren Gebiete der Toskana erkundet. Das war zwar objektiv betrachtet ein schöner Urlaub, auf dem aber subjektiv kontinuierlich ein grauer Schleier lag. Vieles ging nicht so richtig, man hatte ständig Angst, sich zu infizieren und es hat sich alles notdürftig und nach Kompromiss angefühlt. Nicht wie selbstbestimmtes und bewusstes Reisen, eher wie Getriebenwerden und nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner aus Gewolltem und Möglichem. Außerdem hatte sich gegen Ende der zweiten Woche überall in Europa die Lage so verschlechtert, dass wir deutlich eher als geplant die Heimreise antreten mussten. Alles in allem nicht das, was man unter einer erfüllenden Reise oder unter einem energiespendenden Entspannungsurlaub versteht.
Und dann kam der Winter. Der lange, graue, dunkle Winter, der sich gefühlt von November bis Mai gezogen hat. Mit ihm kam nicht nur schlechte Stimmung, sondern auch die nächsten Lockdowns und Einschränkungen der Reisefreiheit. Keine Christmasshopping in New York, kein Silvesterabend in Paris, ja nicht einmal Wellness im Frühjahr. Tatsächlich war die Zeit zwischen Herbst 2020 und Sommer 2021 in Reisehinsicht die tristeste, die ich seit Jahrzehnten erlebt habe. Über Wasser gehalten hat man sich mit kleinen Ausflügen ins Umland, wie z. B. nach Moritzburg, wo die Seen zugefroren waren. Ein äußerst schaler Ersatz für das sonst übliche und auch notwendige Programm.
Der vorsichtige Lichtblick - Was (gewesen) ist
Die Lage selbst, vor allem aber den Fakt, dass jeder positive Ausblick fehlte, auf den man sich hätte freuen können, haben wir als sehr belastend empfunden. Auch wenn ein gewisser Pragmatismus das Handeln bestimmt und wir bestrebt waren, das "Beste aus der Situation zu machen", fehlte das Reisen dennoch extrem. Der erste Lichtblick kam tatsächlich erst im Juni mit dem breitflächigen Ausrollen der Impfungen und dem damit verbundenen Rückgang der Fallzahlen. Auch wir haben uns natürlich an der Impfkampagne beteiligt, so dass zum Glück die dringend benötigte und heiß ersehnte Alpentour 2021 stattfinden konnte.
Ende Juni haben wir uns daher also testweise aufgemacht zur ersten kleinen Reise seit langem. Die Fahrt nach Südtirol, die sonst an einem langen Wochenende lockerflockig runtergerockt wird, kam uns vor wie eine Weltreise. Ein halbes Dutzend Formulare und Genehmigungen musste bearbeitet werden, bevor der Trip (legal) möglich wurde. Davon unbeeindruckt haben wir die Fahrt zu unserer Base in Brixen angetreten und hatten seit langem mal wieder so etwas wie eine gute Zeit.
Mit den alten Verdächtigen BMW 440i Coupé und Ford Focus RS haben wir die Passhatz in vollen Zügen genossen. Als Gaststar hinzugekommen ist der neue BMW M4 Competition, welcher uns vor allem auf dem Penser Joch ein mehr als breites Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Was für eine geniale Tour, vor allem weil wir außerhalb der Urlaubssaison auf vielen Pässen freie Fahrt hatten - ein Traum.
Eine weitere Tradition im Reisejahr ließ sich zum Glück auch wiederbeleben - das Wellnesswochenende. Normalerweise zieht es uns vor allem am Ende der kalten Jahreszeit in Whirlpool und Sauna. Aufgrund der Restriktionen konnten wir dieses Jahr aber erst im August die Fahrt in den Harz antreten. In unserem Go-To-Resort für umfassende Entspannung, dem "Romantischen Winkel" in Bad Sachsa, gab es für Stammgäste Sonderangebote. Der Idee konnten wir nicht widerstehen und haben so ein Wochenende im August mit Dampfbad, Massagen und guter Küche zugebracht. Alles Dinge, die während der Lockdowns erheblich zu kurz gekommen waren.
Die richtige Erlösung hat aber noch gefehlt. Der Befreiungsschlag, etwas ... Großes! Zu Beginn unserer üblichen Urlaubszeit im September hatten sich die Fallzahlen zwar einigermaßen entspannt, dennoch war die Lage ambivalent. Es gab quasi auf Tagesbasis teils auch sehr kleinteilige oder regionale neue Regelungen. Das Ende der Sommerferien - für uns ja normalerweise ein großer Vorteil - brachte die vierte Welle ins Rollen und mit ihr auch wieder neue Reisebeschränkungen. Damit war zumindest das Format relativ klar. Bus, Bahn und Flieger kamen nicht in Frage; ein zünftiger Roadtrip musste her. Nicht nur ist der PKW die pandemiekonformste Art zu reisen, nein, er ermöglicht es auch, die Reise ohne Vor- oder Umbuchungen notfalls täglich neu auszurichten und auf eventuelle Entwicklungen zu reagieren. Oder einfach länger zu bleiben, wenn es irgendwo schön ist.
So haben wir also Anfang September den guten alten 4er gesattelt, der damit auch zu seiner letzten größeren Tour aufgebrochen ist. Keine Sorge, er ist unbeschadet wieder angekommen, allerdings läuft leider der Leasingvertrag Ende Oktober aus. Wohin es ging und was wir erlebt haben, sei hier noch nicht im Detail verraten, denn dazu folgt eine eigene Artikelserie. Allerdings kann soviel bereits als gewiss gelten: ES. WAR. EPISCH.
Die Tour war nicht nur für Pandemie-Verhältnisse ein akzeptabler Urlaub. Nein, auch und vor allem für sich genommen haben wir einen erinnerungswürdigen Roadtrip auf den Asphalt gezaubert. Wichtiger noch als die geile Reise selbst war dabei, dass sie uns eines gezeigt hat. Nämlich, dass sowas wie Erfahrungen machen, neue Dinge probieren und unbeschwert Spaß haben endlich wieder greifbar ist. Nach langem hat man mal wieder gesehen, dass da draußen sowas wie Leben ist und das war viel, viel wert.
Das Ende mit Schrecken ... ?! - Was (hoffentlich) wird
Der Befreiungsschlag ist also durchaus gelungen. Aber wie geht es weiter? Der Roadtrip hat vor allem auch eines bewirkt: uns komplett wieder anzufixen, was die Reiselust angeht. Konkret geplant ist bisweilen nur noch ein City-Trip. Als weitere kleine Konstante, die ein wenig gewohnte Struktur ins Reisen bringen soll, geht es Ende Oktober zu einem unserer Lieblingsziele. Die Suche nach etwas Entspannung und dem Flair der "großen weiten Welt" lockt ein paar Tage in die uns bereits wohlbekannte niederländische Hauptstadt. Dies wird nicht nur der erste Ausflug nach Holland, sondern auch tatsächlich der erste Flug seit zwei Jahren.
Eine Spanne, die ich seit meinem ersten Flug nie wieder erreicht habe. Umso spannender wird es, zu sehen, wie der Luftverkehr aktuell funktioniert und ob dieser auch wieder ein verlässlicher und komfortabler Baustein für die Logistik kommender Reisen sein kann. Für diesen Fall ist auch ein weiterer Trip in den nächsten Monaten nicht ausgeschlossen. Der Sommerurlaub hat die Reiselust ja wieder vollends geweckt und aufzuholen haben wir auch einiges. Warum also nicht noch ein kleiner Trip Ende des Jahres oder über den Jahreswechsel? Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickelt, sind aber hochmotiviert.
Auch die Planungen für 2022 laufen langsam an. Wer den Blog kennt, der weiß, dass wir uns bei einem Thema immer im Dreijahresrhytmus bewegen. 2013, 2016, 2019 ... 2022 - was fällt auf? RICHTIG! Nach der Westküste, New York und New Jesery sowie dem Kanada & Kalifornien-Roadtrip vor zwei Jahren steht der nächste große Amerika-Trip an. Klar ist bis jetzt wenig. Wir visieren wieder den September an, wollen gerne 4 Wochen unterwegs sein und selbstverständlich wird es in großen Teilen ein Roadtrip werden. Darüber hinaus gibt es gerade nur sehr lose Ideen.
Aber eines ist klar, wir setzen alles daran, etwas extrem Geiles draus zu machen, und etwas anderes ist noch klarer: Wir haben Bock. RICHTIG BOCK. Dann ist hoffentlich auch Corona Geschichte und damit auch alle Einschränkungen, Reiserestriktionen und Teststationen. Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Pandemie im Frühjahr oder spätestens im Sommer nächsten Jahres endgültig ausgestanden ist. Drücken wir die Daumen!
Noch nicht Geschichte hingegen ist ein anderes Thema, welches uns sehr wichtig ist - die Rallye. Nach der geilen Osteuropa-Edition 2019 hatten wir angekündigt, die Frequenz aufgrund des hohen Organisationsaufwandes auf alle zwei Jahre herunterzuschrauben. Somit wäre 2021 eine Rallye fällig gewesen und das war auch der Plan - vor der Pandemie. Nun war die Lage aber keinesfalls so, dass man den Aufwand mit einem verlässlichen Ergebnis investieren konnte. Noch viel weniger schien es vertretbar, Leute aus allen Teilen Europas in kürzester Zeit durch ein halbes Dutzend Länder zu scheuchen - von entsprechenden Regularien ganz zu schweigen. Sorry for that =/.
Dennoch haben wir die Anfragen sowohl von potentiellen Teilnehmern als auch aus der Community erhalten und auch gehört. Wir möchten prinzipiell gern an dem Projekt festhalten. Da die Lage allerdings immer noch nicht ausreichend sicher ist, um die Verantwortung übernehmen zu können, wohl aber die Organisation für kommendes Jahr jetzt starten müsste, ist eine Rallye auch 2022 leider unwahrscheinlich. Auch hier behalten wir die Lage im Blick, wollen aber ehrlich sein und keine falschen Versprechungen machen.
Mehr Reisen, mehr Beiträge?! Was man (vielleicht) postet
Zu organisieren und zu tun gibt es aber auch so genug. Dank der zahlreichen schönen Erlebnisse, die wir nun in der zweiten Jahreshälfte genießen konnten, ist auch wieder genug Content da. So lässt sich nicht nur die lange Durststrecke beim Reisen beenden, sondern auch auf dem Blog. Wo keine Reisen gemacht werden, entstehen auch leider keine Inhalte und auch die Motivation war im Keller, so dass es seit Monaten keine Beiträge mehr gab - vom zweiten Teil der #OTRAmerika19-Videoserie abgesehen. Für diese "große Stille" möchten wir uns entschuldigen. Wir haben nach wie vor wahnsinnigen Spaß am Reisen und Bloggen und wollen post-pandemisch beides auskosten, so gut es geht.
Umso mehr freuen wir uns, euch bis zum Jahresende noch einiges an spannenden Beiträgen präsentieren zu können. Wie bereits erwähnt wird es in erster Linie eine Artikelserie und 1-2 Videos zu unserem genialen Sommer-Roadtrip geben, über den es zahlreiche Geschichten zu erzählen gibt ;). Aber auch eine kleine Bringschuld aus dem letzten Jahr werden wir noch einlösen, die einigen Lesern des Venedig-Artikels nicht entgangen ist. Außerdem bleibt die - durchaus realistische - Hoffnung, dass Amsterdam nicht der letzte Trip des Jahres war und wir auch noch andernorts in Europa ein paar Impressionen einfangen können! Auch die Social-Media-Kanäle werden dann wieder eine größere Rolle spielen.
In diesem Sinne machen wir uns da doch auch flugs ans Werk! Es werden Fotos sortiert, Videos geschnitten und Artikel formuliert. Stay tuned for more!
Bis dahin euch eine schöne Herbstzeit oder im Optimalfall sogar "gute Reise" - wir gönnen es jedem von Herzen :).